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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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erwürgte er seine Frau und brannte das Haus nieder, damit es wie ein Unfall aussah.
     
    »Herrgott«, sagte Rocky zu Leo, als Bobs Tankstelle zu einem weißen Lichtpunkt hinter ihnen zusammenschrumpfte. »Was sagt man dazu? Der alte Schweißi.« Rocky hatte das Stadium der Trunkenheit erreicht, wo jeder Teil seines Ichs verschwunden zu sein schien, bis auf eine winzige glühende Kohle der Nüchternheit irgendwo tief im Zentrum seines Gehirns.
    Leo gab keine Antwort. Im blassgrünen Licht des Armaturenbretts sah er wie die Haselmaus bei Alices Teegesellschaft aus.
    »Er war echt sternhagelvoll«, fuhr Rocky fort. Er fuhr eine Zeit lang auf der linken Straßenseite, dann lenkte er den Chrysler zurück. »Dein Glück – vermutlich wird er sich nicht erinnern, was du ihm erzählt hast. Ein anderes Mal könnte es anders sein. Wie oft soll ich es noch sagen? Du solltest diese fixe Idee, du hättest ein Loch im Rücken, nicht überall rumerzählen.«
    »Du weißt, dass ich ein Loch im Rücken habe.«
    »Na und?«
    »Es ist mein Loch, darum. Und ich werde über mein Loch reden, wann immer ich …«
    Er drehte sich plötzlich um.
    »Lastwagen hinter uns. Ist gerade aus der Seitenstraße rausgekommen. Ohne Licht.«
    Rocky sah in den Rückspiegel. Ja, da war der Lastwagen; und die Umrisse waren deutlich zu erkennen. Es war ein Milchwagen. Und er musste nicht die Aufschrift CRAMERS MOLKEREI auf den Seitenwänden lesen, um zu wissen, wessen Lieferwagen das war.
    »Es ist Spike«, sagte Rocky ängstlich. »Es ist Spike Milligan! Mein Gott, ich dachte, er macht nur Morgen lieferungen!«
    »Wer?«
    Rocky gab keine Antwort. Ein gepresstes, betrunkenes Grinsen breitete sich auf seiner unteren Gesichtshälfte aus. Es gelangte aber nicht bis zu den Augen, die riesengroß und rot wie Spirituslampen waren.
    Er trat plötzlich kräftig aufs Gaspedal; der Chrysler rülpste eine blaue Rauchwolke und beschleunigte ächzend und widerwillig auf sechzig Meilen.
    »He! Du bist zu betrunken, so schnell zu fahren! Du bist …« Leo schien den Faden zu verlieren und verstummte. Die Bäume und Häuser flogen an ihnen vorbei, verschwommene Umrisse in der mitternächtlichen Grabesstille. Sie überfuhren ein Stoppschild, rasten über eine Bodenwelle und hoben einen Moment von der Straße ab. Als sie wieder aufsetzten, schlug der herunterhängende Dämpfer Funken auf dem Asphalt. Hinten klapperten und schepperten Bierdosen. Die Gesichter der Pittsburgh Steelers rollten hin und her, manchmal im Licht, manchmal im Schatten.
    »War nur Spaß! «, rief Leo aufgeregt. »Da ist kein Lastwagen!«
    »Er ist es, und er bringt Leute um!«, schrie Rocky. »Ich hab seine Wanze in der Werkstatt gesehen! Verdammt! «
    Sie sausten auf der falschen Straßenseite den Southern Hill hinauf. Ein entgegenkommender Kombi schlitterte über die Kiesböschung, um ihnen auszuweichen, und landete im Straßengraben. Leo sah wieder zurück. Die Straße war verlassen.
    »Rocky …«
    »Komm und hol mich, Spike!«, brüllte Rocky. »Komm nur und hol mich!«
    Der Chrysler fuhr achtzig, eine Geschwindigkeit, die Rocky in nüchternem Zustand für unmöglich gehalten hätte. Sie kamen um die Kurve, die zur Johnson Flat Road führte, und Rockys abgefahrene Reifen rauchten. Der Chrysler schrie in die Nacht hinein wie ein Geist, die Scheinwerfer huschten über die verlassene Straße vor ihnen.
    Plötzlich kam ein 1959er Mercury auf dem Mittelstreifen aus der Dunkelheit auf sie zugerast. Rocky schrie und schlug die Hände vors Gesicht. Leo hatte gerade noch Zeit zu sehen, dass der Mercury kein Ornament auf der Motorhaube hatte, dann krachte es.
     
    Eine halbe Meile weiter hinten leuchteten auf einem Seitenweg Scheinwerfer auf, ein Milchauto mit der Aufschrift CRAMERS MOLKEREI bog in die Hauptstraße ein und fuhr auf die ineinander verkeilten Wagen und die Feuerstelle zu. Es fuhr gemächlich. Das Transistorradio, das an einer Schnur vom Fleischerhaken baumelte, spielte Rhythm and Blues.
    »Das war’s«, sagte Spike. »Jetzt fahren wir zu Bob Driscolls Haus. Er glaubt, er hat Benzin in der Garage, aber ich bin mir da nicht so sicher. Das war ein sehr langer Tag, findest du nicht?«
    Aber als er sich umdrehte, war der hintere Teil des Lastwagens leer. Sogar die Wanze war verschwunden.

Omi
    Georges Mutter ging zur Tür, blieb zögernd stehen, kam zurück und zauste Georges Haar. »Du musst keine Angst haben«, sagte sie. »Dir kann nichts passieren. Omi auch nicht.«
    »Klar, alles wird

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