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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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und ich krachte seitlich auf den Waldboden. Als ich aufzustehen versuchte, ratterte eine maschinengewehrartige Salve von Krämpfen durch mich hindurch, so dass ich mich krümmte und wieder auf dem Boden landete.
    Ich lag auf der Seite und stöhnte; meine Krallen schlugen in die Luft. Plötzlich spürte ich, wie unter meinem Schwanz etwas Nasses hervortrat. Der Geruch von Blut erfüllte die Luft. Immer noch von Krämpfen geschüttelt, brachte ich es fertig, den Kopf zu drehen. Blut sammelte sich im Laub unter meinem Hinterteil. Etwas Pelziges in dem Blut, zu dunkel, als dass es mein eigenes Fell sein konnte.
    O Gott, nein. Bitte …
    Eine Welle entsetzlicher Schmerzen ging durch mich hindurch, so stark, dass ich glaubte, mich unwillkürlich zurückzuwandeln. Dann ein fürchterlicher nasser Plumps, als etwas im Laub landete.
    Zuerst sah ich nur einen nassen Klumpen, schwarz gegen das Blut. Dann sah ich schlagartig alles – die winzigen Gliedmaßen, verkrümmt in ihrer eigenen Wandlung, den Kopf, fast im rechten Winkel zum Körper, den gebrochenen Hals, gebrochen von mir, von meiner Wandlung, meinem Egoismus, meiner Gedankenlosigkeit.
    Ich schrie.
    »Schhhh.« Der Wind pfiff durch die Bäume über mir. »Schhh.«
    Ich versuchte mich zu bewegen, aber etwas hielt mich fest, etwas Warmes und Festes. Meine Augen öffneten sich abrupt, und ich sah den Vollmond über mir, leuchtend blau gegen den Nachthimmel. Vollmond? War es vorhin nicht eine Mondsichel gewesen? Ich zwinkerte und sah jetzt zwei Monde über mir stehen.
    »Elena?«
    Noch ein Zwinkern, und die Decke des Schlafs verschwand. Clays von Besorgnis verzerrtes Gesicht beugte sich über mich.
    »Was hast du geträumt?«, flüsterte er.
    Ich öffnete den Mund, aber es kam nur ein Wimmern heraus. Seine Arme legten sich fester um mich. Ich begann mich zu entspannen; dann kamen die Bilder aus dem Traum zurück, und ich fuhr zusammen. Ich ließ die Hände über meinen runden Bauch gleiten. Noch da. So groß. Ich hatte die Halbzeit kaum hinter mir, und schon jetzt sprachen mich Leute im Supermarkt an, um zu fragen, wie viele Wochen – oder Tage – ich noch vor mir hatte.
    Jeremy behauptete, es sei das Wolfsblut, das meine Schwangerschaft beschleunigte, aber das war einfach geraten. Niemand wusste etwas darüber. Ich strich wieder über meinen Bauch, versuchte den Herzschlag oder einen Tritt zu spüren, aber ich wusste, es würde nicht geschehen. So weit ich in meiner Schwangerschaft auch zu sein schien, mein Baby war merkwürdig still. Aber Jeremy hatte mir versichert, er könne den Herzschlag hören, und ich ging weiter in die Breite, und so musste ich mir wohl sagen, dass das gut genug war.
    Clay legte eine Hand über meine.
    »Ich kann mich nicht mehr wandeln«, flüsterte ich. »Es ist gefährlich für das Baby.«
    »Wenn es das wäre, dann bräuchtest du dich während der Schwangerschaft nicht zu wandeln. Eine Spezies, die physisch außerstande ist, sich fortzupflanzen, kann es nicht …«
    »Wir sind keine Spezies!« Ich stemmte mich auf die Ellenbogen hoch. »
Sie
sind eine Spezies, nicht wir. Sie haben es geerbt. Wir sind gebissen worden. Verstehst du’s denn nicht? Du bist infiziert, ich bin infiziert, und kein normaler Mensch mit so was im Blut versucht, sich fortzupflanzen!«
    Ich holte ein paarmal tief Luft und versuchte mich auf die Stimme der Vernunft in meinem Kopf zu konzentrieren, die mir mitteilte, dass ich wieder einmal überreagierte, dass am nächsten Morgen alles ganz anders aussehen würde. Aber mein hämmerndes Herz übertönte die Stimme.
    Himmeldonnerwetter! Warum kam ich eigentlich nicht drüber weg? Nachdem ich mich damals das erste Mal gewandelt hatte, hätte alles in Ordnung sein sollen. Aber jede Wandlung seither war genauso nervenzerreißend gewesen.
    Logischerweise hätte man annehmen sollen, dass meine Befürchtungen sich verflüchtigen würden, wenn meine Schwangerschaft ohne Komplikationen verlief. Stattdessen wurden sie schlimmer, wie bei dem Überlebenden eines Schiffsunglücks, der ans Ufer schwimmt und bei jedem Zug denkt »O Gott, ich bin so weit gekommen, bitte, bitte lass mich jetzt nicht ertrinken.«
    So sehr ich mir auch Mühe gab, genau das nicht zu tun, jeden Tag erwischte ich mich dabei, dass ich Pläne für unser Kind machte – »ich kann’s nicht abwarten, ihm dies zu zeigen« oder »ich muss dran denken, ihr das beizubringen«. Wenn etwas schiefging, würde ich alle Hoffnungen und Träume und Pläne verlieren und

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