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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Falschen. Mein Bruder ist derjenige, der Thüringen erben soll. So hat es Euer Gemahl verfügt, bevor er beschloss, das Land an den König zu verschachern.«
    Abrupt stellte Elisabeth ihren Becher ab und stand auf. Das zwang ihn, sich ebenfalls zu erheben.
    »Euer Stolz in allen Ehren«, brach es aus ihr heraus. »Doch Ihr wisst so gut wie ich, wie jedermann, dass Diezmann zwar im Gefecht ein tapferer Mann sein mag, aber längst beschlossen hat, sich nicht mit dem König anzulegen. Er wird die Lausitz nicht verlassen, weil er hofft, sie behalten zu können, wenn er sich still verhält.
Ihr
seid es, den der König fürchtet, und
Ihr
seid es, der entschlossen genug ist, für das wettinische Erbe zu kämpfen!«
    Sie sah ihm direkt in die Augen und senkte die Stimme. »Die bedeutendsten Männer am thüringischen Hof sind bereit, Eure Befehle entgegenzunehmen – allen voran Herrmann von Goldacker, Rudolf von Vargula und Gunther von Schlotheim. Sie warten nur auf ein Zeichen von Euch.«
    Der Marschall, der Schenk und der Truchsess – die ranghöchsten Gefolgsleute seines Vaters!
    Jeder für sich war bereits zu Lebzeiten zu Ruhm gekommen. Goldacker hatte sich durch seine Tapferkeit vom niederen Ministerialen zum Marschall emporgearbeitet, Vargula entstammte einem uralten Geschlecht von Hofbeamten, und Schlotheim hatte für seine Loyalität zum Hause Wettin teuer bezahlen müssen.
    »Weiß mein Vater davon?«
    »Er glaubt, sie stünden zu ihm. Und das tun sie. Doch zuallererst sind sie Thüringen verpflichtet. Wir brauchen jemanden, der das Land aus der Dunkelheit führt.«
    Elisabeth stand nach wie vor kerzengerade, doch auf ihrem Gesicht sah er mit einem Mal all die Verletzlichkeit, die sie zuvor nicht hatte preisgeben wollen. Verletzlichkeit und Trauer … mit einem Anflug von Verzweiflung.
    »Ich will Euch nicht dazu anstiften, etwas Unrechtes zu tun, nur bitten: Söhnt Euch mit Euerm Vater aus!«, flehte sie. »Bringt ihn dazu, Euch das Land zu überlassen! Er ist des Regierens müde, er würde sich lieber aus allen Verpflichtungen zurückziehen und ein ruhiges, beschauliches Leben in seinem geliebten Erfurt führen. Ich weiß es.«
    Friedrich fühlte sich beinahe überwältigt von den schwindelerregenden Aussichten, die sich ihm hier boten. Sollte er zugreifen und Thüringen nehmen, das ihm gerade zu Füßen gelegt wurde? Hatte er gar die Pflicht dazu um der Menschen willen, die durch die Unfähigkeit seines Vaters litten?
    Doch dafür gab es nur zwei Wege: seinen Vater gewaltsam aus dem Weg zu räumen, was für ihn nicht in Frage kam, oder ihn durch eine friedliche Übereinkunft dazu zu bringen, ihm die Regentschaft zu überlassen.
    »Mein Vater ist ein alter, starrköpfiger Mann«, begann er, als wüsste seine Stiefmutter das nicht noch besser als er. »Die Zeiten sind längst vergangen, in denen ich noch Einfluss auf ihn hatte. Wenn wir jetzt aufeinandertreffen, gibt es jedes Mal im Handumdrehen Streit.«
    »Versucht es wenigstens! Geht mit mir zu ihm, am besten gleich«, flehte Elisabeth.
    »Dann wird er wissen, dass Ihr mich dazu gebracht habt, und es Euch büßen lassen«, wandte Friedrich ehrlich besorgt ein.
    Als heranwachsender Knabe hatte er mit ansehen müssen, wie Albrecht seine erste Frau, Friedrichs und Diezmanns leibliche Mutter, gedemütigt und misshandelt hatte, weil sie, die Tochter eines Stauferkaisers, nicht bereit war zuzusehen, wie ihr Mann sie in aller Öffentlichkeit mit ihrer eigenen Dienerin betrog. Schließlich war Margarete von Staufen von der Wartburg geflohen, weil sie die Schmach nicht länger ertragen konnte, und starb wenig später in Frankfurt.
    Albrecht ließ nicht einmal eine Schamfrist nach ihrem Tod verstreichen und heiratete auf der Stelle seine Geliebte, eine Ministerialentochter ohne Vermögen und Rang. Er trauerte ihr ganz öffentlich bis zum heutigen Tag nach, was wohl seine Ehe mit Elisabeth von vornherein zum Scheitern verurteilte.
    »Ich bin bereit, die Folgen auf mich zu nehmen«, sagte Elisabeth voller Bitterkeit und blickte dabei auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne. Friedrich sah ihren Mundwinkel verräterisch zucken.
    Seine Menschenkenntnis war gut genug, um zu wissen, dass ihre Verzweiflung echt war und nicht nur ein Mittel, um ihn zu dem zu bringen, was sie von ihm erwartete.
    »Es … ist schwieriger … als ich dachte …«, sagte sie leise und bemühte sich, das Zittern in ihrer Stimme zu verbergen. »Ich … brauche Eure Hilfe.«
    Im Kerzenlicht sah

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