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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gerade. Aber der Lärm, der Dieselgestank und die Tatsache, dass es hier Zeugen gab, würden die Sache komplizieren. Meine beste Möglichkeit war auch die nächstgelegene – der zehn Meter breite Lagercontainer rechts von mir.

[home]
Verwesung
    I ch ging langsam an dem Container vorbei, immer noch bemüht, ein Gespür für Clays Gegenwart zu bekommen. Als ich am Ende angekommen war, spürte ich den kleinen Stich von Erleichterung und Vorfreude, der mir mitteilte, dass er in der Nähe war. Wo genau das war – da war ich völlig ahnungslos. Aber er würde nach mir suchen.
    Ich tat ein halbes Dutzend Schritte, bis ich dicht genug an dem Container war, um ihn zu berühren, und ging dann an seiner Rückwand entlang weiter. Ich hörte schnelle Schritte auf Asphalt – jemand rannte über den Parkplatz, und der Schritt war zu schwer sowohl für Jeremy als auch für Clay; es war das etwas ungeschickte Rennen eines Menschen, der nicht daran gewöhnt ist, lautlos zu jagen.
    Ich fing einen von Verwesungsgeruch geschwängerten Luftzug auf. Mit dem gleichen Luftzug kam ein vertrauterer und sehr viel angenehmerer Geruch. Clay kam näher. Ich lächelte und ging schneller, um meinen Verfolger weiter hinter den Container zu locken.
    Die hämmernden Schritte wurden schneller; mein Vorsprung wurde kleiner. Wurde sehr rasch kleiner. Auf Clay zu warten kam offenbar nicht in Frage.
    Ich fuhr herum – und war noch eine Haaresbreite davon entfernt, von einem Schlachtermesser aufgespießt zu werden. Gut, es war wahrscheinlich noch etwa einen halben Meter entfernt, aber wenn jemand ein Messer dieser Größe auf einen richtet, kommt einem die Entfernung geringer vor, als sie ist.
    Ich versuchte es mit einem Rundum-Kick … und verlor das Gleichgewicht, als mein neuer Schwerpunkt ins Spiel kam. Mein Fuß streifte den Angreifer kaum. Der Boden segelte mir entgegen. Meine Hände schossen vor, um meinen Körper abzufangen, aber ich schaffte es noch rechtzeitig, das Gleichgewicht wiederzufinden.
    Als ich mich aufrichtete, stürzte sich der Mann auf mich. Ich trat wieder zu, dieses Mal weiter unten, hakte den Fuß um seine Wade und riss. Als er fiel, jagte das Messer in meine Richtung, aber ich wich ihm aus – nicht sonderlich gewandt oder anmutig, aber mit Erfolg. Ich warf mich auf seinen Rücken, und er knickte ein, die Arme nach außen gestreckt; das Messer prallte von der Containerwand ab und landete im Gras.
    Ein Schatten glitt über meinen Kopf hinweg, aber ich blieb, wo ich war – auf allen vieren auf dem Rücken des Mannes.
    »Soll ich dir das abnehmen, Darling?«
    »Bitte.«
    Clay setzte den Fuß in den Nacken des Mannes und drückte ihn nach unten, bis der Mann ein ersticktes Grunzen ausstieß. Ich griff nach dem Messer – die Sorte, die die Küchen von Feinschmeckerhaushalten ziert und kaum jemals etwas Anspruchsvolleres als ein geröstetes Hühnchen tranchiert.
    »Eindrucksvoll.« Ich ließ es versuchsweise kreisen und verzog das Gesicht. »Aber unhandlich.«
    Ich ging neben dem Mann auf die Knie. Er war es unverkennbar – obwohl er den Bowler abgelegt hatte. Er hatte sich auch den Backenbart abrasiert und moderne Kleidung angezogen, schlecht sitzende Hosen und ein Golfhemd, das teuer genug aussah, um aus dem selben Haus zu stammen wie das Messer.
    Er versuchte, das Gesicht unten zu halten, aber Clay trat seinen Kopf zur Seite herum, mit dem Gesicht zu mir, und hielt seinen Hals dann so fest auf den Boden gedrückt, dass er sich nicht wieder wegdrehen konnte.
    Schweiß stand auf der Stirn des Mannes, aber er verzog lediglich die Lippen. Ich hob das Messer und jagte es dann eine Handbreit von seinem Gesicht entfernt in den Boden. Nach einer Sekunde öffnete er die Augen und starrte das Messer an, das bis zum Griff im Boden vergraben war.
    »Wer bist du?«, fragte ich.
    Er antwortete nicht.
    »Wo bist du hergekommen?«
    Seine Lippen verzogen sich und gaben schwarze Zähne und die Lücke eines Vorderzahns frei, die mir schon gestern aufgefallen war. »Aus der Hölle.«
    »Gut«, sagte Clay. »Dann haben wir ja eine Rücksendeadresse.«
    Jeremy kam rasch um den Container herum, entdeckte uns und wurde langsamer.
    Wir verbrachten die nächsten paar Minuten damit, den Mann zu befragen. Wer war er? Wo kam er her? Wie hatte er uns gefunden? Warum folgte er uns? Er sagte nichts. Eine energischere »Befragung« war hier und mitten am Tag vollkommen unmöglich. Irgendwann lehnte Jeremy sich wieder auf die Fersen zurück.
    »Sehen

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