Blut - Skeleton Crew
mit der leeren Dose zum Haus zurück.
Ich hatte mich bis zu dem großen Baum vorgearbeitet. Ich sägte ihn an einer Stelle durch und stellte die Säge kurz ab, damit sie etwas abkühlen konnte – der Baum war eigentlich viel zu groß für sie, aber ich glaubte, dass sie es schaffen würde, wenn ich zwischendurch immer mal wieder eine Pause einlegte. Ich fragte mich gerade, ob der Feldweg, der zur Kansas Road führt, von umgestürzten Bäumen frei sein würde, als ein orangefarbener Lastwagen der E-Werke vorbeirumpelte; vermutlich war er unterwegs zum anderen Ende unserer kleinen Straße. Das ging also in Ordnung. Die Straße war frei, und die Jungs vom E-Werk würden gegen Mittag hier sein und sich um die Leitungen kümmern.
Ich sägte ein dickes Baumstück ab, schleppte es zum Rand der Auffahrt und wuchtete es über den Abhang. Es rollte den Hang hinunter ins Unterholz, das sich seit dem lange zurückliegenden Tag, als mein Dad und seine Brüder – alles Künstler, wir waren schon immer eine künstlerische Familie gewesen, die Draytons – es lichteten, wieder verdichtet hatte.
Ich wischte mir mit dem Arm den Schweiß vom Gesicht und hätte gern noch ein Bier zur Hand gehabt – eins war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich nahm die Säge wieder zur Hand und dachte daran, dass WOXO nicht empfangen werden konnte. Aus dieser Richtung war die komische Nebelbank gekommen. Und das war die Richtung, in der Shaymore ( Shammore, wie die Einheimischen es aussprachen) lag. In Shaymore wurde das Arrowhead-Projekt durchgeführt.
Das war nämlich Bill Giostis Theorie über den sogenannten schwarzen Frühling: das Arrowhead-Projekt. Im westlichen Teil von Shaymore, unweit der Stadtgrenzen von Stoneham, gab es ein kleines, mit Draht eingezäuntes Regierungsgelände. Es gab Wachposten, Ruhestrom-Fernsehkameras und Gott weiß was noch alles. Zumindest hatte ich das gehört; ich hatte es nie gesehen, obwohl die Old Shaymore Road etwa eine Meile an der Ostseite des Regierungsgeländes entlangführt.
Niemand wusste genau, woher der Name Arrowhead-Projekt stammte, und niemand konnte mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass das Projekt wirklich diesen Namen trug – wenn es überhaupt ein Projekt gab. Bill Giosti sagte, es gäbe eines, aber wenn man ihn fragte, woher er seine Informationen habe, gab er ziemlich vage Antworten. Seine Nichte, sagte er, arbeite für die staatliche Fernsprechgesellschaft, und dort habe sie gewisse Dinge gehört. So ging das eben.
»Atomzeugs«, hatte Bill an jenem Tag erklärt, während er im Fenster meines Scouts lehnte und mir eine starke Bierfahne ins Gesicht blies. »Damit treiben sie dort ihren Unfug. Atome in die Luft und all so was.«
»Mr. Giosti, die Luft ist doch voller Atome«, hatte Billy eingewandt. »Das sagt Mrs. Neary. Sie sagt, alles sei voll von Atomen.«
Bill Giosti warf meinem Sohn Bill einen langen Blick aus seinen blutunterlaufenen Augen zu, der ihm schließlich den Wind aus den Segeln nahm. »Das sind andere Atome, mein Sohn.«
»Ach so«, murmelte Billy und gab nach.
Dick Muehler, unser Versicherungsagent, erzählte, das Arrowhead-Projekt sei ein landwirtschaftliches Forschungszentrum der Regierung, nicht mehr und nicht weniger. »Größere Tomaten mit längerer Reifedauer«, sagte Dick weise und fuhr in seinen Erklärungen fort, dass ich meiner Familie am besten helfen könnte, wenn ich jung sterben würde. Janine Lawless, unsere Briefträgerin, war hingegen der Meinung, es sei eine geologische Station, die etwas mit Mineralöl zu tun hätte. Sie wisse es ganz genau, denn der Bruder ihres Mannes arbeite für jemand, der …
Mrs. Carmody, nun, sie neigte vermutlich mehr zu Bill
Giostis Theorie. Nicht einfach Atome, sondern andere Atome.
Ich sägte zwei weitere Baumstücke ab und warf sie ins Unterholz, bevor Billy mit einer neuen Dose Bier in einer Hand und einem Zettel von Steff in der anderen angerannt kam. Wenn es etwas gab, was Big Bill lieber täte als Nachrichten zu überbringen, wüsste ich nicht, was es sein könnte.
»Danke«, sagte ich und nahm beides entgegen.
»Kann ich einen Schluck haben?«
»Nur einen. Vorhin hast du zwei getrunken. Ich kann dich nicht um zehn Uhr morgens betrunken herumlaufen lassen.«
»Viertel nach«, sagte er und lächelte mir über den Büchsenrand schüchtern zu. Ich lächelte zurück – nicht dass es besonders witzig gewesen wäre, aber Billy macht so selten Witze – und las dann den Zettel.
»Habe IBQ
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