Blue
Frau zuckte mit den Schultern.
„Franz Horath und seine Frau waren meine Freunde. Wir trafen uns täglich zum Kaffee. Eines Morgens, als ich sie besuchen wollte, stand ein Möbelw a gen vor der Tür und eine Frau mit dunklen Haaren kommandierte , zusa m men mit einem Mann , die Möbelpacker herum. Als ich sie fragte , wer sie sei und was hier zugange war, meinte sie nur, dass es mich zwar nichts anginge, sie es mir aber doch erzählen würde.“ Sie hielt inne und ihr Blick schien in die Vergangenheit zu schweifen. Plötzlich schwammen ihre Augen in Tr ä nen. Dann straffte die alte Dame die Schultern und sah Blue direkt an. „Die Frau meinte, sie wäre von einem internationalen Transportunternehmen und sie hätten den Auftrag , Horaths Mobiliar zu verschiffen, da sich die b eiden ins sonnige Florida abgesetzt hätten. I ch konnte das kaum glauben , w ar ich doch am Tag zuvor noch bei ihnen gewesen und sie hatten mit keiner Silbe solche Pläne erwähnt. Lange Zeit habe ich nachgeforscht, die Polizei und Privatdetektive darauf angesetzt. Alle Versuche die Horaths zu finden sind gescheitert. Sie sind wie vom Erdboden verschluckt.“
Mit jedem Wort, das der Alten über die Lippen gekommen war, wurde Blue kälter. Wenn die Horaths verschwunden waren, was war dann aus Andromeda geworden? Im Übrigen, warum war sie nicht mehr aufgetaucht? Seit dem Treueschwur hatte sie sich nicht mehr blicken lassen.
„Darf ic h fragen , was Sie von ihnen woll en?“
Die Güte, die aus den betagten Augen sprach, ließ Blue wahrheitsgetreu antworten. „Ich bin auf der Suche nach meiner Mutter und es hieß, die H o raths wüssten über sie B escheid .“ Die Frau hatte die Hand an ihre Wange gelegt und sah Blue nun zu allem Übel mitleidig an.
„Ach, Kind. Das tut mir so leid.“
Als Blue nach dieser Pleite wieder im Wagen saß , klingelte das Handy. M u se’ Assassin plärrte aus ihrer Manteltasche. „Was?“, fragte sie, als sie den A n ruf entgegengenommen hatte. Bitte nicht noch mehr Hiobsbotschaften.
„Komm sofort zu deiner Wohnung. Wir sind auch alle da. “ Boss’ Stimme duldete keine Widerrede . W enn er sich in einer solchen Gemütsverfassung befand , war die Kacke am D ampfen . Blue konnte sich nicht einmal durc h ringen zu fragen, weshalb ihre Wohnung zum Stützpunkt erklärt worden war.
Hinterhalt
Bereits im Lift zum Dachappartement konnte Blue den metallischen Geruch von Blut wahrnehmen. Aber erst als die Fahrstuhltür zur Seite geglitten war , erkannte sie das wahre Ausmaß der Katastrophe. Boss stand mit gestrafften Schultern am Fenster, Shadow saß auf dem Sofa und hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Dark und Umbro lehnten an der Wand neben dem Sofa und Gabriel saß am Esstisch. Von Irbis, Tom und Nero fehlte jede Spur.
Die Männer, die anwesend waren, boten ein erschreckendes Bild. Sie waren übersät von Schrammen, die Kleidung war zerrissen und über und über mit Blut befleckt. Ein schrecklicher Verdacht drängte sich Blue auf.
„Was ist passiert?“, fragte sie heiser, nicht sicher , ob sie die Antwort hören wollte. Alle Blicke richteten sich auf sie. Boss kam auf sie zu, das Gesicht vor Kummer verzerrt.
„Komm und setz dich, Nichte.“ Er hatte sie am Arm genommen und wol l te sie zum Sessel führen. Blue widersetzte sich jedoch. Eisige Kälte kroch durch ihre Adern wie flüssiger Stickstoff.
„Wo sind Tom, Irbis und Nero?“ Plötzlich hörte sie Schmerzenslaute aus dem Schlafzimmer. Ohne die Antwort ihres Onkels abzuwarten, wirbelte sie herum und stürzte durch die Zimmertür. Hinter ihr hörte sie Orion ihren Namen rufen, doch es war ihr egal.
Das Bild, das sich ihr bot , ließ ihr Herz einen Schlag aussetzen. Irbis lag auf dem Boden neben dem Bett. Eine Frau kniete neben ihm und drückte eine blutige Kompresse an sein en Hals. Das blonde Haar hatte sie im Nacken zu einem straffen Knoten gedreht und sie trug eine weiße Krankenschwester n tracht. Auf dem Bett lag Tom. Er regte sich nicht und die graue Farbe seines Gesichts ließ Blue denken er sei tot. Allein der Klang seines schwach schl a genden Herzens bewahrte sie davor, den Kopf vollends zu verlieren.
„Bleiben Sie liegen, sonst reißt die Wunde wieder auf.“ Die Stimme der Frau war freundlich, hatte aber einen gebieterischen Unterton.
„Es geht mir gut, verdammt“, fluchte Irbis . „Kümmern Sie sich lieber um Tom.“
Der Mann, der bei Tom war und sich dessen Verletzung angenommen ha t te, wandte sich im
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