Blut der Wölfin
gesehen zu werden, uns von jeder Ecke aus beobachten konnte, bis wir hinter der nächsten verschwanden. Im Gehen zählte ich die Gelegenheiten zum Angriff, die wir ihm lieferten. Als ich bei fünf angekommen war, blieb ich vor einem Geschäft stehen und zeigte auf die ausgestellten Sommerkleider für Kleinkinder.
»Worauf wartet er?«, flüsterte ich.
»Auf das Gleiche, auf das sein bowlertragender Kollege gewartet hat«, sagte Jeremy. »Dass das Weibchen sich vom Rest der Herde trennt.«
Er hatte recht. Im Gegensatz zu den hirntoten, hirnmampfenden Hollywood-Zombies waren diese Typen nicht dumm.
Bevor ich den Mund aufmachen konnte, sagte Clay: »Nein.«
»Ich …«
»Erinnerst du dich an die Abmachung? Direkt neben mir. Immer.«
»Ich schlage ja nicht vor, ihn wegzulocken und irgendwo anders zu erledigen. Bloß das mit dem Weglocken.«
»Elena hat recht«, sagte Jeremy. »Wir werden ganz in der Nähe sein. Es ist nicht weiter gefährlich.«
»Gut«, sagte ich. »Dann werde ich jetzt aufs Klo gehen.« Ich hob die Stimme. »Um die nächste Ecke ist ein Imbiss mit Tischen. Ihr könnt euch hinsetzen und essen, ich suche inzwischen eine Damentoilette.«
Als wir die Tische erreicht hatten, stellte ich meine Sandwichtüte auf einem davon ab und sah mich um.
»Oh, da drüben ist sie ja«, sagte ich laut. »Wir sind genau dran vorbeigelaufen.«
Ich trank noch einen Schluck Schokoladenmilch, um dem Zombie Gelegenheit zum Verstecken zu geben.
Die Toiletten lagen am Ende eines Nebengangs. Im Gehen horchte ich auf die fernen Schritte, die mir folgten, bereit, mich umzudrehen, wenn sie mir zu nahe kommen sollten, bevor Clay auftauchte.
Ich erreichte das Ende des Gangs, nur um feststellen zu müssen, dass er im rechten Winkel abbog. Immerhin würde dies Clay Gelegenheit geben, den Zombie außer Sichtweite jedes Menschen anzugreifen, der etwa die Passage entlangging.
As ich um die Ecke bog, sah ich mich nach Überwachungskameras um. Keine da. Gut. Die Schritte hinter mir wurden schneller … und dann hörte ich, wie Clays Schritte sich ihnen anschlossen. Ich lächelte. Kinderleicht …
Ein Schatten sprang aus einer Türnische hervor. Ich fuhr herum, aber zu langsam, und ein Körper prallte gegen meine Schulter und schleuderte mich gegen die gegenüberliegende Wand. Ich trat zu. Als mein Fuß hochfuhr, hätte ich mich ohrfeigen können. Auch dieses Mal kostete die plötzliche Bewegung mich das Gleichgewicht. Als ich stolperte, warf sich die Gestalt auf mich, die Hände nach meiner Kehle ausgestreckt. Ich holte aus und erwischte den Angreifer am Kinn, und er torkelte mit einem Schrei zurück – einem sehr unmännlich klingenden Schrei.
Ich stürzte mich auf die fallende Gestalt. Ein Gesicht wandte sich mir zu – das Gesicht einer Frau, rot und narbig. Rose.
»Dachtest dir wohl, du wärst fertig mit Rose, ja?«, gackerte sie.
Meine Überraschung brachte mich aus dem Tritt. Sie ging auf mich los, die Finger zu Klauen gekrümmt; sie zielte auf die Augen. Ein Aufwärtshaken brachte sie zum Stehen, bevor ihre Finger näher als einen halben Meter an mein Gesicht herangekommen waren, und als sie nach hinten fiel, packte ich sie an der Kehle und schleuderte sie gegen die Wand. Ihr Gesicht verzerrte sich und wurde dann schlaff, und als ich losließ, glitt ihr Körper zu Boden und begann zu zerfallen.
»Leicht umzubringen«, murmelte ich. »Das Problem ist, es bleibt nicht dabei.«
Bei einem Geräusch von der Ecke her fuhr ich herum, die Hände erhoben. Clay kam herangestürmt.
»Ich hab gehört …«
»Hab sie erwischt«, sagte ich. »Wieder mal. Es war Rose. Ich hätte schwören können, es war ein Mann.«
»War’s auch.« Er packte mich am Arm und zerrte mich zurück in Richtung Ladenpassage. »Derselbe Typ, den ich an dieser Raststätte umgebracht habe.«
»Und hast du ihn …«
»Ich wollte es zumindest«, sagte er; er hatte sich in Trab gesetzt und zog mich mit sich. »Dann hab ich dich gehört, und meiner ist abgehauen. Jeremy ist hinter ihm her.«
»Gehen wir«, sagte ich, und wir rannten los.
Der Bowlermann hatte den ersten Ausgang genommen, den er gesehen hatte. Wir erreichten das obere Ende der Rolltreppe, als Jeremy gerade den Fuß auf die abwärts führende Gegentreppe setzte; er trat zurück und führte uns ins Freie, bevor er etwas sagte.
»Er ist über die Straße gelaufen, und ich habe die Fährte verloren«, sagte er. »Alles in Ordnung mit euch beiden?«
»Einfach nur eine
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