Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
er sie bereits in der Hand hielt, war die Entscheidung einfach. »Mach du sie auf.«
    Während er sich an den Bändern um die Schachtel zu schaffen machte, hielt ich zur Sicherheit einen Schritt Abstand. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was mich durch ihren Inhalt erwarten würde, und auf eine weitere unbeabsichtigte Reise konnte ich dankend verzichten. Für die nächsten Tage, nein, Wochen, war ich genug durch die Gegend gefedert. Allerdings gab es da noch etwas, was mich brennend interessierte: »Hast du eine Ahnung, was Kahina als Schutz gegen Ahjarvir nutzte?«
    »Oh, da erinnerst du mich an etwas.« Kurzum klemmte er die Schachtel unter einen Arm und griff in seine Hosentasche. Vorsichtig zog er eine silberne Kette hervor, an deren Ende eine kleine, matt durchsichtige Phiole aus grünem Glas hing. »Sie bat mich, es dir zum Schutz für das Baby zu übergeben. Solange sie es bei sich trägt, wird sich ihr kein Reinblütiger nähern können.«
    »Die Kinder konnten es.«
    »Sie waren in ihrer Erschaffung zu jung, als dass sie Großes hätten bewirken können. Viele von ihnen sind nicht reinblütig gewesen, sondern wurden von Ahjarvirs Helfern erschaffen. Sie sind wie die Kopie einer Kopie von einer Kopie. Ihr Blut ist schwach und zu sehr verdünnt, als dass sie Warnungen erkennen. Das wiederum macht sie gefährlich. Sie halten sich an keine Regeln, kennen keine Angst und greifen wahllos an. Und sie vermehren sich wie Kaninchen. Das zu verhindern wird unsere vorrangige Aufgabe darstellen. Allerdings gehe ich davon aus, dass diese Epidemie recht schnell eingedämmt werden wird.« Sein Blick wirkte ein wenig erheitert, als er hinzufügte: »Lilith gedenkt diesem Treiben ein Ende zu setzen.«
    Ich erinnerte mich. »Sie erwähnte etwas in der Art. Ich könnte mir vorstellen, dass Steven mit Leidenschaft dabei ist.« Interessiert betrachtete ich die Kette mit ihrem Anhänger, konnte aber nicht erkennen, was in seinem Innern verborgen war. Doch es rutschte bei jeder Bewegung etwas darin hin und her, ich sah es am Farbenspiel. »Was ist das?«
    »Sand. Heilige Erde aus dem Zweistromland, Shekinahs Heimat.«
    Zögernd streckte ich die Hand nach der Kette aus, spürte ein winziges Flirren in den Fingerspitzen und zog mich vorsichtshalber wieder zurück. Mein skeptischer Blick wanderte vom Anhänger zu Darian. »Ich glaube, es ist besser, wenn du sie behältst. Ich weiß nicht, was geschieht, wenn ich sie anfasse. Eigentlich hatte ich ihr die Träne aus der Dattel geben wollen, sobald sie auf der Welt ist. Meinst du, die braucht sie nun nicht mehr?«
    »Lass sie es selbst entscheiden, Faye.« Damit steckte er die Kette wieder ein und machte sich erneut an die Bänder.
    Kurz darauf hatte er sie entknotet und hob den Deckel an. Gemeinsam blickten wir hinein, und mit einem etwas ratlosen Gesichtsausdruck hob Darian ein altes, zerfasertes Stück Stoff schmutziggrauer Farbgebung heraus. Gegen meinen Willen fing ich breit an zu grinsen. Sein Blick wurde fragend.
    »Das dürfte der Saum meines Shirts sein. Ich band ihn Shekinah um, als sie verletzt war. Himmel, der sieht aber richtig alt aus.«
    »Ich möchte vermuten, dass er das auch ist«, gab Darian zurück und legte den Fetzen achtsam auf dem Bett ab. Dann griff er zurück in die Schachtel und zog eine dunkelbraune Leinenrolle heraus. Sogleich erkannte ich in ihr die Rolle, die Shekinah in jener Nacht bei sich getragen hatte. Mit größter Vorsicht rollte Darian sie auf dem Boden aus und überprüfte sie eingehend.
    »Kannst du sie entziffern?« Warum flüsterte ich auf einmal?
    »Ernestine hatte recht. Sieh her. Das hier ist das Sternbild der Kassiopeia.« Er tippte auf das eindeutig erkennbare W und ließ seinen Finger dann zur nächsten Zeichnung gleiten. »Und das hier sind sieben direkt untereinanderstehende Planeten. Solche Konstellationen kommen zwar regelmäßig, aber nicht allzu oft vor. Wenn ich diesen Zahlen und Worten Glauben schenken darf, dann haben wir noch einige Jahre Zeit, ehe das eintritt.« Er sah auf und zwinkerte mir zu. »Also können wir getrost einen Urlaub planen, Liebes. Auch nach der Geburt unseres Kindes.«
    »Ehe was eintritt?«
    »Das wiederum geht hieraus nicht hervor.« Er rollte das Leinen wieder zusammen und steckte es zurück in die Schachtel. »Ich gehe stark davon aus, dass wir es früh genug erfahren werden. Und ich denke, dass diese Rolle in Verbindung mit den Seiten des Buches steht, die ebenfalls recht vage in ihren Aussagen

Weitere Kostenlose Bücher