Blue
im G e sicht.
„Wir haben Verräter unter uns, Blue. Denk an die Razzia.“ Dann war seine Kraft wieder verebbt und er ließ sich zurück auf den Boden sinken. Sie rüc k te ihm das Kissen zurecht und setzte sich auf die Fersen.
„Ich werde denjenigen finden, der euch verraten hat. Versprochen“, sagte sie mit mehr Zuversicht , als sie empfand.
„Wir hab en ihn, Prinzesschen. Es war David . Gabriel hat ihn in deinem Trainingsraum angekettet.“ Brennende Wut kroch in Blue hoch und ihre Fänge drohten auszufahren. Mit größter Mühe nahm sie sich zusammen und holte eine Decke aus dem Schrank hinter Irbis. Sie deckte ihn zu und strich ihm die Haare aus dem Gesicht.
Müde drehte er den Kopf zur rechten Seite und legte seine Wange in ihre linke Hand. Ohne darüber nachzudenken, nahm sie eine Strähne seines N a ckenhaares, die ihm am Hals klebte , und drehte sie zwischen ihren Fingern. Dabei fiel ihr Blick auf ein Mal, das sich hinter der Ohrmuschel befand. Ein sternförmiges Muttermal ... Blues Herz begann zu galoppieren. Sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt tun musste oder was sie sagen sollte. Da bemer k te sie, dass Irbis bereits eingeschlafen war und ihr so noch etwas mehr Zeit blieb , mit dieser Entdeckung fertigzuwerden.
In ihr tobte ein totales Gefühlschaos. Da lag er, ihr Bruder. Sie hatte erst vor K urzem erfahren, dass es ihn überhaupt gab und jetzt war sie völlig überwältigt von der Tatsache , ihn gefunden zu haben. Wie sagte man so etwas? Blue musste sich fragen, was sie nun wirklich empfand. Konnte sie ihn jetzt schon lieben, obwohl sie sich gerade erst begegnet waren? Wie wäre es gewesen, wenn sie nie getrennt worden wären? So egoistisch es klingen mochte, sie wäre froh gewesen, nicht allein ihre schlechte Kindheit durchlebt haben zu müssen. Ja, doch, sie liebte Irbis bereits. Sie hatte sich von Anfang an zu ihm hingezogen gefühlt.
Doc war inzwischen vom Bett weggetreten und wischte sich die Hände ab. Blue stand auf und ging zu Tom. Er sah schrecklich aus. Das Gesicht war grau, das Herz schlug schwach und viel zu schnell und sein Bauch war in einen dicken Verband gepackt. Die Haare klebten auf seiner schweißnassen Stirn und er fühlte sich eiskalt an, als Blue nach seiner Hand griff. David würde für den Verrat büßen, den er an Boss und den Jungs begangen hatte. Aus weiter Entfernung drang Docs Stimme an ihr Ohr.
„Er hat viel Blut verloren . W enn er aufwacht , wird er brüllen vor Hunger. Und wenn ich brüllen sage, meine ich das wörtlich. Also sorgt für genügend Konserven. Ich werde morgen noch mal nach ihm sehen.“ Dann verließ er leise das Zimmer.
Seufzend beugte sich Blue zu Tom hinunter und küsste ihn sanft. Da lagen sie, Tom, ihr Mann und Irbis, ihr ... Sie schaffte es nicht einmal , das Wort zu denken. Erfüllt von Wut und Frustration richtete sie sich auf und ging ins Wohnzimmer. Gabriel , Orion und die drei anwesenden Schattenlords hoben die Köpfe. Sie bedachten Blue mit aufmerksamen Blicken und sie wusste auch warum. Sie konnte fühlen , wie ihr inneres Chaos ihre Augen zum Leuchten brachte.
„Umbro, du warst mit Tom unterwegs“, sagte sie leise. Er nickte. „Komm her“, befahl sie, dieses Mal lauter. Er erhob sich und kam zu ihr. Sein Körper war gespannt wie eine Bogensehne. Als er vor ihr stand, schnellte ihre Hand vor und krallte sich an seiner Kehle fest. Die anderen Männer zischten ve r ärgert wegen der Demütigung, die Blue über Umbro brachte.
„Warum hast du es zugelassen, dass Tom so schwer verletzt wurde? Er ist für solche Situationen nicht genug trainiert und er war deinem Schutz unte r stellt!“
Umbro starrte sie aus schmerzverzerrten Augen an. Durch den Druck auf seinen Kehlkopf konnte er kaum sprechen. Stattdessen war Shadow aufg e standen und hinter seinen Bruder getreten.
„Tom hat keinen Schutz nötig. Er hat gekämpft wie einer von uns. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich noch einen Bruder verloren.“
Verwirrt lockerte Blue den Griff und Umbro ging keuchend in die Knie. „Was meinst du damit, Shadow?“, fragte sie, ohne den Befehlston zu unte r drücken. Er räusperte sich und half seinem Bruder auf die Beine , während er antwortete.
„Tom hat Umbros Leben gerettet. Er hat sich vor ihn in die Schusslinie geworfen. Die Kugel, die ihn fast getötet hätte, hat Umbro gegolten.“ Er hielt inne, atmete schwer und bedeckte seine Augen mit der Hand. „Wäre Tom nicht gewesen, wäre Umbro jetzt tot wie ... Nero.“
Blue
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