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Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Blut für Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut für Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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würde, ohne seine Mutter weiterleben zu müssen.«

MONTAG, 7. JULI
    Rebekka hatte die letzte Woche in einer Art Warteposition verbracht. Einen Großteil ihrer wachen Stunden hatte sie auf der Fensterbank des Schlafzimmers gesessen und blind in den Garten hinausgestarrt. Sie hatte von Wasser und Obst gelebt, ihr hatte nichts richtig geschmeckt, selbst die Lust auf Rotwein war verschwunden.
    In den Nächten lag sie auf der Decke in ihrem Bett und starrte an die weiße Zimmerdecke. In einer Ecke war ein Wasserschaden, den sie nie hatte reparieren lassen, und jedes Mal, wenn sie den Fleck ansah, stellte er etwas anderes dar. Eine große Maus mit Zähnen und Schnurrhaaren, ein Kaninchen oder eine hexenähnliche Gestalt, wenn sie in der entsprechenden Stimmung war.
    Auf ihrem Handy sammelten sich Nachrichten und SMS. Von der Mutter, die einfach reden und gleichzeitig die freudige Nachricht loswerden wollte, dass der Vater zurück in seinen Lieblingssessel gezogen war. Das neue Medikament zeigte Wirkung, er hatte sogar ein wenig Gebäck gegessen. Dorte war mit den Kindern in das Sommerhaus in Løkken gefahren, wo sie über alles nachdenken wollte, doch sie hatte auf dem Anrufbeantworter fröhlich geklungen. Reza hatte ein paar Nachrichten hinterlassen, dass sie zu ihm nach Hause eingeladen sei, um tah-dig zu probieren, Reis mit Safran und Kebab und seine neueste kulinarische Kreation, Melone und Gurkensalat mit frischem Koriander. Sie musste nur zusagen. Michael hatte ebenfalls mehrere Nachrichten hinterlassen, wie sehr er sie vermisste, und es machte sie froh, seine Stimme zu hören, auch wenn sie die Nachrichten anschließend löschte. Sie schickte ihnen allen eine SMS. Kurze Nachrichten, dass sie eine Erkältung habe und anrufen werde, wenn sie wieder gesund sei. Sie sollten sich keine Sorgen machen. Von Niclas waren keine Nachrichten da.
    Nach fünf Tagen depressiver Apathie stand sie eines Morgens auf und ging auf direktem Weg ins Bad. Sie blieb lange unter der warmen Dusche stehen, schrubbte ihren Körper ausgiebig mit einem Hanfhandschuh, putzte sich die Zähne und stand kurz darauf vor dem beschlagenen Spiegel. Sie rieb ihn mit einem Zipfel des Handtuchs frei, und langsam wurde ihr Spiegelbild sichtbar. Das Gesicht war blass nach den vielen Tagen im Haus und das Haar viel zu lang, es reichte ihr bis in die Mitte des Rückens. Sie ließ den Blick ihren Körper hinunterwandern und sah, dass die kleine Speckfalte am Bauch, die sie normalerweise mit Daumen und Zeigefinger fassen konnte, verschwunden war. Sie cremte sich ein, schlüpfte schnell in ein Sommerkleid und ein paar Flipflops, packte eine Strandtasche mit Buch, Handtuch, Wasser, Äpfeln und dem Briefumschlag mit den Schlüsseln und saß kurz darauf in ihrem Auto. Dolly Parton sang im Radio Jolene, und Rebekka drehte den Ton laut auf, summte mit und nahm Kurs Richtung Veddinge Bakker.
    ____
    Sejr lehnte die Stirn gegen das schmutzige Fenster des Krankenhauses und sah auf den Blegdamsvej, die hohen Baumkronen des Fælledparks und den Himmel hinaus, an dem in diesem Moment ein Düsenjäger einen weißen Streifen in das Blau zeichnete. Es war herrlich, herumlaufen zu können, nicht mehr an das Bett gefesselt zu sein.
    Er fühlte sich rastlos, trödelte ruhelos im Zimmer herum, Krankenhauskoller nannte man das wohl, und fieberte der täglichen Visite entgegen, bei der die Ärzte ihn hoffentlich entlassen würden. Er sehnte sich nach seiner Wohnung, nach seinen Zigaretten, der Lanterne und Iben. Sie hatte ihm erzählt, dass sie zwei Jungen von zwölf und fünfzehn Jahren hatte, und er merkte, dass der Gedanke, sie bald kennenzulernen, Schmetterlinge in seinem Bauch flattern ließ. Er wollte ihnen das Arbeitszimmer einrichten, das brauchte er ohnehin nicht mehr. Es sollte eine Art kombiniertes Gäste-und Spielzimmer werden. Plötzlich kamen ihm Zweifel, inwieweit Kinder in diesem Alter überhaupt noch spielten, aber ein Fernseher und eine Spielkonsole sollten schon da sein, so etwas brauchten die jungen Leute heute einfach, hatte er gelesen.
    Er streckte sich erwartungsvoll. Der Journalismus war nun ein abgeschlossenes Kapitel. Jetzt würde er Vater und Großvater sein.
    ____
    Græstørven stand da auf einem halb vergammelten Holzschild, das im hohen Gras kaum zu sehen war. Rebekka parkte das Auto in der Einfahrt, stieg aus und atmete den Geruch nach Meer, Hagebutten und Harz ein. Es war mehrere Jahre her, seit sie das letzte Mal im Sommerhaus ihrer Tante gewesen

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