Blut der Wölfin
weitere Begegnung mit einer nicht sehr süß duftenden Rose«, sagte ich.
Jeremy verspannte sich sichtlich. »Rose?«
»Der Zombie, den wir …«
»Ja, ich weiß. Du hast sie nicht … Hast du sie berührt?«
»Natürlich«, sagte ich. »Musste ich ja. Sie hat mich angegriffen. Aber wenn du dir Sorgen wegen der Syphilis machst, ich schwöre dir, Sex hatte ich nicht mit ihr.«
Jeremy lächelte nicht. »Hast du ihre Lippen berührt oder die wunden Stellen rings um den Mund?«
»Ich glaube nicht, aber –«
Seine Finger schlossen sich um meinen Ellenbogen. »Auf der anderen Straßenseite ist ein Café. Du musst dort auf die Toilette gehen und dir die Arme und Hände abschrubben.«
Er wartete nicht einmal, bis die Ampel umsprang; er führte mich einfach zwischen den Autos hindurch.
»Jer?«, sagte Clay, während er hinter uns hergetrabt kam. »Ich dachte, du hast gesagt, Syphilis wäre ohne weiteres zu behandeln.«
»Ist sie auch. Aber sie ist besonders gefährlich für schwangere Frauen.«
Er fing meinen Blick auf und wurde langsamer; der Griff um meinen Arm lockerte sich. »Alles in Ordnung.« Ein kleines Lächeln. »Leichte Überreaktion, wie üblich. Gefährlich wäre es nur, wenn du mit diesen offenen Stellen in Kontakt gekommen wärst und die Bakterien irgendwie aufgenommen hättest, über den Mund oder über kleine Verletzungen. Ein gründliches Händewaschen müsste genügen. Ich hätte schon gestern Abend etwas sagen sollen, aber …«
»Rose war da schon tot – dachten wir jedenfalls. Was ist da also …«
»Geh dir erst die Hände waschen«, sagte er, als er vor dem Café zum Stehen kam. »Dann können wir drüber reden.«
Ich schrubbte mir Hände und Arme, bis die Haut rot war; dann wusch ich mir Gesicht und Hals, jeden Flecken sichtbarer Haut, auch an Stellen, von denen ich genau wusste, dass Rose sie nicht berührt hatte.
Danach kehrten wir zu der Rolltreppe zurück, die in das PATH -System hinunterführte, und ich nahm die Fährte des Bowlermannes dort auf, verlor sie auf der Straße aber wieder. In dem Smog und den Auspuffgasen und den Ausdünstungen Tausender Leute, die jeden Tag hier vorbeikamen, war sie ganz einfach verschwunden.
Ich sah zu dem stetig vorbeiströmenden Verkehr hinüber. »Wenn wir noch ein paar Stunden warten und ich mich dann wandle, müsste es gehen.«
Jeremy schüttelte den Kopf. »Es ist das Risiko nicht wert. Sie umzubringen scheint nicht zu helfen.«
»Entweder haben wir also eine Armee von Zombieklonen, oder die Untoten bleiben nicht tot. Wisst ihr noch, wie Robert gestern über den Unterschied zwischen kontrollierten Zombies geredet hat, die von einem Nekromanten beschworen wurden, und denen, die aus dem Portal eines Magiers stammen? Er hat gesagt, beide Typen sind schwierig umzubringen. Die von einem Nekromanten sterben einfach nicht, und die aus dem Dimensionsportal …« Ich runzelte die Stirn. »Hat er gesagt, was mit denen los ist?«
»Nein«, sagte Jeremy. »Weil das eigentlich nicht relevant sein sollte. Dieses Portal wurde vor über hundert Jahren geschaffen, was bedeutet, sein Meister müsste tot sein.«
»Müsste«, murmelte Clay. »Aber irgendeinen Pferdefuß gibt es doch immer.«
Jeremy nickte. »Es wird also Zeit, sich noch mal mit Jaime und Robert zu unterhalten. Und sehen wir mal, ob wir heute Abend noch Kontakt zu dieser Vampirdiebin aufnehmen können. Ich gehe zurück ins Hotel und erledige die Anrufe, und ihr beide versucht, Zoe Takano aufzuspüren.«
Clay öffnete den Mund, aber Jeremy schnitt ihm das Wort ab. »Ja, ich weiß schon, dass dir die Idee nicht gefällt, aber so können wir unsere beschränkten Ressourcen am besten einsetzen. Selbst wenn dieser Zombie wirklich zurückkommen und mich finden sollte, in der Annahme, dass auch ich weiß, wo der Brief ist – bisher waren sie ja nicht gerade schwer umzubringen.«
»Rose hatte nicht mal eine Waffe«, sagte ich. »Und wenn meine Nase mich nicht im Stich lässt, kommen sie jedes Mal in etwas üblerem Zustand zurück als vorher.«
Clay zögerte.
»Du kannst mit mir zum Hotel gehen und mich einschließen, wenn du dich dann besser fühlst«, sagte Jeremy. »Ab morgen werden wir dieses Problem nicht mehr haben. Ich rufe Antonio an und sage ihm, er soll mit Nick herkommen. Er hat mir immer noch nicht verziehen, dass ich sie nicht aus Europa zurückgeholt habe, als damals Elena entführt worden ist. Dieses Mal habe ich keine Entschuldigung, sie nicht dazuzuholen.«
Clay
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