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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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konzentrierten sie sich auf einen Punkt.
    »Da ist es!«, rief er und schlug auf die Haube des Camaro. »Wie du gesagt hast, Randy! Verdammt! Wer als Letzter dort ist, ist ein faules Ei!«
    »Deke …«, begann Randy, der die Brille wieder auf die Nase setzte, aber um mehr kümmerte er sich nicht, weil Deke schon über den Zaun sprang und zum Strand lief, ohne sich nach Randy oder Rachel oder LaVerne umzusehen, und nur Augen für das Floß hatte, das fünfzig Meter draußen im See verankert war.
    Randy drehte sich um, als wollte er sich bei den Mädchen entschuldigen, dass er sie in diese Lage gebracht hatte, aber sie sahen Deke nach – dass Rachel ihm nachsah, war in Ordnung, Rachel war Dekes Mädchen, aber LaVerne sah ihm auch nach, und Randy verspürte einen kurzen, heißen Funken von Eifersucht, der ihn antrieb. Er schälte sich aus seinem Sweatshirt, ließ es neben das von Deke fallen und sprang über den Zaun.
    »Randy!«, rief LaVerne, aber er riss nur den Arm zu einer Komm-schon-Geste durch die graue Luft der Oktoberdämmerung und hasste sich selbst ein wenig dafür – sie war jetzt unsicher und vielleicht nicht bereit mitzumachen. Die Vorstellung einer oktoberlichen Schwimmrunde in dem einsamen See war nicht mehr hypothetisch wie während der gemütlichen, hell erleuchteten Fete in dem Apartment, das er sich mit Deke teilte. Er mochte sie, aber Deke war kräftiger. Hol’s der Teufel, wenn sie nicht scharf auf Deke war, und hol’s der Teufel, wenn das nicht zum Aus-der-Haut-Fahren war.
    Deke knöpfte im Laufen die Jeans auf und schob sie von den schlanken Hüften. Irgendwie konnte er sie ganz ausziehen, ohne stehen zu bleiben, ein Kunststück, das Randy in tausend Jahren nicht nachmachen konnte. Deke lief nur in der Badehose weiter, und seine Rücken- und Pomuskeln bewegten sich atemberaubend. Randy war sich seiner eigenen dünnen Storchenfüße nur allzu bewusst, als er die Levis fallenließ und unbeholfen von den Füßen schüttelte – bei Deke war das Ballett, bei ihm Burleske.
    Deke sprang ins Wasser und schrie: »Kalt! Heilige Mutter Gottes!«
    Randy zögerte, aber nur in Gedanken, wo alles länger dauerte – dieses Wasser hat sieben Grad, höchstens zehn, sagte ihm sein Verstand. Dein Herz könnte stehen bleiben. Er war im Vorsemester Medizin und wusste, dass das stimmte … aber in Wirklichkeit zögerte er nicht einen Augenblick. Er sprang hinein, und einen Moment lang blieb sein Herz stehen, jedenfalls scheinbar; der Atem stockte ihm im Hals, und er musste mit aller Gewalt Luft in die Lunge pressen, während seine Haut unter Wasser ganz taub wurde. Das ist Irrsinn, dachte er, und dann: Aber es war deine Idee, Pancho. Er schwamm Deke hinterher.
    Die beiden Mädchen sahen einander einen Moment an. LaVerne zuckte die Achseln und grinste. »Wenn die das können, können wir es auch«, sagte sie, zog das T-Shirt von Lacoste aus und entblößte einen fast durchsichtigen BH. »Haben Mädchen nicht angeblich eine zusätzliche Fettschicht?«
    Dann war sie schon über dem Zaun, lief zum Wasser und knöpfte die Cordhosen auf. Rachel folgte ihr so, wie Randy Deke gefolgt war.
     
    Die Mädchen waren am frühen Nachmittag ins Apartment gekommen – dienstags begann die letzte Unterrichtsstunde bei ihnen allen um ein Uhr. Dekes monatliche Unterstützung war eingetroffen – einer der footballfanatischen Sponsoren (die Spieler nannten sie »Engel«) sorgte dafür, dass er jeden Monat zweihundert in bar bekam – und ein Kasten Bier stand im Kühlschrank und eine neue Platte von Night Ranger lag auf Randys mitgenommenem Plattenspieler. Die vier saßen herum und ließen sich gemächlich volllaufen. Nach einer Weile kam das Gespräch auf das Ende des langen Altweibersommers, den sie genossen hatten. Das Radio hatte für Mittwoch Schneeschauer vorhergesagt. LaVerne hatte gemeint, dass Meteorologen, die für Oktober Schneeschauer vorhersagten, erschossen werden müssten, und niemand hatte widersprochen.
    Rachel hatte gesagt, als sie ein Kind war, schienen die Sommer ewig zu dauern, aber jetzt, wo sie erwachsen war (»eine tatterige, senile Neunzehnjährige«, hatte Deke gespottet, worauf sie ihm an den Knöchel getreten hatte), schienen sie jedes Jahr kürzer zu werden. »Es war, als hätte ich mein ganzes Leben am Cascade Lake verbracht«, sagte sie und ging auf dem ausgetretenen Linoleumboden durch die Küche zum Kühlschrank. Sie sah hinein, fand ein Iron City Light hinter einem Stapel blauer

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