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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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versteckte Bullenpeitsche.
    Ein Schwarzer rannte an einem Zuckerrohrfeld vorbei. Sein Gesicht war eine einzige blutige Wunde.
    »Jean-Philippe«, sagte Wayne. »Du kehrst um. Crutchfield, du fährst mich nach Haiti.«
    Mesplède warf seine Zigarette weg. »Wir haben nur einen Wagen, Wayne.«
    »Vor anderthalb Kilometern sind wir an einer Bushaltestelle vorbeigefahren. Da lassen wir dich aussteigen.«
    Die Klimaanlage fiel aus. Sie überquerten die Cordillera Central in einer fahrenden Sauna. Die offenen Fenster ließen heiße Luft und Godzilla-große Viecher rein. Südlich von Dajabon überquerten sie die Grenze. Eine wacklige Tragseilbrücke überspannte die Plaine du Massacre. Fasc/sro-Grenzwachen winkten guten Tag und hallo. Am haitianischen Ufer sonnten sich Alligatoren neben Beinknochen.
    Die Hauttöne wurden dunkler. Die Farben blieben grell, die Armut nahm zu. Verrostete Wellblechbaracken und Lehmhütten. Blutverschmierte Bäume und erwürgte Hähne, aus denen Eingeweide baumelten.
    Mistkerlchen fuhr. Seine Hand zitterte am Schalthebel. Wayne schloss die Augen und kippte seinen Sitz ganz zurück. Das Polster war schweißfeucht. Die Nässe sammelte sich in den Nähten.
    »Keine Scheiße mehr. Das nächste Mal bring ich dich um.«
    »OK«, sagte Mistkerlchen.
    »Deine Sicherheitsvorkehrungen sind heiße Luft. Das glaubt dir keiner. Du bist ein Wichser. Du schleckst Eiswaffeln und spannst bei Frauen. Mesplede hat ein Herz für dich, ich nicht.«
    »OK«, sagte Mistkerlchen. Die Stimme krächzte und überschlug sich.
    »Ich sag's dir nur einmal. Den Absprung aus dem Leben in der Firma schaffst du nur schwer angeschlagen oder tot. Kommunisten umbringen und für Kerle wie mich arbeiten bringt dir bloß den nächsten Albtraum ein.«
    »Klar«, sagte Mistkerlchen - in quiekendem Flüsterton.
    Wayne machte die Augen auf. Die Straße war zur Dreckpiste geworden. Uralt-Autos, Ochsenkarren und ein Dorf: strohgedeckte Hütten und pastellfarbene Würfel mit flatternden Voodoo-Sekten-Flaggen.
    Funkelstein-Wände. Wandfriese auf Stelzfüßen. Eine Kneipe namens Port Afrique. »Anhalten«, sagte Wayne.
    Mistkerlchen fuhr an den Straßenrand. Wayne stieg aus. Die Schwarzen, die rumstanden, kamen wie magnetisiert auf sie zu.
    » Fahr zurück nach Santo Domingo. Ich komme allein zurecht.«
    Mistkerlchen zuckte mit den Schultern und fuhr mit quietschenden Reifen los. Wayne ging ins Port Afrique. Er roch Ammoniak-Base, Halb-Gifte und unbehandelten Alkohol. Die Kneipe war rechteckig. Es gab eine Stehbar mit Flaschenregalen dahinter und sonst nichts. Die seitlichen Wände waren von französischen Merksprüchen bedeckt. »Mit der Kraft des Heiligen Sterns: Wandle und finde.« » Schlafe, ohne darum zu wissen und ohne dabei einzuschlafen.«
    Der Barmann sah ihn an. Drei andere Männer folgten seinen Blicken. Sie hielten Becher mit Funkelsteinen. Aus denen Gaswolken aufstiegen. Sauer, kaum alkalisch. Dazu selbstverständlich Klerin-Schnaps. Wahrscheinlich mit halbgiftigen Reptilien-Bestandteilen versetzt.
    Wayne ging zur Bar und verbeugte sich, um seinen Respekt zu bezeugen. Die drei Männer entfernten sich. Die Flaschen auf dem Regal waren durchsichtig und mit französischen Aufschriften auf Malerband gekennzeichnet. Farbiges Talkum, Baumrinde, pharmakologisch aktives Schlangenpulver.
    Der Barmann verbeugte sich. Wayne wies auf einen leeren Becher. Der Blick des Barmanns besagte, sind Sie sicher ?
    »S'il vous platt, monsieur. Je suis chimiste et voudrais essayer votre potion plus forte.«
    Der Barmann verbeugte sich. » Comme vous voulez, monsieur. Mais vous comprenez qu'il y a des risques.«
    »Oui«, sagte Wayne. Der Barmann öffnete Flaschen und tauchte einen Löffel rein. Irgendwelche Pflanzen, Rinde, Kugelfischleber. Bufo marinus, das Hautdrüsensekret einer Salzwasserkröte. Klerin-Schnaps aus einem Siphon. Eine unbekannte Flüssigkeit, die alles zum Schäumen brachte.
    Der Schaum wurde immer intensiver. Es roch nach flüchtiger Verbindung. Der Barmann servierte den Becher mit einer segnenden Geste. Wayne verbeugte sich und legte US-Währung auf den Tresen.
    Die drei Männer kamen rüber. Einer trank auf sein Wohl, ein anderer händigte ihm eine Sektenkarte aus. Der Schaumgeruch drang beißend durch die Luft. Wayne trank das Gebräu in einem Zug.
    Es brannte in seiner Kehle und ließ ihn erschauern. »De rien, monsieur«, sagte der Barmann. »Bonne chance.«
    Er fand einen schattigen Ort vor dem Dorf. Er stellte sich hin und

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