Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
wurde mit dem übrigen Material weggepackt und hundert Jahre lang aufbewahrt. Als sie im Jahr 1988 die Akten geöffnet haben, war der
From-Hell
-Brief nicht mehr dabei. Vielleicht ist er einfach verlegt worden. Es gibt Verschwörungstheorien, denen zufolge er ›entfernt‹ wurde, entweder von der Polizei, die einen Fehler vertuschen wollte, oder von anderen ›beteiligten Parteien‹, die wohl befürchtet haben, er könnte einen brisanten Hinweis enthalten. Am wahrscheinlichsten ist es, dass der Brief wegen seines Sammlerwertes gestohlen wurde, genau wie Xavier behauptet.«
    Er machte eine Pause und legte den Kopf zur Seite; sein Blick schweifte ab, als er versuchte, sich an noch etwas zu erinnern. »Es hat da wirklich eine Geschichte gegeben, derzufolge der Brief von einem kanadischen Sammler gekauft worden war. Interessant angesichts dessen, was Xavier über seinen heutigen Verbleib sagt. Ich glaube nicht, dass das Gerücht jemals als sehr glaubwürdig galt. Es war einfach nicht sonderlich interessant verglichen mit den anderen Möglichkeiten.«
    »Das ist das Problem mit der Wahrheit«, bemerkte ich. »Dinge zu erfinden macht viel mehr Spaß. Was sollen wir jetzt also tun?«
    Wieder machte Jeremy eine Pause; diesmal dauerte sie einige Minuten. Dann nahm er die Füße von der Ottomane und setzte sich auf. »Ihr solltet noch ein bisschen weiter recherchieren, bevor ihr ihn zurückruft. Macht es gründlich, aber schnell. Wenn wir so an Hargrave herankommen, möchte ich diesen Deal abschließen, bevor der wieder verschwindet. Zuerst solltet ihr verifizieren, was ich euch gerade erzählt habe. Es ist Jahre her, seit ich mich damit beschäftigt habe, vergewissert euch also, dass der Brief in der Zwischenzeit nicht wieder aufgetaucht ist.«
    »Ich sehe mir die Nachrichtendienste an …«, begann ich.
    »Nein, gib Clay deine Zugangsdaten.« Er wandte sich an Clay. »Du kannst das erledigen, oder?«
    »Nicht weiter schwer.«
    »Dann nimmst du, Elena, wieder Kontakt mit Xavier auf. Er hat gesagt, er kann es uns einfach machen, aber ich möchte die Einzelheiten wissen. Stell sicher, dass er uns Blaupausen, Sicherheitscodes, Schlüssel besorgen kann, alles, was wir vielleicht brauchen. Dies ist nicht gerade unser Spezialgebiet, also möchte ich, dass die ganze einschlägige Arbeit vorher getan wird, und dann möchte ich eine zweite Meinung dazu einholen.«
    »Karl?«
    Jeremy nickte.
    »Ich mache mich dran«, sagte ich.
    »Dann ist noch die Formel übrig«, sagte er. »Darum kümmere ich mich.«
    »Formel?«
    »Xavier behauptet, der Brief wäre durch eine Formel geschützt, die jedes Wesen in Menschengestalt von ihm abhält. Ich möchte sicherstellen, dass es so eine Formel gibt – oder geben könnte. Paige und Lucas müssten uns das sagen können oder zumindest jemanden finden, der es kann.«

[home]
Zerstreuungen
    A ls wir unsere Recherchen abgeschlossen hatten, ließ Jeremy mich bei Xavier anrufen, damit ich das Angebot annehmen und David Hargraves neue Adresse einholen konnte. Clay und Antonio kümmerten sich gleich anschließend um Hargrave. Und nein, das bedeutet nicht, dass sie ihn beiseite nahmen und ihm einen strengen Verweis erteilten. Manchmal ist mehr tatsächlich nicht nötig, aber wenn ein Mutt die Aufmerksamkeit des Rudels erregt, bedeutet das meistens, dass er über das Stadium eines gelegentlichen Fehltritts hinaus ist und mehr als eine Verwarnung braucht.
    Sie fanden Hargrave genau dort, wo er laut Xavier sein sollte. Somit waren wir bereit, unserer Seite der Abmachung nachzukommen. Aber es sah so aus, als ob das so bald nicht geschehen würde. Als ich Xavier deshalb anrief, teilte er mir mit, dass die Dinge bei ihm nicht glattgegangen waren. Er versicherte mir zwar, dass er nur noch ein paar kleine Schwierigkeiten ausbügeln müsse, aber ich hatte den Eindruck, dass sein Käufer zu wanken begann. Nachdem ein Monat vergangen war, ohne dass wir wieder von Xavier gehört hatten, gingen wir davon aus, dass die Sache durchgefallen war.
     
    Zwei weitere Monate vergingen. Aus dem Frühjahr wurde Sommer, dann begann sich der Herbst anzukündigen. Ich jagte durch den Wald; mein heißer Atem quoll wie eine Art Rauchsignal in die kühle Nachtluft. Mit jedem Schritt schoss ein Adrenalinstoß durch mich hindurch. Eine prachtvolle Spätsommernacht, gekrönt von einem perfekten Auslauf im Wald.
    Ich stürmte durch eine Baumgruppe hindurch und machte einen Satz. Mitten im Sprung jagte der Schmerz durch meinen Bauch,

Weitere Kostenlose Bücher