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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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einwilligte«, sagte sie mit leisem Vorwurf in der Stimme, ihn erneut durch ihre Offenheit entwaffnend.
    Mit eleganter Geste reichte sie ihm den Becher, was ihm Zeit gab, seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bekommen – etwas, wofür er sehr dankbar war.
    Der Gedanke an seinen Vater trieb ihn jedes Mal zu Verbitterung und Zorn; und diesmal drängte sich ihm dazu unaufhaltsam das Bild vor Augen, wie sich der verlebte alte Mann im Bett auf diese schöne Frau warf.
    Aber vielleicht hatte er ja die Ehe gar nicht vollzogen. Jedermann wusste, dass er immer noch seiner zweiten Frau nachtrauerte und daraus in seiner Rücksichtslosigkeit kein Geheimnis machte. Dazu würde Elisabeths anfängliche Bemerkung passen.
    »Es wäre höfisch, zu sagen, mein Vater dürfe sich glücklich preisen, eine Gemahlin wie Euch zu haben«, sagte Friedrich schließlich, ohne die Bitterkeit aus seiner Stimme heraushalten zu können. »Doch ehrlicher ist es wohl, zu sagen: Er hat Euch nicht verdient.«
    Elisabeth bedeutete ihm mit einer Geste, ihr gegenüber Platz zu nehmen.
    »Natürlich war es der Landgrafentitel«, beantwortete sie seine unausgesprochene Frage. Doch sie hob die Hand, um ihn an einer Entgegnung zu hindern.
    »Bevor Ihr den Stab über mich brecht, hört mich an!«, forderte sie mit Schärfe, obwohl sie leise sprach.
    »Ihr wart seit Jahren nicht in Thüringen. Ihr wisst nicht, was dort vor sich geht, auch wenn Ihr sicher Eure Quellen habt. Euer Streben ist zuallererst auf die Mark Meißen gerichtet. Und ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass es Euch gelingt, sie zurückzuerobern: für Euch, für die Menschen, die dort leben, für das Haus Wettin.«
    Sie trank einen Schluck, doch Friedrich konnte sehen, dass sie nur an ihrem Becher nippte, um Zeit zu gewinnen und sich zu sammeln.
    »Thüringen leidet«, sagte sie, nun noch leiser. »Es leidet seit Jahren … unter den Raubzügen ehrloser Adliger, unter den schändlichen Truppen des Königs, unter dessen Statthalter Gerlach von Breuberg, der Ländereien verschachert und dabei in die eigene Tasche wirtschaftet … und unter einem Landgrafen, der weder Ehrgeiz noch Geschick zum Regieren hat, seine Söhne gegeneinander ausspielt und die Augen vor dem Unrecht verschließt, das dem Land widerfährt.«
    Elisabeth blickte Friedrich nun direkt an. »Als Thüringerin konnte ich das nicht länger ansehen. Mein verstorbener erster Gemahl war ein enger Vertrauter Eures Landsberger Oheims Markgraf Dietrich, bei dem Ihr als junger Mann erzogen und ausgebildet wurdet und den man den Weisen nannte. Euer Oheim hat mich aufgefordert, in diese Ehe einzuwilligen, um Albrecht im Zaum zu halten und um Euch Thüringen zu sichern.«
    Das war eine so unverhoffte Enthüllung, dass sie Friedrich bis ins Mark traf. Erneut hatte er Mühe, seine Regungen zu verbergen.
    »Ihr seid ein tapferer Mann, ein Mann von Ehre, ein fähiger Herrscher«, sagte sie leidenschaftlich. »Ihr wärt nicht nur wieder ein guter Markgraf von Meißen, sondern auch der Mann, den Thüringen braucht!«
    Friedrichs Miene wurde abweisend, er lehnte sich zurück. Die Landgräfin tat, als ob sie diese demonstrative Distanziertheit nicht bemerkte.
    »Ich vermochte nur einen Teil dessen zu bewirken, was ich wollte. Allein kann ich Euern Vater nicht zügeln. Aber es ist höchste Zeit zu handeln.«
    »Ich weiß nicht, ob ich hören möchte, was Ihr mir zu sagen beabsichtigt«, fiel er ihr schroff ins Wort.
    »Natürlich wollt Ihr es nicht hören; niemand will es hören!«, entfuhr ihr, und sie beugte sich heftig vor. »Doch das macht es nicht besser! Erkennt die Wahrheit: Thüringen verflucht die Herrschaft des Hauses Wettin! Die Menschen dort beginnen, sich nach den Ludowingern zurückzusehnen, deren Erbe Euer Urgroßvater vor Jahrzehnten übernahm! Sie dichten Mythen und Legenden von den segensreichen Tagen, als der Eiserne Ludwig für Frieden im Land sorgte. Und über Euern Vater heißt es in einem Klagelied, das allerorten gesungen wird: Warum, oh Tod, nimmst du uns nicht diesen Menschen fort?«
    Elisabeth atmete tief durch und lehnte sich zurück.
    »Ich will Euch nichts Ehrenrühriges vorschlagen – nur ein Bündnis. Ein Bündnis für Thüringen. Söhnt Euch mit Eurem Vater aus! Gemeinsam können wir es schaffen, ihn davon abzuhalten, noch mehr vom wettinischen Erbe zu verschleudern.«
    Das sollte schwierig werden, wollte Friedrich mit jäh aufkommendem Zynismus entgegnen.
    Stattdessen sagte er: »Ihr wendet Euch an den

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