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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Knie in Georges Schultern drückte und ihm mit einem Löffel mitten auf die Stirn schlug, bis er fast verrückt wurde (Buddy nannte das die Löffelfolter der heidnischen Chinesen und lachte wie ein Irrer und hörte manchmal nicht auf, bis George weinte); Buddy, der ihm manchmal so fest die indianische Seilstrafe verpasste, dass kleine Blutstropfen aus seinen Unterarmen hervortraten, die auf dem Arm klebten wie Tautropfen bei Dämmerung auf Grashalmen; der so teilnahmsvoll zugehört hatte, als George ihm eines Abends in ihrem dunklen Schlafzimmer flüsternd gestand, dass er Heather Mac Ardle liebte, und am nächsten Morgen über den Schulhof sauste wie die Feuerwehr und laut gerufen hat: GEORGE UND HEATHER AUF DEM BAUM, KÜSSEN SICH, MAN GLAUBT ES KAUM. LIEBE, EHE, EINS, ZWEI, DREI, UND SCHON IST EIN KIND DABEI! Gebrochene Beine konnten ältere Brüder von Buddys Schlag nicht lang kleinkriegen, aber George freute sich auf die ruhige Zeit, wie lange sie auch dauern mochte. Mal sehen, ob du mir die Löffelfolter der heidnischen Chinesen auch mit einem Gipsbein verpassen kannst, Buddy. Klar, Kleiner – JEDEN Tag.
    Der Dodge fuhr rückwärts aus der Einfahrt und blieb stehen, während seine Mutter in beide Richtungen sah, obwohl nichts kommen würde; hier kam nie etwas. Seine Mutter würde zwei Meilen auf holprigen Wegen mit tiefen Fahrrinnen zurücklegen müssen, bevor sie überhaupt auf eine geteerte Straße kam; und dann waren es noch neunzehn Meilen bis Lewiston.
    Sie fuhr ganz hinaus und gab Gas. Einen Augenblick hing Staub in der klaren Oktobernachmittagsluft, dann setzte er sich langsam wieder.
    Er war allein im Haus.
    Mit Omi.
    Er schluckte.
    He! Null Schweiß! Einfach den Schnattermann machen, richtig?
    »Richtig«, sagte George mit leiser Stimme und durchquerte die kleine sonnige Küche. Er war ein hübscher flachshaariger Junge mit Sommersprossen auf der Nase und den Wangen und gutmütigen dunkelgrauen Augen.
    Buddys Unfall hatte sich an diesem 5. Oktober während des Meisterschaftsspiels der Pony League ereignet. Georges Pee-Wee-League -Mannschaft, die Tigers, war gleich am ersten Spieltag, am Samstag vor zwei Wochen ausgeschieden (Was für ein Haufen Babys, hatte Buddy frohlockt, als George unter Tränen vom Spielfeld ging, was für ein Haufen MEMMEN!)  … und jetzt hatte Buddy sich das Bein gebrochen! Wenn Mama sich nicht so große Sorgen gemacht hätte, wäre George fast froh gewesen.
    An der Wand war ein Telefon angebracht, und daneben eine Tafel für Notizen mit einem Kreidestift. Auf der oberen Ecke der Tafel war eine fröhliche alte Landoma mit rosigen Wangen und weißen Haaren abgebildet, die zu einem Knoten frisiert waren, eine Karikaturgroßmutter, die auf die Tafel deutete. Aus dem Mund der fröhlichen Landomi kam eine Sprechblase, und sie sagte: VERGISS DAS NICHT, SONNY! Auf der Tafel stand in der großen Schrift seiner Mutter: Dr. Arlinder, 681-4330. Mama hatte die Nummer nicht erst vorhin notiert, weil sie zu Buddy fahren musste, sie stand schon fast drei Wochen da, weil Omi wieder ihre »schlimmen Anfälle« hatte.
    George nahm den Hörer ab und lauschte.
    »… hab ich ihr auch gesagt, ich sagte: »Mabel, wenn er dich so behandelt …««
    Er legte wieder auf. Henrietta Dodd. Henrietta hing immer an der Strippe, und nachmittags konnte man im Hintergrund immer Seifenopern hören. Eines Abends, nachdem Mama mit Omi ein Glas Wein getrunken hatte (seit Omi wieder ihre »schlimmen Anfälle« bekam, hatte Dr. Arlinder gesagt, dass sie keinen Wein zum Abendessen bekommen dürfe, und deshalb trank Mama auch keinen mehr – was George bedauerte, denn der Wein mache Mama fröhlich und sie erzählte Geschichten aus ihrer Kindheit), war ihr herausgerutscht, dass Henrietta Dodd jedes Mal, wenn sie den Mund aufmachte, dem Teufel ein Ohr wegplapperte. Buddy und George lachten schallend, und Mama hielt sich die Hand vor den Mund und sagte: Erzählt NIE jemand, dass ich das gesagt habe, und dann fing auch sie an zu lachen, und sie saßen zu dritt am Esstisch und lachten, und schließlich wachte Omi von dem Lärm auf und begann mit ihrer hohen, quengelnden Stimme Ruth! Ruth! RUUU-HUUUT! zu rufen, und Mama hörte auf zu lachen und ging in Omis Zimmer.
    Heute konnte Henrietta Dodd reden so viel sie wollte, was George anging. Er wollte sich nur vergewissern, dass das Telefon funktionierte. Vor zwei Wochen war ein schwerer Sturm gewesen, und seitdem fiel es manchmal aus.
    Sein Blick fiel wieder auf die

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