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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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bloß, Herr Schütz?!
    Ich warte.
    Auf wen?
    Auf dich, du Kamel!, ächzte der Alte. Er leckte das Glas aus und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Peter besorgte eine Flasche Wein, mit zwei, drei Zügen trank er sie aus. Dann blies er in die leere Flasche, musizierte, langsam wurde er dösig.Herr Schütz, der wieder blind war, nickte, das Summen gefiel ihm. Peter fasste ihn unter, er nahm ihn mit, trug ihn Richtung Marsplatz.
    Einige Blicke folgten ihnen, der Doktor ist betrunken, oder gestorben, sieh einer an! Wer weiß, wie viele Jahre die alte Krähe auf dem Buckel hat! Doch niemand sagte etwas, niemand wünschte gute Nacht, schöne Träume, es hätte sich seltsam ausgenommen.
    Unter den Büschen war es noch weiß, vor einigen Tagen hatte ein wenig Schnee vom Himmel herabgestaubt. Immer heftiger pfiff der Wind, er zerrte an den Ästen über ihren Köpfen, an Ladenschildern und Dachrinnen. Peter spürte das Gewicht des Alten nicht. Sieh an, sieh an, wieder war er der Retter, er, der doch für einen Mörder gehalten wurde!
    Auf dem Marsplatz standen zwei Reihen Bäume, dazwischen befand sich ein gepflasterter Gehweg. Die Lampen brannten bereits! Peters Blick suchte den stärksten Laternenpfahl. Herr Schütz ächzte leise in seinen Armen. Die Turner, die sich den Rettungstrupps angeschlossen hatten, stellten ihre Boote in eine Reihe, die Burschen riefen, sie mögen sich gut festbinden, wenn die Flut komme, würde sie sicher alles mit sich reißen. Imre und Klara, die schon vor Peter dagewesen waren, nickten nur, machen wir, natürlich machen wir das, dann bat Klara ihren Mann, sie ins Gesicht zu beißen.
    Bergers Boot war ein sogenannter gepichter Kahn, aus Hartholz gezimmert, doch sie verstärkten ihn, nagelten Latten an die Seitenwände und den Boden, Klara schlürfte Likör, dann wollte sie ebenfalls hämmern, Peter hielt ihr seine Stirn hin. Imre meinte, bald werde es in der Stadt von allen möglichen Arche Noahs wimmeln, worauf Klara bemerkte, das sei ein schöner Vergleich, zumal besagter Herr ein Trinker gewesen sei. Auch ihre Männer tranken viel, Imre und Peter schütten den Wein nur so in sich hinein, während Klara einen Sonnenschirm aufspannte und vor den verdutzten Rettungsleuten herumspazierte. Der Schirm wurde kurz darauf von einem Windstoß mitgerissen, Klara verbeugte sich, die Burschen klatschten. Klara schenkte auch Herrn Schütz Likör ein, der schnüffelte nur an dem Glas, sie schlug sich an die Stirn und tunkte ihm den Trank mit Keksen auf. Herr Schütz schmatzte, Peter sang ein Lied, Imre wiegte den Kopf im Takt. Er hatte jenen karierten Mantel an, den er bei Ausflügen im Frühling trug, wenn er rund um die Salzteiche in der Umgebung der Stadt Triebe sammelte.
    Ja, wir machen einen Ausflug!, rief Peter. Er tanzte neben dem Boot und stieß Jubelschreie aus. Imre zog fröstelnd seinen Mantel enger, er starrte ins Leere.
    Sind sie schon hier?, murmelte Herr Schütz, der Wind ließ die losen Dachrinnen knarren. Auf dem Platz verloschen nach und nach die Laternen, selbst die Geister schienen zu fliehen, dunkle Flecken huschten durch die Luft. Rufe ertönten, ein Wagen hielt geradewegs auf sie zu, Derera brachte die Lieferung, auch der Woiwode war mitgekommen. Fluchend lud Gilagóg die Kisten in den Kahn. Derera hatte sie in der Dunkelheit befördert, um kein Aufsehen zu erregen.
    Herr Schütz stammelte selig vor sich hin.
    Und dann wieder der Wind, er pfiff, er jaulte!
    Derera hielt es für angeraten, möglichst rasch in die Burg zurückzufahren, er mochte recht damit haben, schon an zwei Stellen war der Damm gebrochen, im Norden und im Osten, zurückeilende Arbeiter und Soldaten brachten die Neuigkeit, Mietwagen klapperten an ihnen vorbei, ein Verwirrter, der offenbar seit Tagen nicht geschlafen hatte, verkündete, die durchweichten Dämme würden nicht mehr lange standhalten, der Orkan habe die Wellen meterhoch aufgepeitscht, das Ende, das Ende sei da.
    Wir sind bereit, wir sind bereit!, stammelte Herr Schütz.
    Neben ihm bebte Gilagóg, er hatte große Angst, Peter hielt ihm eine Palinkaflasche unter die Nase, Klara flüsterte Imre zu, los, beiß mir ins Gesicht, beißen wir einander, beißen wir uns!
    Weißt du, dass einmal auch ein Priester in mich verliebt war?
    Der Papst, sicher der Papst!, lachte Imre.
    Der Pfarrer Kremminger, sagte Klara ernst.
    Dann warteten sie nur noch, pafften, rauchten Zigarillos, eine war noch nicht verbraucht, da zündeten sie schon die nächste an. Herr

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