Blue
zu weinen.
Die warmen Hände, die sich um ihr Gesicht gelegt hatten , waren wie ein Leuchtfeuer, das sie durch tiefste Dunkelheit lotste. Und als sie endlich i m stande war die Augen zu öffnen, blickten sie Irbis’ dunkelblaue Augen so r genvoll an. Zitternd fiel sie um seinen Hals und suchte Halt im H ier und J etzt . Gewissheit, dass das hier die Realität war.
*
Irbis hatte es sich auf Blues Couch bequem gemacht. Das Designerteil war komfortabler , als es aussah. Das Kissen roch nach ihr und die Decke war herrlich weich.
Er fühlte sich verwirrt. Diese Frau, die Prinzessin, mahnte er sich selbst, löste in ihm eigenartige Gefühle aus. Er fühlte sich auf intensive Art zu ihr hingezogen. Er wollte sie in seiner Nähe wissen, sie beschützen und für sie da sein. Doch hatte das nichts mit romantischer Liebe oder Sex zu tun. Im Gegenteil. Jegliches dieser Art käme für ihn einem Frevel gleich.
Während er versuchte seine Gefühle zu ordnen, zerriss ein Schrei die Stille der Wohnung. Noch in der gleichen Sekunde war er auf die Beine gespru n gen und in Blues Zimmer gesprintet. Auf dem Weg dahin, sozusagen im Flug, hatte er seine Browning vom Couchtisch gegriffen.
Blue lag schweißgebadet in ihren Laken und warf unruhig den Kopf hin und her. Tränen rannen über ihr Gesicht, dennoch schien sie zu schlafen. Plötzlich verzerrten sich ihre Züge und sie schrie erneut. Irbis setzte sich an den Bettrand und strich ihr die schweißnassen Haare aus der Stirn.
„Aufwachen, Prinzesschen“, sagte er sanft. Doch Blue reagierte nicht. Sie wimmerte weiter. Irbis legte ihr die Hände an die Wangen. „Wach auf, Blue!“ Ihre Lider hoben sich zitternd und ihr Atem entwich stoßweise ihren Lu n gen. Dann warf sie sich ihm an den Hals und bebte am ganzen Körper.
„Hey, Prinzesschen“, flüsterte der Schattenlord mit einem sanften Lächeln. „Du hast schlecht geträumt, was?“ Blue nickte matt. „Willst du reden?“ La n ge sagte sie nichts und Irbis hielt einfach ihre Hand.
„Ich war wieder im Labor“, war alles , was sie zu diesem Thema sagte und er beschloss , nicht nachzuhaken.
Als sie sich etwas beruhigt hatte, machte er Anstalten aufzustehen. „Nein!“, schrie sie fast. Dann fügte sie etwas beherrschter hinzu: „Bitte bleib bei mir. Ich ... ich will nicht allein sein.“
Irbis’ Verstand kam kurz ins Schleudern. Doch er fing sich sofort und nach kurzem Zögern legte er sich neben sie auf die Bettdecke.
Blue schüttelte den Kopf. „Nein, mir ist kalt. Bitte leg dich zu mir unter die Decke.“
Irbis schlug unsicher die Augen nieder. Dabei stellte er erleichtert fest, dass sie Unterhose und Shirt trug. Gott sei Dank. Wäre es anders gewesen, wäre er vielleicht doch noch schwach geworden. Zu seiner Überraschung schmiegte sie sich eng an ihn und er konnte nichts anderes tun , als seine Arme um sie legen. Ihre Haare kitzelten ihn auf seiner nackten Brust und sie roch verdammt gut. Fast schon vertraut.
„Irbis“, nuschelte sie schlaftrunken, „wenn du mich noch einmal Prinzes s chen nennst, schneide ich dir eigenhändig die Zunge heraus.“ Dann schlief sie ein und Irbis konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen .
„Also doch!“ Diese gezischten Worte drangen tief in Irbis’ schlafendes Bewusstsein ein. Ganz der Soldat, der er war, flog seine Hand zur Browning und zielte in die Richtung , aus der die Stimme gekommen war. Gleichzeitig riss er die Augen auf. Blue hatte sich überhaupt noch nicht gerührt.
Tom stand rasend vor Zorn in der Schlafzimmertür und hatte sichtlich Mühe sich zu beherrschen. Irbis konnte ihn verstehen. Das Bild, das er und Blue boten, gab genügend Raum für Missverständnisse.
„Ich bring dich um“, sagte Tom bedrohlich leise. Das hatte Blue dann doch gehört und sie schoss im Bett hoch. Wieder dankte Irbis allen Göttern dieses Universums, dass sie nicht nackt war. Anders wäre die Situation sofort eskaliert.
„Was zum Teufel machst du denn hier? Du hast mich zu Tode erschreckt“, kreischte Blue.
Tom funkelte sie wütend an. „Was macht der Typ in deinem Bett? “
Blue hatte empört nach Luft geschnappt und wollte gerade au f springen, Irbis hielt sie jedoch zurück. „Es sieht vielleicht nicht so aus, aber es ist nichts passiert.“
Irbis hatte versucht , so ruhig wie möglich auf Tom einzureden. Gleichzeitig war er aufgestanden und dabei hatte er demonstrativ die Bettdecke zurückg e schlagen , um Tom noch einmal zu zeigen, dass sie nicht nackt
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