Blut - Skeleton Crew
Wunsch, sie zu schlagen, kam wieder über Randy – einfach einen gewaltigen Schwinger mit der flachen Hand durch die Luft sausen zu lassen, ihr diesen Ausdruck selbstgefälliger Überheblichkeit vom Gesicht zu wischen und einen Abdruck auf der Wange zu hinterlassen, das zu einem handförmigen Bluterguss werden würde.
»Dann zeig uns doch mal, wie du zurückschwimmst«, sagte Randy.
LaVerne lächelte ihn überheblich an. »Ich bin noch nicht bereit«, sagte sie, als würde sie einem Kind etwas erklären. Sie sah zum Himmel, dann sah sie Deke an. »Ich möchte sehen, wie die Sterne herauskommen.«
Rachel war ein kleines Mädchen, hübsch, aber wie ein Wildfang, auf eine etwas unsichere Weise, bei der Randy an die Mädchen in New York denken musste – man sah sie morgens in maßgeschneiderten Röcken mit einem Schlitz vorn oder an der Seite zur Arbeit eilen, und sie stellten alle denselben Ausdruck neurotischer Schönheit zur Schau. Rachels Augen strahlten immer, aber man konnte schwer sagen, ob Fröhlichkeit ihnen diesen glänzenden Blick verlieh, oder nur Nervosität.
Normalerweise stand Deke auf hochgewachsene Mädchen mit dunklem Haar und Schlafzimmerblick, und Randy sah jetzt, dass es aus war zwischen ihm und Rachel – was immer es gewesen sein mochte, etwas Simples und Gelangweiltes seinerseits, wahrscheinlich etwas Tiefempfundenes und Kompliziertes und wahrscheinlich Schmerzhaftes ihrerseits. Es war so plötzlich und eindeutig vorbei, dass Randy es fast knacken hörte: ein Geräusch, als würde ein trockener Ast über dem Knie gebrochen werden.
Er war ein schüchterner Junge, aber jetzt ging er zu Rachel und legte einen Arm um sie. Sie sah kurz zu ihm auf; ihr Gesicht war unglücklich, aber dankbar für die Geste, und er freute sich, dass er die Situation ein bisschen leichter für sie gemacht hatte. Die Ähnlichkeit fiel ihm wieder ein. Etwas in ihrem Gesicht, ihren Blicken …
Er brachte es zuerst mit Quizsendungen im Fernsehen in Verbindung, dann mit Werbespots für Cracker oder Waffeln oder so was. Da fiel es ihm ein – sie sah wie Sandy Duncan aus, die Schauspielerin, die bei der Neuinszenierung von Peter Pan am Broadway mitgespielt hatte.
»Was ist dieses Ding?«, fragte sie. »Randy? Was ist das?«
»Ich weiß es nicht.«
Er sah zu Deke und stellte fest, dass Deke ihn mit diesem vertrauten Lächeln ansah, das mehr freundschaftliche Zuneigung als Verachtung ausdrückte … aber das war auch dabei. Vielleicht wusste Deke selbst es nicht einmal, aber es war so. Der Ausdruck sagte: Da ist der olle Schwarzseher Randy wieder und pisst schon wieder in die Hose. Es sollte Randy dazu bringen, murmelnd noch etwas hinzuzufügen: Wahrscheinlich ist es nichts, macht euch keine Sorgen, es geht wieder vorbei. So etwas in der Art. Aber er sagte nichts. Sollte Deke ruhig lächeln. Der schwarze Fleck auf dem Wasser machte ihm Angst. Das war die Wahrheit.
Rachel löste sich von Randy und kniete anmutig an der Ecke bei dem Ding nieder, und einen Augenblick löste sie eine noch deutlichere Gedächtnisassoziation aus: das Mädchen auf dem Etikett von White Rock. Sandy Duncan auf dem Etikett von White Rock, setzte sein Verstand zusammen. Ihr kurzgeschnittenes, strohig blondes Haar schmiegte sich nass an den wohlgeformten Kopf. Er konnte Gänsehaut auf ihren Schulterblättern über dem weißen Band des BHs sehen.
»Fall nicht rein, Rachel«, sagte LaVerne voll strahlender Gemeinheit.
»Hör auf, LaVerne«, sagte Deke immer noch lächelnd.
Randy wandte sich von ihnen ab, die immer noch mit leicht aneinander gerückten Hüften und locker umeinandergeschlungenen Armen mitten auf dem Floß standen, und wieder Rachel zu. Ein Alarm lief wie Feuer seine Wirbelsäule entlang durch die Nerven. Der schwarze Fleck hatte die halbe Strecke zwischen seiner vorherigen Position und der Ecke des Floßes zurückgelegt, wo Rachel kniete und ihn betrachtete. Vorher war er zwei bis zweieinhalb Meter entfernt gewesen. Jetzt betrug die Entfernung nur noch ungefähr einen Meter. Und er sah den seltsamen Ausdruck in Rachels Augen, eine runde Leere, die auf unheimliche Weise die runde Leere des Dings im Wasser widerspiegelte.
Jetzt ist sie Sandy Duncan, die auf dem Etikett von White Rock sitzt und so tut, als wäre sie vom vollmundigen, köstlichen Geschmack von Nabisco Honey Grahams hypnotisiert, dachte er idiotischerweise, spürte, wie sein Herz schneller schlug wie zuvor im Wasser und rief: »Geh da weg, Rachel!«
Dann
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