Blut für Blut: Thriller (German Edition)
sage. Sie würde dafür sorgen, dass ich gefeuert würde, sie würde dafür sorgen, dass die Leute glaubten, ich sei verrückt geworden …«
Tränen liefen Kristine die Wangen hinunter und hinterließen kleine, dunkle Flecken auf ihrem T-Shirt. Und während sie weitererzählte, ging hinter den Dächern der Stadt eine rote Morgensonne auf.
»Ich war so erschüttert, dass mir die Ohren klingelten und es vor meinen Augen flimmerte. Ich kann mich nicht richtig erinnern, was dann passiert ist …«
»Lassen Sie sich Zeit, Kristine.«
Kristine nickte und wischte sich die Tränen mit der Rückseite der Hand aus dem Gesicht.
»Ich erinnere mich, dass ich nach ihr geschlagen habe und dass sie nach hinten gekippt und mit dem Kopf gegen die Kanone geschlagen ist … Und an viel mehr erinnere ich mich auch nicht. Irgendwann hatte ich einen Stein in der Hand, und ich habe sie geschlagen … Ich habe sie fest ins Gesicht geschlagen. Ich wollte sie einfach kaputtschlagen, zerquetschen, vernichten.«
»Sie geben also zu, dass Sie Kirsten Schack am Mittwoch, den 18. Juni, gegen 19 Uhr mit einem Pflasterstein mehrmals ins Gesicht und auf den Kopf geschlagen haben?«
Kristine nickte stumm.
»Sie müssen die Frage laut beantworten. Für das Tonband.«
»Ja, ich habe Kirsten Schack am Mittwochabend, den 18. Juni, mehrmals mit einem Stein ins Gesicht geschlagen. An die genaue Zeit erinnere ich mich nicht. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich sie geschlagen habe, aber ich erinnere mich, dass sie stark geblutet hat, dass es in Strömen geregnet hat und dass der Regen das Blut fortgewaschen hat, dass sie aber immer weitergeblutet hat.«
»Wo die Kanone steht, fehlt der größte Teil von einem Pflasterstein. War das der Stein, mit dem Sie auf Kissi Schack eingeschlagen haben?«
Rezas Stimme war kühl, es war wichtig, für den Staatsanwalt alles genau festzuhalten.
»Ich erinnere mich nicht genau«, flüsterte sie leise.
»Haben Sie die Tatwaffe zum Kastell mitgebracht?«, fragte Rebekka, und Kristine schüttelte schnell den Kopf.
»Nein, ich habe sie gefunden. Ich habe den Stein neben der Kanone gefunden.«
»Wie ist Kirsten Schack unten im Wallgraben gelandet?«
Kristine zuckte mit den Schultern, sie sah plötzlich müde aus, ihre Haut war bleich, und sie hatte deutlich sichtbare dunkle Ringe unter den Augen.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich sie gestoßen, ich kann mich nicht richtig erinnern. Ja, das habe ich wohl. Ich habe ihr einen kräftigen Stoß versetzt, ich erinnere mich an das Gefühl, sie war ja klein und dünn, ich erinnere mich, dass ich viel mehr Kraft hatte als sie. Es hat sich gut angefühlt. Es hat sich richtig angefühlt.«
»Was haben Sie mit ihrem Handy gemacht?«
»Das habe ich mitgenommen. Ich hatte Angst, dass man irgendetwas zurückverfolgen könnte.« Sie lächelte schwach. »Ich weiß, dass das dumm klingt, aber ich kenne mich mit Technik nicht gut aus. Ich habe es mitgenommen und noch am selben Abend in den Kanal geworfen. Unten am Holmenkanal.«
Kristine schauderte unter der Decke. Rebekka warf Reza einen kurzen, wissenden Blick zu. Es reichte für jetzt. Sie hatten ein Geständnis, der Rest war reine Formsache. Eine Taube gurrte sanft vor dem Fenster. Kristine richtete sich plötzlich auf ihrem Stuhl auf und sah sie eindringlich an.
»Es ging mir so schlecht seit … seit diesem Mittwoch. Ich hatte plötzlich solche Angst, dass es doch nicht Thomas war, der meine Schwester ermordet hat. Kissi wusste es ja nicht mit Sicherheit – sie hatte schließlich nur einen Verdacht, oder?«
Kristine sah Rebekka an, ihre Augen waren klar, und sie lächelte fast, als sie hinzufügte: »Deshalb war ich so erleichtert, als Sie erzählt haben, dass Thomas den Mord an meiner Schwester gestanden hat. Da wusste ich, dass Kissi einen Mörder gedeckt hat und dass ich meine Schwester gerächt habe – Blut für Blut.«
»Was hatten Sie mit Thomas Schack Lefevre vor?«
Kristine starrte einige Minuten nachdenklich vor sich hin.
»Ich hatte mich noch nicht entschieden, mir fehlten schließlich die Beweise, dass er meine Schwester vergewaltigt und ermordet hatte. An einigen Tagen erwog ich, mich selbst umzubringen, damit es vorbei war – an anderen plante ich, Thomas umzubringen.« Kristine schwieg abrupt und sah sie nervös an. »Ich bin aber zu dem Schluss gekommen, dass er leben soll und – leiden. Ich habe gewusst, wie sehr er und Kissi sich geliebt haben und dass die höchste Strafe für ihn die sein
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