Blut der Wölfin
Diebin zusammenbringen, Zoe Takano«, sagte Xavier. »Vielleicht weiß sie mehr.«
»Die ihn vor achtzig Jahren gestohlen hat? Wo ist sie? Altersheim Abendfrieden für Paranormale? Sie muss doch mindestens hundert … halt, warte. Sie ist ein Vampir, stimmt’s? Irgendeine Idee, wo ich sie finden kann?«
»Gleich an Ort und Stelle. Geboren und aufgewachsen in Toronto. Die Shanahans sind Kunden von ihr – schon seit Jahrzehnten.«
Die Diebin kannte Patrick Shanahan? Dann wollten wir ganz entschieden mit ihr reden.
»Kennst du sie?«
»Zoe und ich verkehren nicht in denselben Kreisen. Aber ich kann dir sagen, wo du sie vielleicht finden kannst. Sie verwendet als Firmensitz seit Ewigkeiten die gleiche Bar. Gewohnheitstier – Vamps sind eben so.«
Er versprach mir, mich mit der Adresse und allen Details, die er zusammenkratzen konnte, zurückzurufen.
Zwei Minuten nachdem ich aufgelegt hatte, klingelte das Telefon wieder.
»Schnelle Arbeit, Dämon«, sagte ich, als ich abnahm. »Mach so weiter, und du schaffst es doch noch, bei mir wieder einen Stein ins Brett zu kriegen.«
Schweigen.
Ich warf einen Blick auf das Display. Ich hatte eine mir vage bekannte Nummer gesehen, bevor ich abnahm, und jetzt wurde mir klar, dass es nicht die Nummer war, die ich erwartet hatte.
»Äh, Robert«, sagte ich. »Entschuldige. Ich habe mit …«
Ein leises Lachen. »Einem anderen Dämon gerechnet?«
»Genau, und einem mit einer Kontaktperson und einer Adresse, und da bin ich wohl etwas übereifrig geworden.«
»Zweifellos. Falscher Dämon vielleicht, aber ich rufe aus dem gleichen Grund an. Wegen einer Kontaktperson.«
»Oh?«
»Ich habe selbst ein paar Anrufe erledigt, habe nach Legenden um Jack the Ripper und paranormale Querverbindungen gefragt, und jemand hat mich an Anita Barrington verwiesen. Sie ist eine Hexe, leitet eine Buchhandlung in Toronto und gilt als Expertin in solchen Dingen. Ich kenne sie nur dem Ruf nach, aber ich dachte mir, wenn ihr auf diese Art meine eigenen Recherchen abkürzen könnt …«
»Dann machen wir’s.«
[home]
Folklore
H ecate’s Haven war eine winzige Buchhandlung in der Yonge Street, eingekeilt zwischen einem Süßwarenladen und einem koreanischen Schnellrestaurant. Als wir eintrafen, war eine rundliche Frau mit einem langen silbergrauen Zopf gerade dabei, das OPEN -Schild umzudrehen, woraufhin dort CLOSED stand.
Sie sah zu uns hinaus; die verblassten blauen Augen glitten mit einem fragenden Ausdruck über unsere Gesichter, als sähen wir nicht aus wie ihre übliche Kundschaft. Dann fiel ihr Blick auf meinen Bauch, und ihre Lippen öffneten sich zu einem stummen »Ah«. Sie öffnete uns die Tür.
»Lasst mich raten«, sagte sie. »Ihr sucht etwas, das euch vor dem verdorbenen Wasser schützt.«
Bevor ich antworten konnte, beugte sie sich vor, legte mir die Hand auf den Arm und fuhr fort: »In Zeiten der Prüfung haben viele Menschen das Bedürfnis, Zuflucht im Mystischen zu suchen. Aber um ehrlich zu sein, Liebes, es gibt keinen Zauber, der dich so gut schützt wie gesunder Menschenverstand. Halt dich an das, was sie in den Nachrichten raten, und meide Leitungswasser; das wird nützlicher sein als jedes Amulett und jede Formel.«
»Anita Barrington?«, fragte Jeremy.
Sie sah zu ihm auf. »Ja?«
»Sie sind uns von Robert Vasic empfohlen worden.«
Eine Falte erschien zwischen ihren Augenbrauen; dann stieß sie ein kleines Lachen aus. »Ah. Na, das ist etwas anderes, oder? Kommt rein, kommt rein.«
Sie winkte uns in das Geschäft hinein und schloss die Ladentür ab; dann zog sie einen Perlenvorhang vor das Schaufenster.
»Ihr müsst mich für eine tatterige alte Dame halten, wenn ich schon so anfange, aber ihr könnt euch nicht vorstellen, was für einen Tag ich hinter mir habe.«
Sie winkte mich zu einem Hocker neben einem mit antiquarischen Büchern beladenen Tresen hinüber.
»Ist der zu hoch?«
Ich sprang hinauf.
»Fantastisch«, sagte sie. »Und da drüben ist noch einer, um den die Herren sich prügeln dürfen.«
Sie schob sich hinter den Tresen. »Was für ein Tag. Andererseits, wenn man eine Buchhandlung betreibt, die das Wort ›Hecate‹ im Namen trägt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Leute nach Amuletten und Schutzsprüchen und anderem New-Age-Unfug fragen.«
Sie kletterte auf einen weiteren Hocker hinter ihrem Tresen, während sie weiterredete. »Aber heute hat das Telefon gar nicht mehr aufgehört zu klingeln. Und die Glocke an der
Weitere Kostenlose Bücher