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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er!«
    »Sieh, Dad!«
    Billy deutete auf die Trümmer der Scheune der Ellitchs. Zwölf Jahre lang hatte sie sich müde immer tiefer in Tommy Ellitchs Feld gesenkt, und die Sonnenblumen hatten bis an ihr Dach gereicht. Jeden Herbst hatte ich gedacht, sie würde einen weiteren Winter nicht überstehen. Und jedes Frühjahr war sie immer noch da gewesen. Aber heute nicht mehr. Nur noch zersplitterte Trümmer waren von ihr übrig und ein Dach, das fast alle Schindeln verloren hatte. Ihre letzte Stunde hatte geschlagen. Und aus irgendeinem Grund verstärkte das mein Unbehagen – es schien ein schlechtes Omen zu sein. Der Sturm war gekommen und hatte sie zerschmettert.
    Norton trank sein Bier aus und zerdrückte die Dose mit einer Hand, bevor er sie achtlos auf den Boden des Wagens warf. Billy öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder – guter Junge. Norton kam aus New Jersey, wo man kein Flaschen- und Dosenpfand kannte. Ich fand es verzeihlich, dass er meine fünf Cent zerdrückt hatte, nachdem ich ja selbst Mühe hatte, es nicht zu tun.
    Billy begann am Radio zu drehen, und ich bat ihn auszuprobieren, ob WOXO inzwischen wieder sende. Er stellte das Gerät auf UKW 92 ein, aber es war nur ein leeres Brummen und Knacken zu hören. Er sah mich achselzuckend an. Ich überlegte kurz. Welche anderen Sender befanden sich hinter der eigenartigen Nebelfront?
    »Versuch mal WBLM«, sagte ich.
    Er drehte am Knopf. WJBQ und WIGY-FM waren deutlich zu hören, sie strahlten ihr Programm wie immer aus … aber WBLM, Maines größter Sender für progressiven Rock, war einfach wie weggeblasen.
    »Komisch«, murmelte ich.
    »Was ist los?«, fragte Norton.
    »Nichts. Ich habe nur laut gedacht.«
    Billy hatte inzwischen auf WJBQ zurückgedreht, wo Musik gesendet wurde. Kurze Zeit später erreichten wir die Stadt.
    Die Waschanlage im Einkaufscenter war geschlossen, denn es ist unmöglich, eine Münzwäscherei ohne Strom zu betreiben, aber sowohl die Bridgton-Apotheke als auch der Federal-Foods-Supermarkt waren geöffnet. Der Parkplatz war sehr voll, und wie immer im Hochsommer trugen viele Autos Kennzeichen anderer Bundesstaaten. Kleine Grüppchen von Menschen standen hier und da in der Sonne und unterhielten sich über den Sturm, Frauen mit Frauen, Männer mit Männern.
    Ich entdeckte Mrs. Carmody – die mit den ausgestopften Tieren und dem abgestandenen Wasser als Heilmittel. Sie segelte in einem schrecklichen kanariengelben Hosenanzug in den Supermarkt. Eine Tasche von der Größe eines kleinen Samsonite-Koffers baumelte ihr am Arm. Dann raste so ein Idiot auf einer Yamaha nur wenige Zentimeter von meiner vorderen Stoßstange entfernt an mir vorbei. Er trug eine Baumwolljacke, eine Sonnenbrille mit Spiegelgläsern, aber keinen Helm.
    »Blödes Arschloch«, knurrte Norton.
    Ich drehte eine Runde um den Parkplatz und hielt Ausschau nach einer Lücke. Es gab keine. Ich wollte gerade resignieren und einen langen Weg vom entgegengesetzten Ende des Platzes in Kauf nehmen, als mir das Glück hold war. Ein lindgrüner Cadillac von der Größe einer kleinen Jacht fuhr gerade aus einem Parkplatz in der dem Supermarkt nächstgelegenen Reihe heraus, und ich schlüpfte rasch in die freigewordene Lücke.
    Ich gab Billy Steffs Einkaufszettel. Er war erst fünf, aber er konnte Druckbuchstaben lesen. »Hol einen Wagen und fang an. Ich möchte deine Mutter anrufen. Mr. Norton wird dir helfen. Und ich komme sofort nach.«
    Wir stiegen aus, und Billy griff sofort nach Mr. Nortons Hand. Als er kleiner war, hatten wir ihm beigebracht, er dürfe den Parkplatz nur an der Hand eines Erwachsenen überqueren, und er hatte diese Gewohnheit bis jetzt beibehalten. Norton sah einen Augenblick lang überrascht aus, lächelte dann aber. Ich konnte ihm fast verzeihen, dass er Steff mit den Augen verschlungen hatte. Die beiden verschwanden im Supermarkt.
    Ich schlenderte zum öffentlichen Fernsprecher, der an der Wand zwischen Drugstore und Wäscherei angebracht war. Eine schwitzende Frau in purpurfarbenem Strandanzug drückte immer wieder nervös auf die Gabel. Ich stand hinter ihr, die Hände in den Hosentaschen, verwundert, warum ich mich beim Gedanken an Steff so unbehaglich fühlte, und warum dieses Unbehagen in Zusammenhang mit dieser geraden Front des weißen, nicht reflektierenden Nebels stand, mit den verschwundenen Radiostationen … und mit dem Arrowhead-Projekt.
    Die Frau im roten Sonnenanzug hatte einen Sonnenbrand und

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