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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sah wieder Rachel an. Rachel war fast nicht mehr da.
    Ihre Gegenwehr war so weit erlahmt, dass sie nur noch Zuckungen zustande brachte. Die Schwärze quoll über sie – größer, dachte Randy, es ist größer geworden, keine Frage  – mit stummer Muskelkraft. Er sah, wie sie mit der Hand danach schlug; sah die Hand stecken bleiben wie in Molasse oder an Fliegenpapier; sah, wie sie verzehrt wurde. Dann war nur noch der Umriss ihrer Gestalt zu erahnen, nicht im Wasser, sondern in dem schwarzen Ding, wo sie sich nicht drehte, sondern gedreht wurde, während ihre Gestalt immer unkenntlicher wurde, ein Aufblitzen von Weiß – Knochen, dachte er angewidert, wandte sich ab und übergab sich hilflos über die Seite des Floßes.
    LaVerne schrie immer noch. Dann war ein dumpfes Flatsch zu hören, und sie hörte zu schreien auf und fing an zu heulen.
    Er hat sie geschlagen, dachte Randy. Das wollte ich machen, richtig?
    Er trat zurück, wischte sich den Mund ab und fühlte sich schwach und elend. Und ängstlich. So ängstlich, dass er nur mit einem winzigen Teil seines Verstands denken konnte. Gleich würde er selbst anfangen zu schreien. Dann würde Deke ihn schlagen, Deke würde nicht in Panik geraten, o nein, Deke war eindeutig aus dem Holz, aus dem man Helden schnitzt. Man muss ein Footballstar sein … wenn man mit hübschen Mädchen ausgehen will, sang sein Verstand fröhlich. Dann konnte er hören, dass Deke mit ihm redete, und er sah zum Himmel hinauf, versuchte klar zu denken, versuchte mit aller Verzweiflung, das Bild von Rachels Körper zu verdrängen, der glibberig und unförmig wurde, während das schwarze Ding sie auffraß, weil er nicht wollte, dass Deke ihn schlug, so wie er LaVerne geschlagen hatte.
    Er sah zum Himmel hinauf und erblickte die ersten Sterne dort – der Umriss des Großen Bären war schon zu erkennen, während das letzte Licht im Westen verschwand. Es war fast halb acht.
    »O Ciiiiisco«, brachte er heraus. »Diiiesmal stecken wir in riiichtigen Schwierigkeiten, glaube iiich.«
    »Was ist das?« Seine Hand fiel auf Randys Schulter, umklammerte sie und drückte schmerzhaft. »Es hat sie aufgefressen, hast du das gesehen? Es hat sie gefressen, verdammt, aufgefressen! Was ist das?«
    »Ich weiß nicht. Hast du vorhin nicht zugehört?«
    »Du musst das wissen, du bist doch ein Schlauberger, du hast sämtliche naturwissenschaftlichen Fächer belegt!« Jetzt schrie Deke selbst fast, und das half Randy, sich selbst wieder ein wenig unter Kontrolle zu bringen.
    »Davon steht in keinem naturwissenschaftlichen Buch, das ich je gelesen habe, etwas«, sagte Randy zu ihm. »Ich habe so was zum letzten Mal im Rialto in der Schock-Show an Halloween gesehen, als ich zwölf war.«
    Das Ding hatte wieder seine runde Form angenommen. Es trieb drei Meter vom Floß entfernt auf dem Wasser.
    »Es ist größer«, stöhnte La Verne.
    Als Randy es zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er seinen Durchmesser auf eineinhalb Meter geschätzt. Jetzt betrug er mindestens zweieinhalb Meter.
    »Es ist größer, weil es Rachel gefressen hat!«, schluchzte La Verne und fing wieder an zu schreien.
    »Hör auf damit, oder ich brech dir das Kinn«, sagte Deke, und sie hörte auf – nicht sofort, sondern langsam, wie eine Schallplatte, wenn jemand den Saft abstellt, ohne die Nadel von der Platte zu nehmen. Ihre Augen waren riesig.
    Deke sah wieder zu Randy. »Und? Alles in Ordnung, Pancho?«
    »Ich weiß nicht. Schätze schon.«
    »Guter Junge.« Deke versuchte zu lächeln, und Randy sah betroffen, dass es ihm gelang – gefiel das Deke? »Du hast überhaupt keine Ahnung, was das sein könnte?«
    Randy schüttelte den Kopf. Vielleicht war es doch ein Ölfleck … oder war einer gewesen, bis etwas damit passiert war. Vielleicht hatten es kosmische Strahlen auf eine bestimmte Art getroffen. Oder vielleicht hatte Arthur Godfrey atomares Bisquick darübergepisst, wer weiß? Wer konnte das wissen?
    »Können wir daran vorbeischwimmen, was meinst du?«, beharrte Deke und schüttelte Randy heftig an den Schultern.
    »Nein!«, kreischte La Verne.
    »Hör auf, oder ich verpass dir eine Abreibung, La Verne«, sagte Deke wieder mit lauter Stimme. »Im Ernst.«
    »Du hast gesehen, wie schnell es Rachel verschlungen hat«, sagte Randy.
    »Vielleicht hat es Hunger gehabt«, antwortete Deke. »Und vielleicht ist es jetzt satt.«
    Randy dachte an Rachel, die an der Ecke des Floßes gekniet und so hübsch in BH und Höschen ausgesehen

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