Blut - Skeleton Crew
Laster stand, und als zweites legte er den Köder aus, indem er etwas direkt vor den Laster, wo es McCutcheon sehen würde, auf den Boden legte oder vielleicht eingrub.
Was das war? Keine Ahnung. Etwas Glänzendes. Ein Diamant? Nichts weiter als ein Glassplitter? Spielt auch keine Rolle. Es funkelt und glitzert in der Sonne. Vielleicht sieht McCutcheon es. Wenn nicht, dann können Sie sich sicher sein, dass Onkel Otto ihn darauf aufmerksam macht. Was ist das?, fragt er und deutet darauf. Weiß nicht, sagt McCutcheon und läuft hin, um lookie-lookie zu machen.
McCutcheon kniet sich vor den Cresswell hin, genau wie ein schmieriger Ar-raber, der zu Arlah beten will, und versucht, den Gegenstand aus der Erde herauszuklauben, während mein Onkel wie zufällig zur Rückseite des Lasters schlendert. Ein kräftiger Stoß und schon kam dieser herunter und zerquetschte McCutcheon. Zermanschte ihn zu Brei wie einen Kürbis.
Ich vermute, in ihm steckte zu viel von einem Halunken, als dass er leicht gestorben wäre. In meiner Fantasie sehe ich ihn eingeklemmt unter der Schnauze des Cresswell liegen, Blut strömt ihm aus der Nase, dem Mund und den Ohren, das Gesicht ist kreidebleich, die Augen glanzlos, und er fleht meinen Onkel an, Hilfe zu holen, schnell Hilfe zu holen. Er bittet und bettelt und schließlich verflucht er meinen Onkel, schwört ihm, dass er ihn kriegen, ihn umbringen, ihn kaltmachen würde – und mein Onkel steht da und sieht zu, bis es vorbei ist.
Nicht lange nach McCutcheons Tod begann mein Onkel Dinge zu tun, die die Freizeitphilosophen im Friseursalon zunächst als komisch, dann als seltsam und schließlich als »verdammt verschroben« einstuften. Die Dinge, die letzten Endes dazu führten, dass man ihn im beißenden Jargon des Friseursalons für »so verrückt wie eine Scheißhausratte« erklärte, folgten im Laufe der Zeit. Das Meisterstück unter ihnen war, dass er zuerst das kleine Haus auf der dem Cresswell gegenüberliegenden Straßenseite baute und dann auch noch darin wohnte. Aber kaum jemand zweifelte daran, dass sein sonderbares Verhalten ziemlich genau zu der Zeit anfing, als George McCutcheon umkam.
1965 ließ Onkel Otto gegenüber von dem Lastwagen ein kleines Haus mit einem einzigen Zimmer bauen. Es wurde viel darüber geredet, was der alte Otto Schenck wohl dort draußen auf der Black Henry am Trinity Hill vorhatte, aber die Überraschung war perfekt, als Onkel Otto dem kleinen Bau den letzten Schliff gab, indem er ihm von Chuckie Barger einen knallroten Anstrich verpassen ließ, und dann verkündete, dass er ein Geschenk an die Stadt wäre – ein prächtiges neues Schulhaus, sagte er, und er wollte dafür nur, dass sie es nach seinem verstorbenen Partner benannten.
Die Stadträte von Castle Rock fielen aus allen Wolken. Und keinem in der Stadt erging es da anders. Fast alle Bewohner von Castle Rock hatten so eine Zwergschule mit einem Raum besucht (oder glaubten es, was auf das gleiche hinausläuft). Aber 1965 waren alle Zwergschulen aus Castle Rock verschwunden. Die allerletzte, die Castle Ridge School, war im Jahr zuvor geschlossen worden. Darin ist jetzt Steves Pizzahütte an der Route 117. Damals hatte die Stadt eine Volksschule aus Glas und Hohlziegeln auf der anderen Seite des Stadtparks und ein schönes, neues Gymnasium in der Carbine Street. Das Resultat dieses absonderlichen Angebots war, dass es Onkel Otto mit einem Schlag von »komisch« zu »verdammt verschroben« brachte.
Die Stadträte schickten einen Brief (keiner traute sich so recht, ihm persönlich gegenüberzutreten), bedankten sich höflich und gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass er in Zukunft auch an die Stadt denken werde, aber das kleine Schulhaus wiesen sie mit der Begründung zurück, dass für die Unterrichtsbedürfnisse der Stadtkinder schon ausreichend gesorgt sei. Onkel Otto platzte fast vor Wut. In Zukunft an die Stadt denken? In Ordnung, er würde an sie denken, aber nicht so, wie sie wollten. Er kam nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Er ließ sich kein X für ein U vormachen. Und wenn sie mit ihm um die Wette pissen wollten, sagte er, würden sie bald merken, dass er wie ein Stinktier pissen konnte, das gerade ein Fass Bier ausgetrunken hat.
»Und was jetzt?«, fragte mein Vater ihn. Sie saßen bei uns daheim am Küchentisch. Meine Mutter hatte ihr Nähzeug mit nach oben genommen. Sie sagte, sie könnte Onkel Otto nicht leiden; sie sagte, er roch wie ein Mann, der einmal im Monat ein Bad
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