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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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geschah alles sehr schnell – die Ereignisse liefen so schnell ab wie bei einem Feuerwerk. Und doch sah und hörte er alles mit perfekter, höllischer Deutlichkeit. Alles schien in seiner eigenen kleinen Zeitkapsel eingeschlossen zu sein. LaVerne lachte – an einem schönen Nachmittag auf dem Campus hätte es sich vielleicht wie das Lachen einer beliebigen Collegeschülerin angehört, aber hier, in der zunehmenden Dunkelheit, klang es wie das schrille Gackern einer Hexe, die ein Höllengebräu im Topf kocht.
    »Rachel, vielleicht solltest du lieber z…«, sagte Deke, aber sie unterbrach ihn, wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem Leben, mit Sicherheit aber zum letzten Mal.
    »Es hat Farben!«, rief sie mit einer bebenden Stimme fassungslosen Staunens. Ihre Augen betrachteten den schwarzen Fleck auf dem Wasser mit unverhohlener Verzückung, und Randy glaubte, dass er nur einen Augenblick sehen konnte, wovon sie sprach – Farben, ja, Farben, die in bunten Spiralen nach innen flossen. Dann waren sie fort, zurück blieb nur die stumpfe, einförmige Schwärze. »So wunderschöne Farben!«
    »Rachel!«
    Sie griff danach – hinaus und hinab – streckte den weißen, von Gänsehaut marmorierten Arm, die Hand danach aus, wollte es berühren; er sah, dass sie die Nägel ungleichmäßig abgebissen hatte.
    »Ra…«
    Er spürte, wie sich das Floß im Wasser neigte, als Deke auf sie zukam. Er streckte im selben Moment die Hand nach Rachel aus, wollte sie zurückziehen, wollte aber unbewusst nicht, dass Deke es machte.
    Dann berührte Rachels Hand das Wasser – nur mit dem Zeigefinger, was feine Wellen auslöste –, und der schwarze Fleck strömte darüber. Randy hörte, wie sie keuchend Luft holte, und plötzlich verschwand die Schwärze aus ihren Augen. Sie wich Qual.
    Die schwarze, tückische Substanz quoll an ihrem Arm hinauf wie Schlamm … und darunter sah Randy, wie sich die Haut auflöste. Sie machte den Mund auf und schrie. Im selben Augenblick kippte sie langsam nach außen. Sie griff mit der anderen Hand blind nach Randy, und der packte sie. Ihre Finger berührten sich. Sie sah ihm in die Augen und hatte teuflische Ähnlichkeit mit Sandy Duncan. Dann fiel sie hinunter und platschte ins Wasser.
    Das schwarze Ding floss über die Stelle, wo sie gelandet war.
    »Was ist passiert?«, kreischte LaVerne hinter ihnen. »Was ist passiert? Ist sie reingefallen? Was ist mit ihr passiert?«
    Randy wollte ihr hinterherspringen, aber Deke stieß ihn beiläufig, aber kräftig zurück. »Nein«, sagte er mit einer ängstlichen Stimme, die so gar nicht zu ihm passte.
    Alle drei sahen, wie sie rudernd an die Oberfläche kam. Ihre Arme schnellten hoch und winkten – nein, nicht Arme. Ein Arm. Der andere war von einer schwarzen Membran überzogen, die schlaff und faltig an etwas Rotem, Knorpeligem hing, was ein bisschen Ähnlichkeit mit gerolltem Roastbeef hatte.
    »Hilfe!«, schrie Rachel. Sie sah zu ihnen, wieder weg, zu ihnen, wieder weg – ihre Augen glichen Laternen, die unablässig in der Dunkelheit geschwenkt werden. Sie schlug um sich, dass sich Gischt im Wasser bildete. »Hilfe, es tut weh, bitte, Hilfe, es tut weh, ES TUT WEH, ES TU WEEEEEE …«
    Randy war gestürzt, als Deke ihn geschubst hatte. Jetzt erhob er sich von den Brettern des Floßes und stolperte wieder vorwärts, weil diese Stimme so verzweifelt klang. Er wollte hineinspringen, aber Deke packte ihn und schlang die kräftigen Arme um Randys Hühnerbrust.
    »Nein, sie ist tot«, flüsterte er schroff. »Herrgott, siehst du das nicht? Sie ist tot, Pancho.«
    Zähe Schwärze strömte plötzlich über Rachels Gesicht wie ein Vorhang, ihre Schreie wurden zuerst gedämpft und dann völlig abgewürgt. Jetzt schien die schwarze Substanz sie wie Seile zu umschlingen. Randy konnte sehen, wie sie sich wie Säure in sie hineinfraß, und als die Halsschlagader in der Dunkelheit platzte und ein Blutstrahl herausspritzte, konnte Randy sehen, wie ein Pseudopodium nach dem spritzenden Blut griff. Er konnte nicht glauben, was er da sah, er konnte es nicht verstehen … aber er hatte keine Zweifel, hatte nicht das Gefühl, als würde er den Verstand verlieren, glaubte nicht, dass er träumte oder halluzinierte.
    LaVerne schrie. Randy drehte sich zu ihr um und sah gerade noch, wie sie melodramatisch eine Hand vor die Augen schlug wie eine Stummfilmheldin. Er dachte, er würde lachen und es ihr sagen, musste aber feststellen, dass er keinen Laut herausbrachte.
    Er

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