Blut Licht

geblieben ist.
    Entschlossen lege ich den Umschlag zurück in die Schublade, ziehe den Laptop heran und klappe ihn auf. Mit einem leisen Piepen meldet er seine Arbeitsbereitschaft und ich eröffne ein neues Dokument.
    Meine Erinnerungen. Ich muss sie festhalten und sichergehen, dass nichts davon verloren geht. Genau. Ich werde berichten wie alles begann, wie ich zum ersten Mal auf Wesen seiner Art traf. Ich werde meine Ängste niederschreiben und von meiner Schwester berichten. Folglich werde ich weit vor meiner ersten Begegnung mit Darian beginnen müssen.
    Das wird mein Vermächtnis sein. Für meine Tochter, die das einzig Wichtige ist, was mich noch mit ihm verbindet. Es ist auch für meine Familie und Freunde.
    Und für Euch.
    Einen Moment lang überlege ich, wie ich anfangen soll. Letztlich schließe ich meine Augen und lasse die Gedanken einfach kommen. Ja. Plötzlich erinnere ich mich wieder an meine Begegnung mit dem Mann, dem sich meine Schwester ausgeliefert hat. Wie ich dadurch in den Sog der Geschehnisse geriet. Meine Augen fliegen auf. Es ist noch alles vorhanden.
    Sekunden späterjagen meine Finger über die Tastatur und ich merke, wie sich meine Trauer in Tatendrang verwandelt. Es fühlt sich gut und richtig an. Jedes Wort ist wie eine Befreiung und ich spüre, dass mir ein Lächeln auf die Lippen tritt.
    Ich tippe und tippe. Die Minuten verfliegen. Sie reihen sich aneinander und werden zu einer ganzen Stunde, während ich wie im Fieber sämtliche Erinnerungen durch meine Finger in die Tastatur fließen lasse. Dann halte ich abrupt inne.
    Ich starre für einen Augenblick auf den Bildschirm. Dabei lese ich einige Zeilen der beschriebenen Seite und beginne leise zu lachen. Ja, genau so hat es begonnen. So und nicht anders.
    Sicherlich fragen Sie sich jetzt, wie ich dazu kam, solch lichtscheue Gestalten zu jagen. Diese Frage ist durchaus berechtigt und manchmal frage ich mich das selbst. Einige würden es Zufall nennen, ich persönlich bevorzuge den Begriff Schicksal...