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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Friedrich, dass Elisabeth gegen die Tränen ankämpfte.
    Mit einem Schritt war er bei ihr. Es kümmerte ihn nicht, dass er damit gegen jede höfische Regel verstieß. Er konnte nachfühlen, wie einsam und ungeliebt sie sich auf der Wartburg fühlen musste – so wie einst seine Mutter und wie auch er selbst in jungen Jahren. Was mochte Albrecht ihr in seiner Maßlosigkeit noch antun?
    Nach einem kurzen Moment des Zögerns gab Elisabeth nach; sie lehnte sich an ihn, wobei sie ihr Gesicht an seiner Schulter verbarg. Selten hatte er sich so hilflos gefühlt wie in diesem Moment, während er sie an sich zog und mit seinen Händen beruhigend über ihre zuckenden Schultern strich.
    »Ihr müsst Euch nicht schämen«, sagte er leise. »Selbst der Tapferste braucht ab und an einen Moment, in dem er seine Schwäche zeigen kann. Betrachtet mich als Euern Vertrauten. Niemand wird es erfahren.«
    Es war nicht beabsichtigt, was dann geschah; längst schämte er sich seiner anfänglichen Begierde, die nun einem viel stärkeren, tiefergehenden Gefühl für diese Frau wich.
    Ihre Lippen fanden zusammen zu einem innigen, immer leidenschaftlicher werdenden Kuss. Sanft strich er mit seinen Händen ihre Tränen weg, umklammerte zärtlich ihren Nacken und spürte, wie ihr Körper erschauerte.
    Die Zeit schien stillzustehen, der Boden schien sich unter seinen Füßen zu drehen.
    Dann löste sie sich von ihm, zaghaft und widerwillig.
    »Es ist Sünde«, flüsterte sie. »Und es wäre mein Tod, wenn er davon erführe …«
    »Das wird er nicht«, entgegnete er ebenso leise und sog ihren Anblick in sich auf, um ihn nie wieder zu vergessen; ihren sehnsüchtigen und doch so verzweifelten Blick.
     
    Ulrich von Maltitz und Markus wurden vor der Tür immer unruhiger. Was ging dort drinnen vor sich? Es war nicht zwingend Waffengeklirr nötig, um Friedrich aus dem Weg zu räumen; ein Dolchstoß in die Nieren würde völlig lautlos sein Leben beenden.
    »Er ist ein gestandener und kampferprobter Mann«, meinte Ulrich leise, der Markus’ Miene richtig deutete. Dabei bezwang er selbst nur mit Mühe seine eigene Ungeduld.
    »Keine Sorge«, meinte die junge Zofe schnippisch. »Ihr müsst nicht fürchten, dass meine Herrin Euerm Herrn an die Kehle geht!«
    Sie stammte wohl aus bestem Haus, wenn sie sich solch ein Benehmen gegenüber einem Ritter erlaubte. Dessen ungeachtet bekundete sie unverhohlenes Interesse für den jungen Markus.
    Wenn er nicht so stur wäre, hätte er vielleicht noch diese Nacht bezaubernde Gesellschaft, dachte Ulrich von Maltitz bei sich. Doch der junge Hauptmann schien blind für die Zeichen, die das junge Ding aussandte.
    Während sie warteten, flogen Markus’ Gedanken zum tausendsten Male seit seiner Flucht nach Freiberg, zu Änne.
    Ob sie sich immer noch bei dem Stadtphysicus verbarg? Oder musste sie zurückkehren zu ihrem schrecklichen Vormund? Meister Marsilius hatte versprochen, sie zu schützen und sich um sie zu kümmern. Aber lebte er noch? Der Arzt trieb ein waghalsiges Spiel, unter den Augen der zweitausend Besatzer mit den Verteidigern Freibergs zu paktieren.
    Manchmal befürchtete Markus schon, er könnte in der langen Zeit ihrer Trennung Ännes Gesicht vergessen.
    Ich hab dich nicht vergessen, Änne!, dachte er so intensiv, als könne er mit seinen Gedanken eine Botschaft an sie schicken. Ich werde dich nie vergessen. Und bei der ersten Gelegenheit komme ich und hole dich …
     
    Das Knarren der sich öffnenden Tür zwang ihn zurück in die Gegenwart.
    Friedrich und seine Stiefmutter Elisabeth traten heraus, beide mit verschlossenen Gesichtern.
    Die braunhaarige Zofe, die eben noch überlegt hatte, wie sie wohl den gutaussehenden fremden jungen Mann – oder, wenn der gar nicht reagierte, den etwas älteren Ritter – aus der Reserve locken konnte, sank zu einem tiefen Knicks nieder.
    »Schau nach, ob der Landgraf noch wach ist, und frage ihn, ob er bereit ist, seine Gemahlin und einen besonderen Gast zu empfangen«, wies Elisabeth sie mit strenger Stimme an.
    »Sofort, Hoheit!« Das Mädchen knickste erneut, dann huschte sie davon, durch die gegenüberliegende Tür, nicht ohne im Gehen noch einmal einen Blick auf Markus geworfen zu haben.
    Durch die Tür hörten sie ein mürrisches Knurren, dann kam das Mädchen zurück.
    »Euer Herr Gemahl erwartet Euch mit Freude«, hauchte sie. Zaghaft öffnete sie die Tür erneut und ließ Elisabeth und Friedrich hinein. Diesmal folgten ihnen unaufgefordert auch Markus

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