Bloodseal: Flucht ins Ungewisse (German Edition)
Decke fallen ließ. Er landete geschickt auf allen vieren, wirbelte am Boden herum und trat dem Mann in die Kniekehle. Dieser knickte ein, ließ mich gleichzeitig los, um sich mit den Armen zu stützen. Ich hatte keine Zeit, mich zu orientieren, da nahm Matt mich an der Hand und zog mich hinter sich her.
Das Echo der rauen Stimme des Mannes holte uns ein. „Gang 7-Delta!“
Matt beachtete den Ruf nicht weiter, stieß eine Tür auf und wir rannten breite Stufen hoch.
Das wärmende Kribbeln, das von Matts Hand auf mich überging, gab mir neue Kraft und schien sie mir andererseits auch gleich wieder zu stehlen – was immer noch ein gewöhnungsbedürftiges Gefühl war.
Ich fragte mich immer noch, wo genau wir eigentlich waren. In einem Bürogebäude? Die kahlen weißen Wände sowie die Einrichtung der Räume würden zumindest darauf hindeuten. Nur die Tatsache, dass es hier keine Fenster gab, machte mich etwas stutzig.
Wir passierten zwei Stockwerke, als wir durch eine weitere Tür schlüpften. Der nächste monotone Gang erstreckte sich vor uns, doch diesmal sah ich das erste Fenster, das mir die Finsternis der Nacht zeigte. Wie lange war ich denn bewusstlos gewesen? Einen ganzen Tag?
„Hier lang!“
Matt dirigierte mich in eine Richtung, hielt mich die ganze Zeit über am Handgelenk, was mir weiterhin ein beruhigendes Gefühl vermittelte. In mehrerlei Hinsicht.
„Matt?“, fragte ich zwischen zwei gehetzten Atemzügen. „Woher weißt du so genau, wo wir hin müssen?“
Er wandte sich nicht um, als er antwortete: „Die Stimme, die du vorhin gehört hast …“ Er drückte eine Türklinke hinunter, doch sie war verschlossen. Er ließ mich los, mit einer schwachen Handbewegung sagte er mir, dass ich zurücktreten sollte, was ich auch tat. Ein kräftiger Tritt gegen die Tür reichte aus, dass sie aufsprang und fast aus der Verankerung flog. „Sie sagt mir den Weg.“
„Und wer genau ist …“
Er ergriff wieder meine Hand und sah mir kurz in die Augen. „Später!“
Wir sprinteten durch einen kleinen Raum, an dessen gegenüberliegenden Seite sich eine weitere Tür befand.
Matt legte gerade die Hand auf die Klinke, als die Tür plötzlich von außen aufgerissen wurde. Ich sprang einen erschrockenen Schritt zurück, Matt drückte meine Hand fester. Doch unsere Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet, als ich sah, wer vor uns stand.
„Nick“, sagte Matt erleichtert. „Ich hätte dir fast eine gescheuert.“
Nick verzog sein Gesicht, rieb vorsichtig über sein blaues Kiefer. „Danke, für heute bin ich bedient. Aber …“ Er deutete auf Matts Gesicht. „… dich haben sie auch ziemlich rangekriegt, was? Sieht unheimlich aus.“
„Könnten wir das draußen besprechen?“, fragte ich nervös. „Immerhin befinden wir uns immer noch mitten in Apocalypse Now!“
Beide nickten sich knapp zu und wir eilten nach draußen.
Jedoch blieb ich etwa drei Schritte, nachdem die Tür hinter uns zugeknallt war, stehen. Ob ich überrascht, wütend oder entsetzt war (oder alles zusammen), konnte ich nicht sagen. Ich kam mir vor, als hätte mir jemand ein Brett gegen die Stirn geschlagen oder ein Messer in den Magen gerammt.
Cass stand ein paar Schritte vor mir.
Anstatt der ganzen Gehirnwindungen mussten sich Würmer in meinem Schädel befinden. Würmer, die mir den letzten verbliebenen Rest Verstand wegfraßen.
Matt ließ mich ohne Widerspruch los, als ich an ihm vorbei und auf Cass zuging. Tausend Worte wanden sich in meinen Gedanken, doch keines davon hätte ausdrücken können, was gerade in mir vorging. Cass hielt den Blick gesenkt. Ich überlegte nicht, es war vielmehr eine mechanische Tat, als ich mit der flachen Hand gegen sein Gesicht schlug. Meine Handfläche begann zu brennen, doch das interessierte mich nur wenig.
„Wie konntest du mir das antun?“, rief ich, verletzt in meiner Ansicht von ihm als Freund. „Ich hab dir vertraut.“
Ich ballte eine Faust, hob meinen Arm, um ihm erneut eine zu verpassen. Aber der Akt war vergebens, als Cass meinen Schlag blind abfing.
Endlich sah er mich an. „Ein Schlag pro Anwesendem reicht …“ Durch das schwache Licht zwischen den (wie ich nun erkannte) Lagerhallen, sah ich, dass seine Wange einen leichten Rotton annahm, doch nicht nur das. Sein linkes Auge hatte einen dunklen blauen Rand und war schulschlägermäßig angeschwollen. Ein Veilchen?
„Erklär mir, was das ganze Freundschaftsgetue sollte!“, verlangte ich schroff, zog an meinem Arm,
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