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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Flaschen in Eis klapperten.
    Er hielt mit dem Laster am Bordstein vor dem Haus der Mackenzies, nahm die Flaschenkiste vom Boden und sprang neben sich auf den Gehweg. Einen Augenblick blieb er stehen und atmete die frische, neue und unendlich geheimnisvolle Morgenluft ein, dann ging er schwungvoll die Einfahrt entlang zur Tür.
    Ein kleines, viereckiges weißes Blatt Papier war mit einem Magneten, der wie eine Tomate aussah, am Briefkasten befestigt. Spike las langsam und gründlich, was darauf stand, als wäre es eine Botschaft, die er in einer alten, salzverkrusteten Flasche gefunden hatte.
    1 l Milch
1 Beutel Sahne
1 Orangensaft
Danke.
Nella M.
    Spike der Milchmann betrachtete nachdenklich seine Kiste, stellte sie ab und holte Milch und Sahne heraus. Er warf noch einen Blick auf den Zettel, hob den tomatenförmigen Magneten an, um sich zu vergewissern, dass er keinen Punkt, kein Komma, keinen Gedankenstrich übersehen hatte, die den Sinn verändern könnten, nickte, nahm die Kiste und ging zum Wagen zurück.
    Das Hintere des Lieferwagens war feucht, schwarz und kühl. Ein unterschwelliger, verwanzter Geruch hing in der Luft. Er vermischte sich unangenehm mit dem Geruch der Milchprodukte. Der Orangensaft befand sich hinter den Tollkirschen. Spike holte einen Beutel aus dem Eis, nickte wieder und ging noch einmal die Einfahrt entlang. Er stellte den Beutel Orangensaft zu Milch und Sahne und ging zum Lieferwagen zurück.
    Nicht weit entfernt heulte die Fünf-Uhr-Sirene der Großwäscherei, wo Spikes alter Freund Rocky arbeitete. Er dachte an Rocky, der in der stickigen ungesunden Hitze seine Wäschereiräder in Gang setzte, und lächelte. Vielleicht würde er Rocky später sehen. Vielleicht heute Abend … wenn alle Lieferungen ausgeführt waren.
    Spike ließ den Wagen an und fuhr weiter. Ein kleines Transistorradio hing an einem Kunstlederriemen von einem blutbefleckten Fleischerhaken in der Decke des Fahrerhauses. Spike stellte es an, und während er zum Haus der McCarthys fuhr, bildete leise Musik einen Kontrapunkt zum Geräusch des Motors.
    Mrs. McCarthys Bestellung war wie immer in den Briefkastenschlitz geklemmt. Sie war kurz und bündig:
    Schokolade
    Spike zog seinen Kugelschreiber raus, kritzelte Bestellung erledigt darauf und schob ihn durch den Schlitz. Dann ging er zum Lieferwagen. Die Schokoladenmilch war ganz hinten, in bequemer Reichweite der Türen, in zwei Kühlbehältern aufgestapelt, denn sie war im Juni ein großer Verkaufsschlager. Der Milchmann warf einen Blick auf die Kühlbehälter, griff dann aber über sie und holte aus der Ecke einen der leeren Schokoladenmilch-Kartons, die er dort aufbewahrte. Der Karton war natürlich braun, und ein glücklicher Junge sprang über die Druckbuchstaben, die den Verbraucher informierten, dass dies CRAMERS MILCHGETRÄNK war. GESUND UND KÖSTLICH. HEISS ODER KALT SERVIEREN. KINDER LIEBEN ES!
    Spike stellte den leeren Karton auf einen Milchbehälter. Dann fegte er Eiswürfel beiseite, bis er das Mayonnaiseglas fand. Er zog es hervor und sah hinein. Die Tarantel bewegte sich, aber nur träge. Die Kälte hatte sie betäubt. Spike schraubte den Deckel des Glases auf und kippte es über dem offenen Karton um. Die Tarantel unternahm einen schwachen Versuch, wieder an der glatten Glasfläche hochzuklettern, was ihr aber völlig misslang. Sie fiel mit einem fetten Plumps in den leeren Schokoladenmilch-Karton. Der Milchmann verschloss ihn sorgfältig, stellte ihn in seinen Träger und eilte zum Haus der McCarthys zurück. Spinnen waren seine Lieblinge, und Spinnen waren  – ohne dass er sich selbst loben wollte – sein Bestes. Ein Tag, an dem er eine Spinne liefern konnte, war für Spike ein Freudentag.
    Während er langsam die Culver Street entlangfuhr, ging die Symphonie der Morgendämmerung weiter. Der Perlmuttstreifen im Osten färbte sich leuchtend rosa, zuerst kaum wahrnehmbar, dann immer schneller, bis er scharlachrot war, aber gleich darauf einem Sommerblau Platz machte. Die ersten Strahlen des Sonnenlichtes, schön wie eine Zeichnung im Kinderlehrbuch der Sonntagsschule, warteten hinter den Kulissen.
    Bei den Webbers hinterließ Spike eine Sahneflasche voll Säure-Gel. Bei den Jenners lieferte er 5 Liter Milch ab. Sie hatten Jungs im Wachstumsalter. Gesehen hatte er sie nie, aber hinten befand sich ein Baumhaus, und manchmal lagen Fahrräder und Ballschläger im Hof herum. Den Collinses stellte er zwei Liter Milch und einen Tetrapack Joghurt vor die Tür.

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