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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Bude. Drei Schreibtische, Kurzwellenradio, Telex. Eine Aktenablage mit überquellenden Schubladen.
    Der Wasserspender besaß einen Pappbecherhalter und war mit fertig abgemixtem Daiquiri gefüllt. Crutch schnappte sich einen Becher und gönnte sich einen kleinen Schluck.
    Terry wirbelte mit dem Putter. »Hat Mesplede dich geschickt?«
    »Nein, das war meine Idee. Ich wollte mir mal eure Dissidenten-Akten ansehen. Ich vermute, dass sich ein paar Rote Socken an den Baustellen rumtreiben.«
    Die Kumpel packten ihre Golftaschen. Sie stopften Flinten zu den Schlägern.
    Terry füllte eine Thermos mit klebrigem Rum-Zucker-Sirup. »Im Klo liegen ein paar Tittenblättchen rum. Falls du Weiber suchst, wirst du dort eher fündig.«
    Die Aktenablage war ein Riesendurcheinander. Vier Aktenschränke, sechzehn Schubladen, kein System. Reingeworfene Ordner, lose Schnappschüsse. Keine Akten- oder Fallnummern. Nichts alphabetisiert.
    Crutch arbeitete sich von Schublade zu Schublade. Er schloss sich ins Büro ein. Er hatte vier Stunden. Golf und versoffenes Rumbumsen nahmen viel Zeit in Anspruch. Er kippte Schubladen aus und überflog Dokumente. Er suchte alles, was irgendwie mit Joan Klein/ Celia Reyes/der Bewegung des Vierzehnten Juni zu tun hatte. Er bekam Listen von Namen, von Mitgliedern, Verdächtigen, Verhörten und Totgeglaubten. Er sah Riesenmengen Rote-Socken-Initialen und spanisch geführte Listen. Er sah eine vierzehntausend Namen umfassende Feindesliste von Rafael »dem Ziegenbock« Trujillo. Er sah eine Liste von verdächtigen konspirativen Wohnungen in Santo Domingo und prägte sie sich ein, so gut es ging. Er sah Bruchstücke eines Zeitablaufs vom 14.06.59. Die Geschichte war unvollständig. Die Hälfte der Seiten fehlte.
    Die grundsätzlichen Fakten waren ihm bekannt. Der neue Scheiß entsetzlich. Der Ziegenbock hatte Sympathisanten der Bewegung des Vierzehnten Juni massenweise mit Macheten massakrieren lassen. Er hatte Grenzdörfer ausgelöscht. Er hatte Kinder an die Alligatoren in der Plaine du Massacre verfüttert. Danach eine Liste: gefangene Vierzehnte-Juni-Mitglieder. Keine Joan, keine Gretchen/Celia, keine Maria Rodriguez Fontonette.
    Die Geschichte brach ab. Unzusammenhängende Seiten folgten. Crutch kippte drei weitere Schubladen aus und erhielt:
    Eine bruchstückhafte Zusammenstellung von Abschnitten auf nicht nummerierten Seiten. Name: Maria Rodriguez Fontonette. Spitzname: »Tattoo«.
    Mitglied der Bewegung des Vierzehnten Juni. Verräterin. Sie hatte die Invasion verpfiffen. La Banda war informiert gewesen. Gegenmaßnahmen waren zügig vorbereitet und umgesetzt worden. Ein Tonton-Macoute-Verräter half den Rebellen und verschwand, Verbleib unbekannt. Sein Name: Laurent-Jean Jacqueau.
    Crutch las das Blatt mehrmals durch. Er las die folgenden Seiten und die diesen folgenden und dann die vorhergehenden noch einmal. Es dauerte dreieinhalb Stunden, bis er's fand.
    Er leerte vier weitere Schubladen. Er bekam weitere Namen, Namen und nochmals Namen. Er kippte zwei weitere Schubladen. Er sah eine Akte. Auf die »Reyes, Celia« getippt war. Sie war leer.
    Er schlürfte den Rumdrink direkt vom Hahn. Er kippte eine weitere Schublade. Er sah eine Million Fotos von Kanaken, die nach Roten Socken aussahen. Er sah ein Bild mit der Bezeichnung 14.06.59. Irgendwo unter dem Golfplatz hörte er Schreie. Das Licht im Zimmer wurde zwei Sekunden lang dunkel und dann wieder ganz hell.
    Er drehte das Foto um. Es war eine Luftaufnahme. Ein felsiger Strand. Soldaten, die Gewehre auf schmuddelige Rebellen richten.
    Er zwinkerte und kniff die Augen zusammen. Er sah sich das Bild aus nächster Nähe an. Er sah eine Frau unter den etwa dreißig Männern. Sie war Joan Rosen Klein. Sie hatte die rechte Faust erhoben.
    Aus einem Luftschlitz wirbelte Rauch. Dann Gestank. Die Invasion war zehn Jahre her. Joans Haar war ganz dunkel gewesen.
    Noch mehr Rauch und noch mehr Gestank. Noch ein Schrei -reinstes kreolisches Französisch. Noch mehr Gestank - eindeutig verbranntes Fleisch.
    (Los Angeles, 13.04.69)
    Junkie Monkey nervte Sonny Liston. Junkie Monkey ging ihm auf den Keks. Sonny hat seine Kraft an Transis verschwendet und keinen Schlag für Ali übrig. Sein Mannestum war erschöpft.
    Jomo nahm Anrufe entgegen. Jomo verschlang in Cognac getauchte Negerküsse. Milts Nummer zog sich hin. Wayne und Marsh sahen, wie sich Sonny ärgerte.
    Es regnete. Das Dach leckte. Die gestreifte Tapete blätterte ab. Ein Wohlfühldoktor stand bei

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