Blut der Wölfin
legten sich an mein Ohr.
»Sag mir, was du willst, was ich machen soll«, flüsterte er. »Alles.«
»Was ich gern
hätte,
dass du tust? Oder was du tun
kannst
unter den gegebenen Umständen?«
Sein Gesicht erschien wieder über meinem, die Zungenspitze zwischen den Lippen; seine Augen rollten nach oben, als ich die Hand um ihn legte.
»Was du willst, dass ich machen soll«, sagte er, während ein Finger in mich hineinglitt. »Wovon du dir wünschst, dass ich es tun könnte.«
Also teilte ich es ihm mit, in allen Worten und Wendungen, die mir einfielen – bei der Hälfte davon wäre ich unter anderen Umständen rot geworden. Ich hatte mein Repertoire noch nicht einmal erschöpft, als mir die Worte in der Kehle steckenblieben. Ich knurrte und warf den Kopf nach hinten, stieß mich in seine Hand und versuchte, mir unter Einsatz meiner gesamten kreativen Vorstellungskraft einzureden, dass das nicht seine
Finger
waren dort in mir.
Clays Mund traf auf meinen, und ich spürte sein Knurren durch seine Brust und hinauf in die Kehle vibrieren, als er ebenfalls kam. Sekunden später schauderte er und machte Anstalten, sich auf mich zu legen, erinnerte sich, dass das im Moment nicht möglich war, und legte sich neben mich.
Er verschluckte ein Gähnen. »Wenn das Baby erst da ist, kriegst du das alles.«
»Mehrmals, hoffe ich.«
Er grinste. »So ›mehrmals‹, wie ich es schaffe – aber ich nehme an, nach vier Monaten müsste ich es verhältnismäßig oft schaffen.« Pause. »Na ja, mit kurzen Unterbrechungen dazwischen.«
»Die wir wahrscheinlich sowieso brauchen werden … zum Stillen und Windelnwechseln.«
»Hm, daran hatte ich gar nicht gedacht. Diese Halbtagsaktionen werden wir eine Weile aussetzen müssen, oder?«
Ich prustete. »Halbtags? Halbstündig kommt der Sache wohl näher.«
Er knurrte und zog mich auf sich hinauf. »Halbtags … mit kurzen Unterbrechungen.« Er sah mich an. »Vielen kurzen Unterbrechungen.«
»Hab ich mich je beschwert? Wir werden sowieso an Tempo zulegen müssen, sonst wird dieses Baby unser Liebesleben mehr als nur ein paar Monate lang lahmlegen.«
»Nicht akzeptabel.«
Ich rollte mich neben ihm zusammen. »Kommt gar nicht in Frage.«
»Wir machen uns was vor, stimmt’s?«
Ich lachte leise an seiner Brust. »Oh, und wie.«
[home]
Heimwärts
A ls wir am nächsten Morgen aufwachten, hatte Jeremy die Zeitungen bereits nach jedem Hinweis auf die Ereignisse der vergangenen Nacht abgesucht. Er hatte nichts gefunden. Ein Lokalradiosender berichtete, dass man noch dabei war, die Ursachen eines Stromausfalls in Cabbabgetown zu beseitigen, aber der Sprecher hatte noch nicht einmal ausgeredet, als die Meldung kam, dass das Problem behoben war. Und das war alles – ein Kurzschluss in einem bereits reparierten Transformator. Kein Wort über einen backenbärtigen Mann mit einem Bowler auf dem Kopf.
»Wir gehen also?«, fragte ich, während Jeremy ein Hemd zusammenlegte und in seiner Tasche verstaute. »Wir haben möglicherweise Jack the Ripper beschworen, und jetzt gehen wir?«
Er antwortete nicht, also ging ich zum Fußende des Bettes hinüber, von wo aus ich sein Gesicht sehen konnte. »Du glaubst doch, dass wir das getan haben, oder? Jack the Ripper beschworen?«
»Weil wir eine tote Mücke auf einen Brief haben fallen lassen, den der Mann möglicherweise vor über hundert Jahren geschrieben hat?«
Ich ließ mich aufs Bett plumpsen. »Meine Hormone gehen wieder mit mir durch, stimmt’s?«
Ich konnte mir vorstellen, was Clay zu meinem wilden logischen Bocksprung gesagt hätte, aber glücklicherweise war er noch in unserem Zimmer und mit Duschen und Rasieren beschäftigt.
Jeremy antwortete nur mit einem schiefen Lächeln, während er seine Hose von einem Stuhl nahm. Dann sagte er: »In Anbetracht vieler Dinge, die wir schon gesehen haben, ist das nicht so verrückt, wie es sich anhört. Irgendwas ist passiert gestern Abend, irgendwas … Ungewöhnliches.«
Ich erinnerte mich an seine Reaktion, den seltsamen Ausdruck in seinem Gesicht, als er den Rauch gesehen hatte; wie er zu dem Transformator hinaufgesehen und Clay und mich aus dem Weg gestoßen hatte, bevor er explodierte. Ich brannte darauf, ihn danach zu fragen, aber wie bei allem anderen in Jeremys Leben galt auch hier: Wenn er nicht freiwillig davon anfing, traute ich mich nicht, weiter nachzufragen.
»Dieser Typ ist nicht aus einer Laientheatervorführung gekommen«, sagte ich.
»Ich weiß.«
»Was glaubst du
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