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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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darüber nachzudenken.
    Wir trabten an den Bäumen, den altmodischen Bänken und Laternen vorbei, die den Pfad säumten. Als wir uns dem Gewächshaus näherten, wurden wir langsamer, und ich winkte uns beide in den Schatten. Der Mann war vor dem Schild stehen geblieben, das Informationen über das historische Gebäude lieferte. Seine Lippen bewegten sich, als er es las, die Stirn gerunzelt vor Verwirrung.
    Ich sah zu Clay hin. Er stand bewegungslos, angespannt und abwartend; seine blauen Augen glitzerten, als er die Beute beobachtete. Ohne den Blick abzuwenden, beugte er sich seitlich zu mir hin; seine Hand streifte meine Hüfte, seine Lippen verzogen sich. Unsere Blicke trafen sich. Er grinste, und ich verstand das Grinsen, als hätte er gesagt:
Noch besser als ein Stadtlauf, was?
Ich grinste zurück.
    Der Mann war mit dem Schild fertig und ging zu einem Fenster hinüber. Als er die riesigen Tropenbäume im Inneren anstarrte, nickte ich, und Clay glitt davon, zur anderen Seite des Gebäudes hinüber. Ich schlich mich zu den Stufen, die zum Eingang hinaufführten. Ich hatte sie zur Hälfte hinter mir, als der Mann sich umdrehte und mich sah. Ich stieg weiter, den Blick auf einen Punkt links von ihm gerichtet – einfach nur eine weitere abendliche Spaziergängerin, eine schwangere Frau, nicht weiter bedrohlich …
    Er rannte los.
    Er lief in Richtung nördlicher Treppe. Ich stürzte die Treppe hinauf, an der ich gestanden hatte, und sah, dass Clay an der Südseite auftauchte. Ein Blick in meine Richtung. Ich winkte ihn zurück, und er nickte und kehrte um, um das Gebäude zu umkreisen und dem Mann den Weg abzuschneiden. Während ich die Nordtreppe hinunterrannte, stürzte der Mann zwischen den Parkbeeten hindurch auf ein weiteres Gewächshaus zu. Ich rannte hinterher. Als ich um die Ecke bog, hätte ich beinahe zwei Polizisten umgerannt.
    Ein gedankliches »Oh, Mist!«. Dann verlangsamte ich meinen Galopp zu einem Trab, lächelte ihnen zu und hoffte, sie würden mich nicht aufhalten wollen. Ich schaffte es etwa drei Schritte weit.
    »Miss!«
    Stell dich doof. Nein, taub. Lauf einfach …
    »Miss!«
    Eine Hand berührte mich am Arm, als die beiden mich einholten. Das konnte ich nicht ignorieren.
    Ich zwang mich dazu, stehen zu bleiben, mich umzudrehen und zu lächeln, und gab mir große Mühe, dabei nicht allzu viele Zähne zu zeigen. Mein Herz hämmerte, und das Adrenalin jagte durch mich hindurch bei dem Gedanken, dass meine Beute gerade entkam.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte der erste Beamte, ein massiger Mann mit ergrauendem Haar.
    »Aber ja, ich war bloß …« Ich unterbrach mich, bevor ich »Joggen« sagte. Von weitem mochte meine Kleidung durchgehen, aus der Nähe tat sie es nicht. Ich entdeckte am anderen Ende des Parks einen Terrier, und dabei fiel mir ein, dass Hunde hier frei laufen durften.
    »Mit dem Hund weg«, sagte ich. »Hinter ihm her, um genau zu sein. Er ist mir abgehauen, und …«
    »Es hat fast ausgesehen, als wäre jemand hinter
Ihnen
her.«
    »Mir?«
    »Da ist ein Mann hinter Ihnen hergerannt. Wir haben’s gesehen, von der anderen …«
    »Da bist du ja«, sagte eine Stimme zu meiner Rechten.
    Jeremy kam aus den Schatten hervor. »Ich hab den Hund erwischt. Er ist wieder im Auto. Tut mir leid, wenn wir Ihnen Scherereien gemacht haben.« Ein kleines Lächeln. »Sieht so aus, als sollte man ihn vorläufig noch nicht von der Leine lassen.«
    »Da ist ein Mann hinter Ihrer …«
    »Frau«, sagte Jeremy, während er mir den Arm um die Taille legte. Sein Gesichtsausdruck wurde besorgt. »Ein Mann ist ihr gefolgt?«
    »Ein blonder Mann.«
    Jeremy sah mich an. »Hast du irgendwas davon …«
    »Nein, aber ich habe nach dem Hund gesucht, also …«
    O bitte, meine Herren! Problem gelöst. Hund gefunden, wehrlose schwangere Frau wieder mit ihrem Mann vereint. Ihr könnt wieder an die Arbeit gehen.
    Clay war irgendwo da draußen und jagte jemanden in dem Glauben, ich wäre ebenfalls da und deckte ihm den Rücken. War etwas schiefgegangen? War er verletzt? Es kostete mich meine ganze Selbstbeherrschung, nicht einfach grußlos davonzustürzen.
    Jeremy tat das Richtige – er versuchte, die Unterhaltung rasch und höflich zu Ende zu bringen. Er gab den Beamten gegenüber zu, dass diese nächtlichen Spaziergänge vielleicht keine so gute Idee waren, aber ich hatte in letzter Zeit schlecht geschlafen, das Baby trat um sich, und so …
    »Sollen wir gehen, Liebes?«
    Ich kam mit einem Ruck in

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