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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Mund bewegte sich, als würde er zahnlos Datteln kauen. Einen hilflosen Augenblick dachte ich, er würde dastehen und losheulen wie ein Kind im Sandkasten. Dann fasste er sich halbwegs, zuckte mit den Schultern und wandte sich ab, so als wollte er die Baumstücke betrachten, die ich abgesägt hatte.
    »Wir können uns Ihre Säge anschauen«, sagte ich. »Ist Ihr Auto versichert?«
    »Ja«, erwiderte er. »Wie Ihr Bootshaus.«
    Ich verstand, was er meinte, und erinnerte mich wieder daran, was Steff über Versicherungen gesagt hatte.
    »Hören Sie, Dave, könnten Sie mir vielleicht Ihren Saab ausleihen, damit ich in die Stadt fahren und mir Brot und Aufschnitt kaufen kann. Und Bier. Sehr viel Bier.«
    »Billy und ich fahren nachher mit dem Scout hin«, sagte ich. »Sie können mitkommen, wenn Sie wollen. Das heißt, wenn Sie mir helfen, den Rest dieses Baumes beiseitezuschleppen.«
    »Gern.«
    Er packte an einem Ende an, konnte den Baum aber nicht richtig hochheben. Ich musste den größten Teil der Arbeit selbst erledigen. Wir schafften es zu zweit aber doch, den Baum ins Unterholz zu befördern. Norton keuchte und schnappte nach Luft, seine Wangen waren dunkelrot. Nachdem er zuvor schon so lange an seiner Säge herumhantiert hatte, machte ich mir ein wenig Sorgen um seine Pumpe.
    »Okay?«, sagte ich, und er nickte heftig atmend. »Kommen Sie mit zum Haus. Dort kann ich Sie mit einem Bier stärken.«
    »Danke«, sagte er. »Wie geht’s Stephanie?« Er verfiel wieder in die alte aalglatte Wichtigtuerei, die mir so missfiel.
    »Danke, ausgezeichnet.«
    »Und Ihrem Sohn?«
    »Dem geht’s auch gut.«
    »Freut mich zu hören.«
    Steff kam aus dem Haus und sah momentan sehr überrascht aus, als sie sah, wer bei mir war. Norton lächelte, und seine Augen glitten über ihr enges T-Shirt. Eigentlich hatte er sich nicht sehr geändert.
    »Hallo, Brent«, sagte sie zurückhaltend. Billy steckte seinen Kopf unter ihrem Arm hervor.
    »Hallo, Stephanie. Hallo, Billy.«
    »Brents T-Bird hat im Sturm ganz schön was abbekommen«, berichtete ich ihr. »Das Dach ist eingedrückt, sagt er.«
    »O nein!«
    Norton erzählte es noch einmal, während er eines unserer Biere trank. Ich schlürfte mein drittes, spürte aber nicht die geringste Wirkung; offensichtlich hatte ich die Biere ebenso rasch ausgeschwitzt, wie ich sie getrunken hatte.
    »Er wird zusammen mit Billy und mir in die Stadt fahren.«
    »Na, ich werde euch nicht so schnell zurückerwarten. Ihr müsst in den Supermarkt nach Norway fahren.«
    »Oh! Warum?«
    »Nun, wenn es in Bridgton keinen Strom gibt …«
    »Mama sagt, dass alle Kassen und so was nur mit Elektrizität funktionieren«, ergänzte Billy.
    Ein gutes Argument.
    »Hast du die Einkaufsliste noch?«
    Ich klopfte auf meine Gesäßtasche.
    Ihr Blick schweifte zu Norton. »Die Sache mit Carla tut mir sehr leid, Brent. Uns allen.«
    »Danke«, sagte er. »Vielen Dank.«
    Wieder trat ein betretenes Schweigen ein, das Billy unterbrach. »Können wir jetzt fahren, Daddy?« Er hatte sich Jeans und Segeltuchschuhe angezogen.
    »Ich glaube schon. Sind Sie so weit, Brent?«
    »Wenn ich noch ein Bier für den Weg bekomme, werde ich es sein.«
    Steffy hob die Brauen. Sie hatte etwas gegen die Einen-für-den-Weg-Philosophie, ebenso wie sie etwas gegen Männer hatte, die mit einer Dose Bier im Schoß Auto fahren. Ich nickte ihr zu, und sie zuckte die Achseln. Ich wollte mich mit Norton jetzt auf keine Diskussionen einlassen. Sie holte ihm ein Bier.
    »Danke«, sagte er zu Steffy, dankte ihr aber eigentlich nicht, sondern gab nur eine Floskel von sich. Wie man einer Kellnerin im Restaurant dankt. Dann wandte er sich wieder mir zu. »Geh voran, Macduff.«
    »Ich komme sofort«, sagte ich und ging ins Wohnzimmer.
    Norton folgte mir und ereiferte sich wegen der Birke, aber ich war weder daran noch an den Instandsetzungskosten für das Fenster interessiert. Ich blickte durch die Schiebetür auf den See hinaus. Die Brise war frischer geworden, die Temperatur um fünf Grad angestiegen, während ich mit Sägen beschäftigt gewesen war. Ich hatte gedacht, dass der seltsame Nebel von vorhin sich inzwischen bestimmt aufgelöst haben würde, aber er war noch immer da. Er war näher gekommen. Er hatte den See jetzt zur Hälfte überquert.
    »Mir ist das vorhin schon aufgefallen«, sagte Norton päpstlich. »Eine Art Temperatur-Inversion, nehme ich an.«
    Es gefiel mir nicht. Ich wusste genau, dass ich noch nie einen solchen Nebel gesehen

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