Blut im Schnee
nicht haben kann, bekommt dich niemand!“, begehrte sie auf.
Thorsten schüttelte den Kopf. Er war fassungslos. Das konnte doch nicht wahr sein! War das wirklich Kathrin? Die Frau, die er geheiratet hatte? Die Frau, die er seit der Grundschule kannte? Kathrin, die immer zu allen nett und freundlich war? Kathrin, die nicht einmal einer Spinne etwas zuleide tun konnte?
Thorsten schob sich noch weiter zwischen sie und den verletzten Enrique. Ein kurzer Seitenblick zu Enrique zeigte ihm, dass Kim sich bereits um ihn kümmerte. Sie hielt schon ihr Handy in der Hand.
Er machte einen Schritt auf Kathrin zu, die ihm plötzlich ein Messer entgegen streckte. Die Musterung der Klinge war erkennbar, und Thorsten wusste, wie scharf die war! Ein Damaszener – nicht nur beliebt bei den Spitzenköchen dieser Welt.
„Bleib stehen“, warnte sie mit panischer Stimme.
„Sonst was? Bringst du mich auch um? Was dann? Bist du dann glücklicher?“ Er war sich bewusst, wie gefährlich das war. Seine Ex schien vollkommen irre zu sein. Als sie nicht antwortete und ihn nur mit bitterbösem Blick fixierte, legte er noch einen drauf.
„So wie du aussiehst, suchst du anscheinend dein Glück in der Schokolade! Meine Güte, Kathrin“, er schnaubte verächtlich, „was ist nur aus dir geworden?“
„Das, wozu DU mich gemacht hast!“, schrie sie und hieb ihm das Messer entgegen.
Thorsten wich aus, krümmte sich zusammen. Dennoch erwischte sie ihn. Die Klinge stach in seine Schulter. Brennender Schmerz flackerte auf. Zischend biss er die Zähne zusammen und presste seine Hand auf die Wunde, die höllisch brannte. Ihre Kapuze war bei dem Angriff heruntergerutscht. Blondes, kurzes Haar hatte sich darunter verborgen.
„Schieb nicht mir die Schuld in die Schuhe! Diesen Wahnsinn hast du dir selbst zuzuschreiben“, wehrte er ab.
„Oh nein! Du hast mich sitzen lassen! Und für was? Für diese Schwuchteln, die es nicht einmal wert sind, einen Schwanz am Leib zu haben!“
„Du hast sie doch nicht mehr alle …“ Thorsten blickte seine Ex-Frau an und erkannte nichts an ihr, was noch so war, wie er es in Erinnerung hatte. Am Kragen blitzte ein Stück roter Stoff auf und Thorsten zählte eins und eins zusammen.
„Sieh mal einer an, da haben wir sie doch, die verschwundene Nachbarin Iris “, stellte er fest.
Kathrin riss die Augen auf, in denen ein Anflug von Panik zu lesen war.
„Deine Tarnung ist wohl aufgeflogen“, schlussfolgerte er nüchtern. Ihr schienen die Antworten ausgegangen zu sein. Sie stand einfach nur da, ohne sich zu regen. Dennoch schien sie bereit, einen weiteren Angriff zu starten.
Thorsten traute sich nicht, sie aus den Augen zu lassen, um nach Kim und Enrique zu sehen. Kathrin fixierte ihn, als wäre sie eine Raubkatze. Ihre Hand hielt das Messer fest umschlossen und Thorsten schoss der Gedanke in den Sinn, dass sie damit vielleicht die Männer getötet hatte. Auch Martin. Wut machte sich in ihm breit.
Einen Meter hinter Kathrin stand ein Kombi, mit dem Kofferraum zu ihnen. Thorsten überlegte nicht lange. Beinahe blind vor Wut nahm er Schwung und trat mit einem lauten Schrei nach ihr. Glücklicherweise traf er sie so heftig in die Seite, dass sie rückwärts gegen das Auto taumelte und dabei das Messer fallen ließ. Geistesgegenwärtig kickte Thorsten es weg, sodass es unter den Wagen daneben rutschte.
Kathrin schien unschlüssig. Doch nur einen Augenblick später versuchte sie zu fliehen. Thorsten hatte es geahnt. Er hechtete ihr nach und bekam sie nach nur wenigen Schritten zu fassen. Sie wehrte sich, kratzte und biss ihn, um sich aus seinem Griff zu befreien. Er hasste Gewalt gegen Frauen, doch in diesem Fall blieb ihm keine andere Wahl. Er trat ihr mit voller Wucht gegen das Schienbein, verdrehte ihre Arme und hielt sie umklammert.
Er rang noch mit ihr, da hörte er donnernde Schritte, die sich näherten. Als er sich umdrehte, sah er Kim, die Enrique aufgerichtet hatte. Der lehnte nun am Auto und wirkte benommen. Kurz darauf tauchten zwei Männer neben ihr auf.
„Kriminalpolizei“, sagte der vordere der beiden und schob sich an Kim, dem Verletzten und an Thorsten vorbei. Der war erstaunt über das Auftauchen – doch hatte Enrique nicht erwähnt, dass er Zivilbeamte bei der Benefizparty vermutete?
Der Beamte kam auf Thorsten zu und wollte Kathrin übernehmen. Die versuchte erneut zu entwischen. Sie bemühte sich erfolglos, ihn abzuschütteln. Schadenfroh bemerkte Thorsten, dass sie sich die Seite
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