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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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fröhliche Karikaturomi, und er fragte sich, wie es wäre, so eine Omi zu haben. Seine Omi war groß und fett und blind; zudem hatte ihr hoher Blutdruck sie senil gemacht. Manchmal, wenn sie ihre »schlimmen Anfälle« hatte, führte sie sich »auf wie ein Tartar«, wie Mama sich ausdrückte; rief nach Leuten, die gar nicht da waren, führte lange Selbstgespräche und murmelte seltsame Wörter vor sich hin, die keinen Sinn ergaben. Einmal, als sie Letzteres getan hatte, war Mutti blass geworden, in Omis Zimmer gegangen und hatte gesagt, sei still, sei still, sei still! George erinnerte sich noch sehr gut an diesen Vorfall, nicht nur, weil es das einzige Mal gewesen war, dass Mama Omi angebrüllt hatte, sondern auch, weil genau am darauffolgenden Tag jemand entdeckt hatte, dass auf dem Friedhof »Birches« in der Maple Sugar Road Vandalen am Werk gewesen waren – sie hatten Grabsteine umgeworfen, das alte Tor aus dem neunzehnten Jahrhundert niedergerissen und sogar ein oder zwei Gräber aufgegraben – oder so was. Entweiht war das Wort, das Mr. Burdon, der Rektor, am nächsten Tag benutzt hatte, als er alle acht Klassen in die Festhalle kommen ließ und der ganzen Schule einen Vortrag über böswillige Zerstörung und Scherze hielt, die einfach nicht komisch waren. An diesem Abend hatte George auf dem Nachhauseweg Buddy gefragt, was entweihen bedeute, und Buddy hatte gesagt, es bedeute Gräber aufgraben und auf die Särge pissen, aber das hatte George nicht geglaubt … es sei denn, es war spät. Und dunkel.
    Omi machte Lärm, wenn sie ihre »schlimmen Anfälle« hatte, aber die meiste Zeit lag sie einfach in dem Bett, in das sie sich vor drei Jahren gelegt hatte, eine fette Schnecke, die Gummihosen und Windeln unter ihrem Flanellnachthemd trug, deren Gesicht von Falten durchfurcht und deren Au gen leer und blind waren – verblasste blaue Iris, die auf gelblicher Hornhaut schwammen.
    Anfangs war Omi noch nicht ganz blind gewesen. Aber sie war erblindet und hatte die Hilfe zweier Personen nötig gehabt, die sie an den Ellbogen stützten, um von ihrem weißen, nach Eiern und Babypuder riechenden Vinylsessel in ihr Bett oder Bad zu tattern. Damals, vor fünf Jahren, hatte Omi über zweihundert Pfund gewogen.
    Sie hatte die Arme ausgestreckt, und der damals achtjährige Buddy war zu ihr gegangen. George hatte sich nicht getraut. Und geweint.
    Aber jetzt habe ich keine Angst, sagte er sich, während er in seinen Leeds durch die Küche ging. Überhaupt keine. Sie ist nur eine alte Dame, die manchmal »schlimme Anfälle« hat.
    Er füllte den Teekessel mit Wasser und stellte ihn auf eine kalte Herdplatte. Er holte eine Teetasse und hängte einen von Omis speziellen Kräuterteebeuteln hinein. Falls sie aufwachte und eine Tasse Tee wollte. Er hoffte wie verrückt, dass sie nicht aufwachen würde, denn dann würde er das Klinikbett hochkurbeln, sich neben sie setzen, ihr den Tee schluckweise einflößen und zusehen müssen, wie der zahnlose Mund sich über den Tassenrand in Falten legte, und die schlürfenden Geräusche anhören, während sie den Tee in ihre feuchten, sterbenden Därme einsog. Manchmal rutschte sie auf dem Bett zur Seite, dann musste man sie wieder hochziehen, und ihre Haut war weich und wabbelig, als wäre sie mit heißem Wasser gefüllt, und ihre blinden Augen sahen einen an …
    George leckte sich die Lippen und ging wieder zum Küchentisch. Sein letztes Plätzchen und das halbvolle Glas Quik standen noch dort, aber er wollte sie nicht mehr. Er betrachtete seine Schulbücher in den Buchschützern mit den Castle Rock Cougars ohne Begeisterung.
    Eigentlich müsste er reingehen und nach ihr sehen.
    Er wollte nicht.
    Er schluckte, und sein Hals fühlte sich immer noch an, als wäre er mit Stahlwolle belegt.
    Ich habe keine Angst vor Omi, dachte er. Wenn sie die Arme ausstrecken würde, würde ich sofort zu ihr gehen und mich umarmen lassen, weil sie nur eine alte Dame ist. Sie ist senil, und deshalb hat sie »schlimme Anfälle«. Das ist alles. Ich würde mich umarmen lassen und nicht weinen. Genau wie Buddy.
    Er durchquerte den kurzen Gang zu Omis Zimmer, das Gesicht verkniffen, als müsste er bittere Medizin nehmen, die Lippen so fest zusammengepresst, dass sie weiß waren. Er sah rein, und da lag Omi, deren gelblich-weißes Haar eine Korona um sie herum bildete, sie schlief, ihr zahnloser Mund hing offen, die Brust hob sich unter der Decke so langsam, dass man es fast nicht sehen konnte, so langsam,

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