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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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ließ mich dann fallen, wobei ich den Aufprall mit den Knien abzufedern versuchte.
    Ein tiefer Atemzug, und ich drehte mich um.
    »Ausgezeichnet«, sagte Hull. »Ich fürchte, unser Aufbruch wird sich noch etwas verzögern, weil wir warten müssen, bis mein Zombie sich von dem Portal wieder hierherbegeben hat. Etwas lästig, aber ich möchte meinen Vampir nicht hier liegen lassen, wo jeder ihn finden könnte.«
    Wir warteten. Ich kämpfte gegen das Bedürfnis an, mir einen Plan auszudenken, die Verzögerung zu nutzen und die Sache zu Ende zu bringen. Ich durfte es nicht. Ich musste ihn von Nick und Jaime fortbringen.
    Bei dem Gedanken an Jaime stahl mein Blick sich den Durchgang entlang. War sie noch da und sah hilflos zu? Oder war sie Verstärkung holen gegangen?
    Ein Aufflackern von Hoffnung bei diesem Gedanken – aber dann fiel mir ein, dass ich gerade das ja nicht wollte. Ich hatte schon genug Leute auf dem Gewissen, die versucht hatten, Hull zu entkommen. Nur wir beide jetzt. Keine Verstärkung, keine Rettungsmission. Nur wir.
    »Sie haben Anita Barrington umgebracht, stimmt’s?«, fragte ich. »Sie hat Sie an dem Mordschauplatz in diesem Durchgang gesehen und gemerkt, dass Sie ein Magier sind. Das war es, was sie mir sagen wollte. Aber Sie waren vor uns da.«
    Hull lachte. »Ah, ja, die arme Hexe. Ja, sie hat mich als das erkannt, was ich bin … und mich angefleht, ihr zu helfen, mir versprochen, Sie mir auszuliefern, wenn ich ihr das Geheimnis der Unsterblichkeit verrate. Geweint über ihre arme Enkelin, die ganz allein sein würde ohne sie, aber in Wahrheit hat sie den Tod jeden Morgen im Spiegel gesehen und hätte alles getan, um ihn fernzuhalten.«
    »Sie haben sie umgebracht. Nachdem Sie sie dazu gebracht haben, Shanahan zu beschuldigen.«
    Rennende Schritte näherten sich aus der Ferne, bevor ich fertig war. Der Bowlermann? Ich schnupperte in der Luft herum, um mich zu vergewissern.
    Nach seinem zweiten Tod ging es rapide abwärts. Er fiel noch nicht auseinander – immerhin konnte er laufen –, aber die Verwesung hatte bereits begonnen. Wenn man ihn ein drittes Mal umbrachte, würde der lebende Tod einsetzen wie bei Rose. Gut so.
    Die Schritte wurden am Ende des Durchgangs langsamer. Hull öffnete den Mund, um zu rufen, gerade als der Zombie um die Ecke bog. Die Haut um Mund und Nasenlöcher herum war dunkel geworden, und der linke Arm schien mir eine Spur zu locker zu schwingen.
    »Da bist du ja«, sagte Hull. »Etwas mitgenommen, aber das werden wir sehr bald behoben haben. Ich möchte, dass du dem Vampir ein paar Dinge entnimmst. Ich hoffe, du erinnerst dich an deine Anatomielektionen.« Hull lachte leise und sah zu mir herüber. »Wie haben sie ihn doch genannt? Ah, ja, Jack the Ripper. Ich bin mir sicher, er war ein unangenehmer Zeitgenosse. Aber ich habe Grund zur Dankbarkeit – wer er auch war, er war sehr hilfreich.«
    Und deshalb also hatte ich nach dem Mord im Ripper-Stil keine dritte Spur gefunden – weil es keine gegeben hatte. Der Mörder war der Bowlermann gewesen, und er hatte sich an das Vorbild eines längst toten Killers gehalten.
    Vor hundertzwanzig Jahren hatte Hull die Ripper-Panik dazu genutzt, seinen Brief sicher aufzubewahren. Jetzt hatte er sie wieder eingesetzt, um uns davon zu überzeugen, dass ich das Ziel des Mörders war und zusammen mit ihm selbst in Sicherheit gebracht werden musste.
    Der Zombie war vor Hull zum Stehen gekommen; sein Kopf drehte sich unruhig. Stimmte etwas mit seinem Hals nicht? Er wirkte verwirrt und beinahe verloren, aber dann ging er zu dem Messer hin und hob es auf.
    »Gut«, sagte Hull. »Sie liegt dort drüben, hinter dir.«
    Der Zombie drehte sich um und sah auf Zoes Leiche hinunter, aber er runzelte die Stirn dabei, als verwirrte ihn der Anblick.
    »Ja, das ist sie. Und jetzt …«
    Der Zombie drehte sich wieder zu Hull um, die Stirn immer noch gerunzelt.
    Hull stieß ein frustriertes Zischen aus. Und ich sah eine Bewegung am Ende des Durchgangs. Jaime, mit dem Rücken an die Mauer gelehnt – ich versuchte, ihr mit einer Handbewegung zu sagen, sie sollte wieder in Deckung gehen. Aber ihre Augen waren geschlossen – zusammengekniffen –, und ihr Gesicht war aschgrau und glänzte im Mondlicht. Sie konzentrierte sich – konzentrierte sich so sehr, dass ihr der Schweiß übers Gesicht lief.
    Mein Blick flog zu dem Zombie zurück, der unschlüssig dastand, verwirrt von zwei widersprüchlichen Befehlen. Zwei verschiedenen

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