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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gegenstand hier nicht leibhaftig in meinem Arbeitszimmer hätte, wo ich ihn anschauen oder, wenn ich will, aufheben kann, um ihn in der Hand zu wiegen, diese Zündkerze, die aus Onkel Ottos Mund gefallen war.
    Wenn sie nicht da wäre, wenn ich sie nicht mitgenommen hätte, als ich das zweite Mal aus dem einzigen Zimmer seines kleinen Hauses floh, dann könnte ich mich vielleicht jetzt daranmachen mir einzureden, dass alles – nicht nur die Sache mit dem Cresswell, als ich um die Kurve bog und sah, wie er sich wie ein großer, roter Hund an die Wand des kleinen Hauses drückte, sondern wirklich alles  – nur eine Halluzination war. Aber da ist die Zündkerze. Das Licht spiegelt sich darauf. Sie hat Gewicht. Der Lastwagen kommt jedes Jahr näher, hatte Onkel Otto gesagt, und jetzt scheint es, als hätte er recht gehabt, aber nicht einmal Onkel Otto konnte ahnen, wie nahe der Cresswell kommen würde.
    In der Stadt ging das Gerücht um, dass Onkel Otto Selbstmord begangen hatte, indem er Öl schluckte, und das war eine Zeit lang das Tagesgespräch in Castle Rock. Carl Durkin, der städtische Leichenbestatter und nicht der Schweigsamsten einer, erzählte, dass die Ärzte, als sie ihn zur Autopsie öffneten, fast drei Liter Öl in ihm fanden und … nicht nur in seinem Magen. Es hatte den ganzen Organismus überschwemmt. Was die ganze Stadt interessierte, war: Was hatte er mit dem Plastikkanister gemacht? Kein einziger wurde je gefunden.
    Wie ich schon sagte, die meisten unter Ihnen werden mir nicht glauben, wenn sie diese Memoiren lesen … es sei denn, Ihnen ist schon etwas Ähnliches zugestoßen. Aber der Lastwagen steht immer noch dort draußen auf der Wiese … und ob Sie mir glauben oder nicht, es ist tatsächlich geschehen.

Morgenlieferungen (Milchmann 1)
    Die Dämmerung kam langsam über die Culver Street.
    Für jeden drinnen und wach war die Nacht noch schwarz, aber die Morgendämmerung schlich schon seit fast einer halben Stunde auf Zehenspitzen einher. In dem großen Ahorn Ecke Culver Street und Balfour Avenue blinzelte ein rotes Eichhörnchen und richtete den Schlaflosenblick auf die verschlafenen Häuser. Einen halben Häuserblock weiter ließ sich ein Sperling im Vogelbad der Mackenzies nieder und verspritzte perlende Wassertropfen. Eine Ameise lief den Rinnstein entlang und stieß auf ein winziges Krümel Schokolade in einem weggeworfenen Stanniolpapier.
    Die nächtliche Brise, die Blätter zum Rauschen gebracht und Vorhänge gebläht hatte, legte sich. Der Ahorn an der Ecke erbebte ein letztes Mal und wartete auf die volle Ouvertüre, die diesem leisen Vorspiel folgen würde.
    Ein schwacher Lichtstreif färbte den Himmel im Osten. Die dunklen Ziegenmelker gingen zur Ruhe, dafür erwachten die Schwarzmeisen zum Leben, wenngleich noch zögernd, als hätten sie Angst, den Tag als Erste zu begrüßen.
    Das Eichhörnchen verschwand in einem runzeligen Loch an der Gabelung des Ahorns.
    Der Sperling flatterte an den Rand des Vogelbades und ruhte sich aus.
    Auch die Ameise ruhte sich über ihrem Schatz aus, den sie hütete wie ein Bibliothekar eine bibliophile Kostbarkeit.
    Culver Street verharrte zitternd am sonnenbeschienenen Rand des Planeten – der wandernden Grenze, die Astronomen »Terminator« nennen.
    Die Stille wurde von einem Geräusch durchbrochen, das allmählich lauter wurde bis es schien, als wäre es schon immer dagewesen, verborgen unter den lauteren Geräuschen der gerade vergangenen Nacht. Es wurde lauter, deutlicher und schließlich zum gnädigerweise gedämpften Motor eines Milchwagens.
    Dieser bog von der Balfour in die Culver ein. Es war ein schöner beigefarbener Wagen mit roter Beschriftung an den Seiten. Das Eichhörnchen streckte den Kopf aus einem Loch heraus wie eine Zunge, warf einen Blick auf den Lieferwagen und erspähte dann etwas, was es als Futtervorrat gebrauchen konnte. Es lief kopfunter den Baumstamm entlang dort hin. Der Sperling flog davon. Die Ameise schnappte sich so viel Schokolade, wie sie tragen konnte, und eilte auf ihren Ameisenhaufen zu.
    Die Schwarzmeisen begannen lauter zu singen.
    Im nächsten Häuserblock bellte ein Hund.
    Die Beschriftung auf der Seite des Lieferwagens lautete: CRAMERS MOLKEREI. Eine Milchflasche war abgebildet, und darunter stand: MORGENLIEFERUNGEN SIND UNSERE SPEZIALITÄT!
    Der Milchmann trug blau-graue Berufskleidung und eine schiefe Mütze. Auf der Tasche war mit Goldfäden ein Name aufgestickt: SPIKE. Er pfiff, während hinter ihm

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