Blut für Blut: Thriller (German Edition)
Heimatland verursachten posttraumatischen Stresssyndrom gelitten. Die Polizei hatte den Fall abgeschlossen.
Anne streckte sich und eilte den Hang hinauf, den anderen hinterher. Chanel und Milica bissen sich gutmütig in die Schwänze. Milica hatte sich gut bei ihnen eingelebt, Chanel war aufgeblüht, seit er an den langen Tagen, an denen Anne arbeitete, einen Spielkameraden hatte. Die Idee, Chanel zu paaren, um Welpen zu bekommen, war begraben. Jetzt ging es um Chanel und Milica. Tibor wäre ihr dankbar gewesen, das wäre er ganz bestimmt.
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Rebekka bereitete gerade ihre erste warme Mahlzeit seit mehreren Wochen zu. Sie hatte auf dem Heimweg von Veddinge Bakker eingekauft, der Kühlschrank war übervoll und brummte laut, und sie stach gerade in die marinierten Hähnchenstücke, die im Wok brutzelten, als das Telefon klingelte.
»Hello Rebekka, how are you?« Sie erkannte die Stimme sofort. Sie gehörte Ryan O’Sullivan, einem älteren amerikanischen Ermittler, den sie vor einigen Jahren bei einer viermonatigen Zusatzausbildung im FBI-Schulungszentrum im Staat Virginia kennengelernt hatte. Sie hatten einen Großteil ihrer Freizeit gemeinsam verbracht, Ryan hatte sie in der Umgebung herumgefahren und sich als unterhaltsamer Guide erwiesen. Sie hatten stundenlang über Kriminologie diskutiert und waren unaufgeklärte alte Mordfälle durchgegangen. Ryan O’Sullivans Spezialgebiet waren Kindermorde, und mit den Jahren war er zu einem anerkannten Experten geworden, der in den USA und diversen europäischen Ländern herumreiste, um die Polizei in der Bearbeitung von Mordfällen zu schulen, in denen Kinder die Opfer waren. In den Neunzigern hatte er auch das AMBER Alert Program mit eingeführt, ein Alarmbereitschaftsprogramm, dem Polizei, Radio-und Fernsehstationen angeschlossen waren. Es kam zum Einsatz, wenn ein Kind verschwunden war.
»Ryan. What a surprise.« Sie trocknete sich die Hände ab, während Ryan O’Sullivan erzählte, dass er gerade in Kopenhagen angekommen sei, um an einer größeren Konferenz über Kinderpornografie teilzunehmen, die vom IT-Ermittlungscenter der Polizei, dem NITEC, veranstaltet wurde. Er würde eine Woche in der Stadt sein, wohnte im Hotel Strand in der Havnegade im Zentrum von Kopenhagen und freute sich darauf, sie zu treffen, falls sie Zeit hatte. Und ob sie die hatte. Sie verabredeten sich für den kommenden Tag zum Brunch im Hotel Europa. Als Rebekka zu ihren Hähnchenstücken zurückeilte, waren die in der Zwischenzeit verbrutzelt. Uff. Sie warf das Essen in den Abfalleimer, überlegte kurz, sich Sushi zu bestellen, konnte sich aber nicht dazu aufraffen. Butterbrote und Tee mussten reichen. Und vielleicht ein einziges Glas Rotwein. Sie entkorkte die Flasche und holte ein Weinglas aus dem Schrank, als es an der Tür klingelte. Verdutzt stellte sie den Wein weg und öffnete. Draußen stand Michael. Sonnengebräunt, mit blendend weißen Zähnen, ausgebleichtem Haar und funkelnden blauen Augen. Rebekka trat erschrocken einen Schritt zurück in die Diele, und Michael lachte laut.
»Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.« Er trat ein, und sie versank in seiner Umarmung, während ihr Herz in der Brust flatterte.
»Ich bin nur überrascht«, murmelte sie und versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. »Ich glaubte, du seist zusammen mit Amalie in Henne Strand, und wir würden uns frühestens Anfang nächster Woche sehen.«
Er lachte über sie und drückte sie fest an sich.
»Das habe ich auch geglaubt, aber die Eltern von einer von Amalies Klassenkameradinnen haben ein Sommerhaus in der Nähe und haben Amalie eingeladen, bei ihnen zu übernachten. Und da habe ich mir gedacht, dass ich doch schnell mal in die Hauptstadt düsen und dir ein paar Küsse geben könnte. Ich muss erst morgen Vormittag wieder zurück.«
Er sah sie freudestrahlend an, und sie versuchte zu lächeln, während völlig widersprüchliche Gefühle auf sie einstürmten. Sie befreite sich aus seinen Armen, lief in die Küche, um den Rotwein zu holen, und kurz darauf saßen sie sich auf dem Sofa gegenüber. Sie spürte seinen Blick und schaute verlegen auf ihre Hände, als hätte sie Angst, er könnte ihr die Episode mit Niclas an den Augen ansehen.
»Erzähl mir, was in der letzten Zeit passiert ist. Soweit ich das mitbekommen habe, gab es ein paar arbeitsintensive Fälle, aber ich habe das nur sporadisch im Netz verfolgt.« Er lächelte schnell und fügte hinzu: »So ist das nun mal, wenn man
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