Blut der Wölfin
nicht das, was du willst, oder?«
»Du weißt genau, dass es das nicht ist. Ich will bei dir bleiben und euch den Rücken decken. Dir und Jeremy, denn ich glaube, ganz gleich, wer von uns dieses ›Merkmal‹ trägt, wir sind alle in der Schusslinie. Ich will das hier zu Ende bringen und dann in dem Wissen nach Hause fahren, dass alles in Ordnung ist … dass wir alle in Sicherheit sind.« Ich berührte mit den Fingerspitzen meinen Bauch. »Wir alle.«
Er nickte und sah fort; sein Blick ging ins Leere. Eine Sekunde später kam er zu mir zurück. »Ich möchte dich hier bei mir haben … mehr als ich möchte, dass du gehst. Aber es gibt da etwas, von dem ich will, dass du es tust.«
»Nämlich was?«
»Du bleibst bei mir. Genau da, wo ich bin. An meiner Seite. Immer. Keine Diskussionen über Freiräume und Privatsphäre. Ich muss bei dir sein, wissen, dass du in Sicherheit bist.«
»Das ist okay.« Ich brachte ein kleines Lächeln zustande. »Aber dieses Recht, allein aufs Klo zu gehen, das habe ich immer noch, oder?«
»Je nachdem, ob es da ein Fenster gibt, durch das jemand reinklettern könnte.«
»In Ordnung.«
»Und nur dann, wenn nur wir allein Zugang dazu haben.«
Ich lachte. »Du willst mit in öffentliche Damentoiletten kommen? Das will ich sehen.«
»Könnte durchaus passieren. Jetzt gehen wir Jeremy Bescheid sagen. Dann bringen wir das hier zu Ende und fahren nach Hause.«
Zurück nach Cabbagetown also. Vier Mal ums Viertel herum und zwei Mal die Straße mit dem Portal entlang, und alles, was ich an Verwesungsgeruch fand, waren die beiden bekannten Fährten – die von Rose und die des Bowlermannes.
Wir wussten, es gab noch eine weitere Möglichkeit, warum wir keine weitere Fährte fanden, nämlich dass es keine gab – dass wir gar keinen Zombie übersehen hatten. Unsere Portalschließtheorie war auf einen einzigen, zweihundert Jahre zurückliegenden Fall gegründet. Aber im Augenblick war das alles, was wir hatten.
Wenn wir etwas übersehen hatten, konnten wir uns nicht darauf verlassen, dass Robert es finden würde. Nachdem wir Shanahan verloren hatten, war unsere beste Informationsquelle die Person, die uns das Ganze eingebrockt hatte. Also tätigte ich den Anruf, vor dem mir graute.
Ich telefonierte von unserem Hotel aus. Clay stand neben mir.
»Elena!«, sagte Xavier. »Was zum Teufel ist passiert? Wo bleibt mein Päckchen?«
Ich erzählte es ihm. Schweigen kam summend über die Leitung. Dann: »Na, okay, das ist komisch, aber weißt du, so was passiert eben. Ich bin mir sicher, es hat mit dem Brief nichts zu tun, als schick ihn doch einfach. Oder noch besser, nachdem wir sowieso schon spät dran sind, schick ihn …«
»Direkt an den Kunden?«
»Äh, ja. Weißt du, einfach nur für den Fall …«
»Dass er wirklich einen Dämonenfluch enthält?«
»Hey, ich bin einfach gern vorsichtig. Schick den Brief, geh nach Hause und erhol dich.«
»Nachdem ich die Hölle auf Toronto losgelassen habe?«
»Nach dem, was ich so gesehen habe, könnte Toronto ein, zwei Höllenportale ganz gut brauchen. Außerdem, du wohnst da doch gar nicht mehr. Was geht’s dich an?«
Ich teilte ihm mit, was es mich anging.
»Äh … das ist nicht gut. Und der … dein Freund. Wie hat er das aufgenommen?«
»Die Tatsache, dass seine Gefährtin offenbar gezeichnet ist und auf einer Zombie-Abschussliste steht? Warum fragst du ihn nicht selbst?«
Ich nahm den Hörer vom Ohr. Als Clay die Hand danach ausstreckte, konnte ich Xaviers Stimme durch die Leitung hören.
»Nein, nein, schon okay! Sag ihm, ich habe keine Ahnung, was da los ist, aber wenn ich irgendwas tun kann, um zu helfen, sagt einfach Bescheid.«
»Wie wär’s damit, herzukommen und die Zombies selbst zu erledigen?«
»Das nicht. Aber bei allem anderen bin ich euer Mann. Oh, und mach dir keine Gedanken wegen dem Brief. Du kannst ihn erst mal behalten.«
»Zu gütig. Jetzt erzähl uns für den Anfang alles, was du über ihn weißt.«
Viel war das nicht. Der Käufer war ein Mensch ohne jede Verbindung zum Paranormalen, und er wollte den Brief zu genau dem Zweck, den Xavier mir schon genannt hatte: um eine DNA -Analyse machen zu lassen und dann einen Buch- oder Filmvertrag zu unterschreiben. Außerdem war es Xavier gewesen, der an ihn herangetreten war – Xavier hatte über seine Schwarzmarktkontakte erfahren, dass der Mann auf der Suche nach Ripper-Briefen war und gut zahlen würde.
»Ich könnte dich mit der ursprünglichen
Weitere Kostenlose Bücher