Blut der Wölfin
Wintergarten und stellte die Pfannkuchenplatte ab, griff dann nach der Kaffeekanne und begann, die Tassen zu füllen.
»Wir sollten Paige mal einladen«, sagte Clay, als er zur Tür hereinkam. »Auf einen Besuch.«
»Kein Übergang erforderlich«, murmelte ich. »War albern von mir.«
Ich nahm ihm den Schinkenteller im Austausch gegen eine dampfende Kaffeetasse ab und setzte mich, um mich um meinen eigenen Kaffee zu kümmern. Koffeinfrei natürlich. Es gab in diesem Haus nur noch koffeinfreien Kaffee. Ich hatte versucht, den Männern beizubringen, dass sie wirklich und wahrhaftig und auch in meiner Gegenwart normalen Kaffee trinken konnten, aber sie hatten nichts davon hören wollen. Wenn ich Opfer brachte, würden sie es ebenfalls tun. Eine Gemeinschaftsschwangerschaft. Es begann allmählich, mich ganz, ganz leicht wahnsinnig zu machen.
»Paige hierher einladen? Deine Verzweiflung kommt durch.«
Er zuckte die Achseln und schob sich auf seinen Stuhl. »Sie war ja schon früher hier.«
»Auf
meine
Einladung hin. Und du hast die ganze Zeit mit den Zähnen geknirscht.«
»Ich habe nie mit den Zähnen geknirscht. Ich habe nichts gegen Paige. Und wenn Lucas es auch schafft … umso besser. Vielleicht arbeiten sie gerade an einem Fall, irgendwas, das dich ab …, irgendwas, das Gesprächsstoff gibt.«
Ich wäre lieber nach Portland gefahren zu einem Besuch bei ihnen, aber ich wusste, dass das nicht in Frage kam. Paige zu Besuch zu haben würde Spaß machen, und sollte Lucas mitkommen, würde die Abwechslung Clay fast so viel Spaß machen wie mir.
Lucas hatte in Clays Leben eine Lücke gefüllt, von der ich nie gemerkt hatte, dass sie da gewesen war. Logan hatte mir seinerzeit erzählt, wie Clay ihn, als er erst seit kurzem zum Rudel gestoßen war, mit seinen ständigen »Lektionen« zur Verzweiflung getrieben hatte. Clay hatte ihm ununterbrochen gezeigt, wie man besser kämpfte, besser trainierte, sich besser wandelte. Logan hatte geglaubt, das sei einfach Clays Methode, ihn daran zu erinnern, dass er der neueste und jüngste Werwolf des Rudels gewesen war, und dass er ihn so auf seinen Platz verweisen wollte.
Als ich Clay und Lucas zusammen sah, war mir jedoch aufgegangen, dass mehr dahintersteckte. Clay hatte ganz aufrichtig das Bedürfnis gehabt, Logan das Nötige beizubringen, einem jüngeren Werwolf gegenüber die Rolle des Mentors zu übernehmen. Vielleicht war das der Wolf in ihm, der das instinktive Bedürfnis verspürte, seine Lebenserfahrung an die nächste Generation weiterzugeben. In diesem Rudel aber gab es keine nächste Generation … noch nicht. In Lucas hatte Clay nach Logans Tod einen Ersatz gefunden – keinen Werwolf, aber zumindest einen intelligenten, nachdenklichen jungen Mann, der Clays Ratschläge nicht nur akzeptierte, sondern sie sogar haben wollte.
Die meisten von Clays Ideen für den Umgang mit Mutts, die über die Stränge geschlagen hatten, würde Lucas niemals auf problematische Magier anwenden. Das entsprach nicht seiner Persönlichkeit … und den nötigen unverwüstlichen Magen hatte er auch nicht. Aber er war klug genug, Clays Vorschläge zu überdenken und das für sich anzunehmen, was sich für ihn selbst anbot. Sie zusammen zu sehen hatte mir klargemacht, dass Clays Wunsch nach einem Kind mehr war als der Versuch, mir einen Gefallen zu tun. Zum ersten Mal hatte ich ihn in einer väterlichen Rolle gesehen … ohne dass mir der Gedanke eine Höllenangst einjagte.
Nach dem Frühstück wartete ich, bis der Tag weit genug fortgeschritten war, um trotz des Zeitunterschieds in Oregon anrufen zu können. Dann wählte ich Paiges Nummer. Als ich mir die Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter anhörte, wurden meine Hoffnungen jäh zunichte gemacht. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Der Anrufbeantworter teilte mir mit, dass sie mit Lucas unterwegs war und irgendwelche Ermittlungen betrieb. Selbstverständlich war das nicht der Wortlaut auf dem Band, aber es war die Nachricht, die sie verwendete, wenn sie ihre Kollegen aus dem Rat und paranormale Freunde wissen lassen wollte, dass sie nicht zu Hause war und man es stattdessen auf ihrem Handy versuchen sollte.
»Wir probieren’s nächste Woche noch mal«, sagte Clay. »Sie ist ja nie lang weg. Nicht, solange Savannah noch in der Schule ist … ich nehme an, im Moment ist Savannah gerade nicht in der Schule, oder?«
»Sommerferien«, murmelte ich.
Das erinnerte mich daran, dass dies der
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