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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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in
meinem Bett auftauchen, ganz fidel und munter .«
    »Er ist tot«, versicherte ich,
»und die Leiche ist auf dem Weg ins Schauhaus .«
    »Sagen Sie den Leuten, sie
sollen die Türen dort abschließen«, murmelte sie. »Ich traue ihm nicht über den
Weg .«
    »Wollen Sie heute
nacht wirklich allein hier bleiben ?« fragte
ich. »Möchten Sie nicht lieber eine Freundin anrufen und sie bitten, bei Ihnen
zu übernachten ?«
    »Nein, nein, ich komme schon
allein zurecht, Leutnant. Ich möchte mich nicht von irgendeiner gackernden
Glucke bemuttern lassen und vorgeben müssen, daß ich seinen Tod bedaure. Noch
ein, zwei Drinks, und ich sinke gleich hier im Wohnzimmer in schönste
Bewußtlosigkeit .«
    »Warum gehen Sie nicht zu Bett ?«
    »Worauf wollen Sie eigentlich
hinaus, Leutnant ?« Sie kicherte, dann wurde ihr
Gesicht wieder ernst. »Ins Bett gehen? In sein Bett! In das Bett, das ich
achtzehn schreckliche Monate lang mit ihm geteilt habe? Sie müssen den Verstand
verloren haben .«
    »Vielleicht haben Sie recht«,
meinte ich. »Wenn Ihnen später noch etwas einfallen sollte, was uns bei unseren
Ermittlungen nützlich sein könnte, dann rufen Sie mich bitte an .«
    »Da können Sie lange warten«,
erklärte sie unumwunden. »Ich stehe nämlich auf der Seite des Mörders. Ich
hoffe, er wird nie geschnappt. Ich bin sogar der Meinung, er hat sich einen
Orden verdient .«
    »Wieso steckte Ihr Mann
eigentlich in diesem Clownskostüm ?« fragte ich. »Hatte
er ein Faible dafür, sich zu verkleiden ?«
    »Wenn das der Fall war, dann
hat er es mir jedenfalls verheimlicht«, erwiderte sie. »Er sah sowieso schon
unmöglich genug aus .« Sie neigte den Kopf lauschend
zur Seite. »Haben Sie das gehört ?«
    »Natürlich«, antwortete ich.
»Ein Wagen, der sich dem Haus nähert. Vielleicht jemand von den Shepleys, der
sich nach Ihrem Befinden erkundigen will.«
    »Noch eine Ladung Polizeibeamte
wahrscheinlich.« Sie seufzte tief. »Jedenfalls, wie schon gesagt, ich habe
nichts davon gewußt, daß er eine Vorliebe dafür hatte, sich zu verkleiden. So
ziemlich die einzige Eitelkeit, die er sich erlaubte, war, daß er sich
regelmäßig das Haar tönen ließ, um das Grau zu verdecken .«
    »Das — was ?« fragte ich.
    »Das Haar«, gab sie ungeduldig
zurück.
    Das Brummen des Automotors
verstummte plötzlich vor dem Haus, und ich wartete unbewußt darauf, das Läuten
der Türglocke zu hören.
    »Sie meinen, er trug ein Toupet ?« fragte ich verdattert.
    »Sie sind ja verrückt !« Unsicher sah sie mich an. »Oder vielleicht brauchen Sie
etwas zu trinken. Ich könnte jedenfalls noch ein Glas vertragen. Holen Sie uns
doch noch etwas, ja ?«
    »Er war kahl«, rief ich. »Er
hatte nicht ein einziges Haar — grau oder getönt — auf dem Kopf .«
    Sie zwinkerte nervös. »Wer? Wer
war kahl ?«
    Die Tür des Wohnzimmers flog
auf, und ein massiger, schwerer Mann stürmte herein. Er war vielleicht vierzig,
mit dichtem, schwarzem Haar, einem buschigen Schnurrbart und kalten, grauen
Augen unter dicken, schwarzen Brauen. Er trug einen Anzug, wie ihn ein
ehrlicher Polizeibeamter sich niemals leisten kann, und strahlte jene Art
unerschütterlicher Selbstsicherheit aus, die nur Geld verleiht.
    »So«, sagte er mit schnarrender
Stimme. »Und wer sind Sie ?«
    Die Witwe stieß ein schwaches
Stöhnen aus, dann knickten die Knie unter ihr zusammen, und sie stürzte schwer
zu Boden.
    »Leutnant Wheeler«, erwiderte
ich. »Vom Sheriffsbüro . Und wer sind Sie ?«
    »Ich bin Ludovic Janos«,
versetzte er. »Und ich möchte gern wissen, was Sie in meinem Haus zu suchen
haben — in Gesellschaft meiner Frau und mitten in der Nacht !«
     
     
     
     

2
     
    Er brauchte eine Weile, um den
Anblick der Blutlachen auf dem weißen Teppich zu verdauen; dann schüttelte er
langsam den Kopf.
    »Das ist ja schlimmer als im
Theater«, sagte er mit seiner schnarrenden Stimme. »Ich komme nach Hause und
stelle fest, daß meine Frau sich für eine Witwe hält, und in meinem Wohnzimmer
erwartet mich ein Polizeibeamter, der sich überlegt, wer mich umgebracht haben
könnte .« Wieder schüttelte er den Kopf. »Verrückt ist
das. Wie konnte sie diesen anderen Mann mit mir verwechseln ?«
    »Das Clownskostüm«, erinnerte
ich. »Das Gesicht war dick geschminkt, und der Mann hatte sich eine falsche
Nase aufgesetzt. Ich glaube, sie hielt den Toten ganz automatisch für Sie .«
    »Sie hätte ein wenig näher
hinsehen können«, bellte er.
    »Dem Toten hatte jemand

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