Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
war sie sauber – gleißendes schwarzes Haar, enges weißes T-Shirt, schwarze Jeans und Motorradstiefel. Und sie sah lebendiger aus als irgendjemand sonst in der Bar, was, wenn man es sich einen Moment lang überlegte, etwas traurig war.
    Sie saß an einem Tisch in der Ecke und las die
Toronto Sun,
die Hand um eine eiskalte Bierflasche geschlossen. Als ich hereinkam, war sie die Erste, die aufsah – die Einzige, die aufsah. Sie musterte mich ein Mal langsam von oben bis unten und dann ein zweites Mal; ihr Zeigefinger klopfte sacht gegen den Hals der Bierflasche. Schätzte sie meine Qualitäten als einen möglicherweise noch befriedigenderen Durstlöscher ab? Wenn ich das richtig anstellte, konnten wir die Smalltalk-Phase dieser Unterredung vielleicht überspringen und gleich zu dem Teil kommen, in dem ich in einen verlassenen dunklen Durchgang eingeladen wurde.
    Vielleicht war dies gar nicht Zoe. Xavier hatte gesagt, dass die Bar paranormale Kriminelle anzog, die einen sicheren Ort brauchten, um ihre Geschäfte abzuwickeln. Aber Zoe war der einzige Vampir in Toronto – ein kurzer Anruf beim zweiten Vampirdelegierten des Rates, Aaron, hatte dies bestätigt. Er hatte mir außerdem eine kurze Beschreibung geliefert. Aaron hatte Zoe seit Jahren nicht mehr gesehen, aber bei Vampiren ändert sich das Äußere nicht alle zwei Jahre. Oder Jahrzehnte.
    Aarons Beschreibung passte auf sie, aber beim Näherkommen machte ich trotzdem einen Witterungstest. Der Geruch eines Vampirs ist vollkommen künstlicher Natur. Ich konnte Cassandra oder Aaron anhand ihrer charakteristischen Kombination von Seife, Shampoo, Kosmetik und Waschmittel identifizieren, aber darunter war nichts. Wenn man keine Körperfunktionen hat, hat man auch keinen Eigengeruch.
    Diese Frau hatte fast gar keinen Geruch, nur ein ganz schwaches chemisches Aroma, als verwendete sie ausschließlich unparfümierte Produkte. Um Wachhunde zu verwirren wahrscheinlich.
    »Zoe Takano?«, fragte ich.
    Ihr Blick glitt an mir hinauf und musterte mich. Als sie bis zu meinen Augen gekommen war, erwartete ich, ein raubtierhaftes Glänzen zu sehen. Hier stand eine gesunde Frau, allein und durch eine Schwangerschaft behindert. Mutter Natur servierte ihre Version eines Fertigmenüs, ein Abendessen, das zu dumm war, um sich aus der Gefahrenzone zu halten. Aber der Gesichtsausdruck verriet nichts als Neugier.
    Am anderen Ende des Raums hörte der Barmann auf, seine Theke abzuwischen, und sah mit schmalen Augen zu uns herüber. Sie musste ihm irgendein Zeichen gegeben haben, denn er nickte und wischte weiter.
    »Zoe Takano?«, wiederholte ich; inzwischen war ich mir fast sicher, dass sie nicht die Frau war, für die ich sie zunächst gehalten hatte.
    »Zu Ihren Diensten, Ma’am.« Jetzt glitzerten ihre Augen – Vorfreude, aber es war immer noch kein Hunger darin, nur Interesse. »Und ich gehe davon aus, dass es eine Dienstleistung ist, um die es hier geht – eine, die ich liefern kann?«
    »Ich hätte ein Angebot …«
    Sie lachte leise. »Genau das, worauf ich gehofft habe.«
    »Es ist ein Job …«
    »Ach so, es ist beruflich. Wie schade.«
    Ich zögerte. »Du nimmst zurzeit keine Aufträge …«
    Ein klingelndes Lachen, wie ein Glockenspiel. »Oh, ich nehme immer Aufträge an. Nimm mich nicht so ernst. Es war eine öde Woche, und wenn es nichts gibt, das mich unterhält, dann fange ich an, mir die Unterhaltung selbst zu liefern. Setz dich doch. Gönn deinen Füßen eine Pause. Das da« – ein Nicken zu meinem Bauch hin – »kann nicht sonderlich bequem sein. Nicht bei dieser Hitze.«
    »Äh, ja. Ich meine, nein, ist es auch nicht.« Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich. »Danke.«
    »Etwas Kaltes?«, fragte sie. »Alkoholfrei, nehme ich an?«
    »Äh, nein. Schon okay. Man hat mir gesagt …«
    »Erst das Wichtigste«, sagte sie, während sie sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte. »Referenzen. Ich nehme an, du bist auf eine Empfehlung hin hier. Darf ich fragen, von wem?«
    Ich warf einen nervösen Blick in die Runde. »Ich, also, ich hatte gehofft, wir könnten das irgendwo erledigen, wo es weniger … öffentlich zugeht.«
    Wieder ein klingelndes Lachen. Sie beugte sich vor. »Sieht irgendwer hier drin aus, als hätte er auch nur die Energie zum Lauschen, von der Absicht ganz zu schweigen?«
    »Äh, nein, aber …« Ich versuchte nervös auszusehen. »Ich mache das zum ersten Mal, und …«
    »Und du hättest gern, dass ich mit dir rausgehe, wo irgendwer

Weitere Kostenlose Bücher