Blumenstrauss
ausdrücken sollte.
… falsche Hoffnungen gemacht haben sollte? , vervollständigte Max gedanklich den Satz und schüttelte innerlich den Kopf. Es hatte zu keiner Zeit auch nur eine Anregung für solche Vermutungen gegeben. Weder er noch Simon selbst hatten sich vorher in irgendeiner Weise kennenlernen, oder sich eventuell ineinander verlieben können. Dass er sich letztlich doch in den smarten Floristen verguckt hatte, lag vermutlich lediglich an den schmachtenden Worten der Grußkarten, die den Blumen beigelegt worden waren. Jetzt wusste er, dass sie nicht aus Simons Feder geflossen waren, und war sich daher nicht sicher, ob er seinen Gefühlen trauen konnte.
Noch immer hielt ihm Simon den Strauß hin. Die langstieligen Rosen zitterten leicht. Wahrscheinlich, weil der Bote durchgefroren war. Das Wetter schien sich einen Dreck um den Kalender zu scheren oder gar die Jahreszeiten verwechselt zu haben, denn draußen war es so kalt wie im Herbst.
Max gab sich einen Ruck und nahm die Blumen endlich entgegen. Sein flüchtiger Blick entdeckte diesmal keine goldene Karte, was eine Bestätigung für ihn war, dass die Rosen diesmal wirklich von Simon stammten.
„Es tut mir leid“, entschuldigte sich der Florist abermals. „Es war ein dummes Missverständnis und ich …“ Er verstummte, als sich ihre Blicke trafen.
„Willst du nicht reinkommen?“, fragte Max unerwartet. Er war selbst überrascht, dass ihm diese Frage über die Lippen gekommen war. „Auf ein Bier oder auch was Stärkeres … bis du wieder trocken bist.“ Er machte einen Schritt zur Seite und öffnete die Tür ein Stückchen weiter. Eine unmissverständliche Einladung.
Doch Simon schüttelte langsam den Kopf. „Ich denke, es ist besser, wenn ich wieder gehe. Ich kann mir denken, dass du sauer bist …“
„Ich bin nicht sauer“, fiel ihm Max ins Wort. „Ich war nur bitter enttäuscht.“
Simons Augen weiteten sich ein wenig. „Enttäuscht?“
„Ich habe mir eingeredet, dass sie von dir seien“, erklärte er geduldig und roch kurz an den duftenden Blüten. „Zu erfahren, dass dem nicht so ist, war wie ein Schlag in die Magengrube. Auch wenn ich nicht unbedingt der romantische Typ bin, so hat mich der Text der Karten schon beeindruckt.“ Ihre Blicke trafen sich wieder. „Willst du nicht lieber reinkommen?“
Simon schluckte und räusperte sich leise, ehe er langsam nickte und schließlich zögerlich eintrat.
„Du kannst gerne trockene Klamotten von mir haben. Ich werfe deine Sachen in den Trockner.“ Max brachte die Blumen rasch in die Küche, um sie dort abzulegen und eilte ins Badezimmer, um ein Handtuch zu holen. Lieber als mit einem Frotteetuch würde er Simons vor Kälte bläuliche Lippen gerne mit einem leidenschaftlichen Kuss aufwärmen, doch er war sich nicht sicher, ob dies auch in dessen Sinne war. Bislang hatte er noch keinerlei Signale entdecken können, die ihm Aufschluss darüber hätten geben können, ob Simon überhaupt Interesse an ihm hatte. Er wusste nichts von ihm. Nicht einmal, ob er solo war. Allenfalls, dass er nichts mit Frauen anfangen konnte.
Aber was hieß das schon.
Simon stand noch immer unbeholfen im Flur, als er zurückkehrte.
„Du warst enttäuscht, dass sie nicht von mir waren?“, hakte dieser nach. Sie sahen sich abermals an. Simon kaute nervös auf seiner Unterlippe herum.
„Ja“, nickte Max und hielt ihm das Handtuch hin.
„Warum?“, wollte Simon wissen, nahm das Frotteetuch, trocknete sich damit aber nicht ab, sondern blickte den anderen unverwandt an, mit Spannung auf die Antwort wartend.
„Weil …“, begann Max zögernd. „So wie du aussiehst, kann man sich nur in dich vergucken.“ Dabei bedachte er den durchnässten Mann mit einem sehnsüchtigen Blick. „Deine sanften, dunklen Augen lassen meine Knie weich werden, und wenn du lächelst, fühlt sich das an, als würde die Sonne aufgehen.“
Simon starrte ihn mit offenem Mund an. Er schien seinen Ohren nicht zu trauen.
Auch Max staunte über sich selbst. Noch nie in seinem Leben hatte er etwas derart Kitschiges gesagt, doch es war genau das, was er gerade in seinem Herzen fühlte.
Dabei war er gerade von den Fotosessions eine ganz andere Tonart gewöhnt. Oft musste er die Models mit derben und anzüglichen Sprüchen auf Touren bringen, damit sie ihm die Blicke schenkten, die er für seine Fotos benötigte.
„Wirklich?“ Simons Herz klopfte zu schnell.
Max konnte nur nicken. „Hast du dich auf den Fotos selbst gesehen?
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