Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
Möchtegern-Geländewagen hinüber. »Das da ist nett.«
    »Nett? Es sieht aus wie ein Leichenwagen im Kleinformat. Ja, ich weiß, ich werde etwas Neues brauchen. Aber nicht das da. Und wenn du jetzt etwas von Minivan sagst …«
    »Das würde ich nicht wagen.«
    Ich erzählte ihm von Clays Picknickplänen.
    »In Ordnung«, sagte er. »Ich gehe aufs Klo. Du kannst auf mich warten, oder wenn Clay als Erster rauskommt, komme ich nach.«
    Jeremy ging los, blieb dann aber stehen, um ein Auto zu beobachten, das in eine Parklücke einbog. Ein Mercedes-Geländewagen.
    »Vielleicht so was wie dieses«, sagte er. »Es ist ein Oberklassewagen, bei dem man jeglichen Komfort hat und außerdem die Sicherheit bei schlechten Straßenverhältnissen, aber er ist nicht so groß und schwerfällig wie der Explorer. Ich bin sicher, du würdest ihn ganz peppig finden.«
    »
Peppig?
Das ist fast genauso schlimm wie ›süß‹.«
    »Es wäre das perfekte Auto für eine …«
    »Fußballmutti aus einem Vorort.«
    Ein leises Hochziehen der Augenbrauen.
    »Vergiss es. Es ist bloß …« Ich machte eine Handbewegung in Richtung des Mercedes. »Nicht ich. Nicht jetzt. Niemals. Ich werde was anderes finden. Aber nicht …« Ich sah zu dem Mercedes und schüttelte mich. »Das da.«
    Er schüttelte den Kopf und verschwand durch die Tür.
     
    Ich ging an der Nordseite des Gebäudes entlang, bis ich sehen konnte, was dahinter lag. Ein Pfad führte zum Lastwagenparkplatz hinüber. Das Surren der riesigen Klimaanlage und das ferne Rumpeln der Lastwagenmotoren übertönten das Dröhnen des Highway weiter nördlich. Rechts von mir sah ich ein weißes Lagergebäude. Dahinter lag ein Sumpf.
    Ich glaubte zunächst, es sei der Sumpf, den ich roch – etwas Muffiges, Überreifes. Aber der Geruch wurde vom Südwind herangetragen, auf den Sumpf zu und nicht von ihm fort. Und es waren noch andere Nuancen dabei, die alle menschlich waren, der Geruch eines ungewaschenen Körpers und ungewaschener Kleidung, männlich, scheinbar gesund, aber alles überlagert von diesem schwachen Geruch nach Überreife. Nach … Verwesung.
    Es war der gleiche Geruch, den ich gestern bei dem Mann mit dem Bowler aufgefangen hatte. Nicht Krankheit, sondern Verwesung, so schwach, dass ich eine ganze Nase voll davon einatmen musste, um mir sicher sein zu können. Mir wurde klar, dass es genau das gewesen war, was ich auch nach dem Frühstück auf dem Rückweg zum Auto gerochen hatte.
    Ich tat es ab. Niemand – und nichts – konnte unsere Spur so verfolgt haben. Wir waren hundertfünfundachtzig Meilen von Cabbagetown entfernt. Selbst ich hätte die Spur in dem Moment verloren, als wir gestern Abend weggefahren waren. Wenn der Mann aus dem Ort stammte, den ich vermutete – dem London des neunzehnten Jahrhunderts –, na ja, sagen wir einfach, er hätte sich nicht gut in ein Auto setzen und uns verfolgen können.
    Somit war es unmöglich. Selbst als ich eine Gestalt entdeckte, die südwestlich von mir über den Parkplatz huschte, und wieder etwas von dem Geruch auffing, wusste ich noch, dass er es nicht sein konnte. Aber wenn man sich allzu sehr auf seinen Verstand verlässt, kann man sich auch zum Narren machen, richtig?
    Jeremy hatte gesagt, ich sollte auf ihn oder auf Clay warten, und ich hatte nicht vorgehabt, etwas anderes zu tun. Aber nach fünfzehn Jahren, in denen ich ohne eine Spur von Angst über verlassene Parkplätze hatte gehen können, war ich einfach nicht mehr daran gewöhnt, einen Begleiter zu brauchen.
    Jemand folgte mir, möglicherweise in der Hoffnung, mich allein zu erwischen, wenn ich mich weit genug vom Tankstellengebäude und meinen männlichen Begleitern entfernte. Ich sollte wirklich auf Clay oder Jeremy warten.
    Andererseits – sobald sie auftauchten, würde mein Verfolger verschwinden. Also ging ich langsam weiter und versuchte Clays Gegenwart in der Nähe zu spüren, ohne Erfolg. Ich blieb stehen, um mir den Schuh zuzubinden und dabei die Umgebung in Augenschein zu nehmen.
    Sumpf zu meiner Rechten. Ein guter Ort, um den Verfolger zu verwirren, aber der Gestank und das Wasser würden es schwierig machen, einer Fährte zu folgen. Die Wiese vor mir war zu offen. Auf der anderen Seite lag ein Waldstück, das mich geradezu anzubetteln schien: »Nimm mich, nimm mich.« Meine idealen Jagdgründe. Aber es war zu weit entfernt, und wenn ich über die offene Wiese lief, riskierte ich, ihn zu verlieren. Der Parkplatz bot viele Verstecke, und dort war er

Weitere Kostenlose Bücher