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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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wir doch mal, ob wir ihn an einen geeigneteren Ort bringen können.« Er sah sich um und nickte dann zu dem Sumpf hinüber. »Dort hinten.«
    Als Clay den Mann auf die Füße zerrte, stand ich auf, klopfte mir die Erde von den Knien und wandte mich ab, um loszugehen. Ein Schatten sprang hinter mir auf, von der Sonne auf die Seitenwand des Containers geworfen; ich fuhr herum und sah den Mann in Clays Griff, den Blick auf Jeremy gerichtet.
    »Versuch das noch mal«, sagte Clay dicht neben dem Ohr des Mannes, »und ich …«
    Der Mann warf sich wieder nach vorn, als versuchte er nach wie vor Jeremy anzugreifen, aber Clay zerrte ihn mit dem Unterarm an seiner Kehle nach hinten. Jeder vernünftige Mensch hätte durch den eisernen Griff akzeptiert, dass seine Chance auf eine überraschende Attacke vertan war, aber der Mann wehrte sich, schlug und trat um sich. Als seine Faust etwas zu dicht an mir vorbeischlug, riss Clay ihn mit einem Ruck nach hinten. Ein dumpfes Knacken, als bisse man auf Sellerie; dann wurde der Mann in Clays Griff schlaff.
    »Verdammt noch mal!«, murmelte Clay durch die zusammengebissenen Zähne. »Tut mir leid, Jer. Ich hatte nicht vor …«
    Jeremy winkte ab und nahm das Messer, während Clay den Körper auf den Boden gleiten ließ.
    »Ganz normale Regel in der Selbstverteidigung«, sagte ich. »Lass dich nach Möglichkeit nicht an einen anderen Ort transportieren. Er hat gewusst, dass wir ihn nicht für eine freundliche Unterhaltung da hinbringen wollten.«
    Jeremy nickte, ging auf die Knie und legte die Finger an den Hals des Mannes.
    »Tot?«, fragte ich.
    »Immer vorausgesetzt, er hatte vorher einen Puls.« Als Jeremy sich wieder aufrichtete, sah ich, dass er die Nase rümpfte.
    »Riecht ziemlich übel, was? Vielleicht bin’s bloß ich, aber ich habe den Eindruck, es wird stärker.«
    »Besser wird es mit Sicherheit nicht.« Jeremy sah sich um. »Wir müssen die Leiche …«
    »Am besten in den Sumpf«, sagte Clay. »Wenn du ihn nicht hinten in einem Auto deponieren willst.«
    Der Mann bewegte sich. Ich machte einen unwillkürlichen Satz vorwärts, um mich zwischen Jeremy und eine mögliche Gefahr zu schieben. Clay stampfte mit dem Fuß auf den Hals des Mannes, und sein Fuß ging durch bis auf den Boden.
    »Was zum …«
    Der Körper zuckte wieder, und dieses Mal sahen wir, was die Bewegung auslöste – die Leiche fiel einfach in sich zusammen wie ein verfaulender Apfel. Ein flüsterndes Prasseln, der Körper wurde steif und hart, und dann … löste er sich ganz einfach auf.
    »Na, ich nehme mal an, damit ist das Entsorgungsproblem gelöst.« Clay sah zu, wie eine kleine Staubwolke ins Gras rieselte. »Ich wünschte, meine Leichen täten das immer.«
    »Und möchte irgendwer mir jetzt noch erzählen, dass das ein ganz normaler Typ war?«, fragte ich.
    »Kommt nicht drauf an«, sagte Clay mit einer Handbewegung zum Gras hinunter. »Gefahr eliminiert … oder diffundiert.«
    »Und das ist alles? Wir klopfen uns den Staub ab und gehen nach Hause?«
    »Wenn’s nach mir geht, ja.«
    Ich sah Jeremy an. Er wischte das Messer ab und ließ es davonschnellen. Es flog etwa dreißig Meter weit und landete mit einem Platschen im Sumpf. Makellos gezielt wie immer.
    »Elena? Ich möchte, dass du seine Spur zurückverfolgst. Vielleicht finden wir raus, wie er hergekommen ist … und können uns vergewissern, dass er allein ist.«
     
    Das war einfach. Einerseits war der Verwesungsgeruch leicht auszumachen, andererseits führte die Spur ohne Umwege um die Südseite des Tankstellengebäudes herum zum vorderen Parkplatz. Er hatte genau gewusst, wo ich war.
    Die Fährte führte uns zu der fast leeren nordwestlichen Ecke des Parkplatzes. Nur ein einziges Auto stand dort, ein weinroter Mittelklassewagen mit Ontario-Nummernschild. Als wir näher kamen, bemerkte ich rote Streifen auf dem Fenster der Fahrerseite.
    »Nicht langsamer werden«, murmelte Jeremy, während wir unseren »Spaziergang« fortsetzten. »Wenn wir auf gleicher Höhe sind, schaut ins Innere, aber wir gehen weiter zur Straße.«
    Wir wussten, was wir sehen würden, als wir an dem Auto vorbeikamen, und wir irrten uns nicht. Die Leiche eines Mannes lag quer über den Vordersitzen, nach unten gedrückt, so dass man sie von außen kaum sehen konnte; seine Augen starrten zum Dach hinauf, in der Kehle klaffte ein Spalt.
    »Weitergehen«, murmelte Jeremy.
    Wir gingen bis zur Straße und dann an der Vorderseite des Raststättengebäudes

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