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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Ärmel waren mit golddurchwirkten Borten abgesetzt, die ebenfalls in kräftigem Rot und Blau gefertigte Haube mit Gold- und Silberfäden bestickt.
    Welchen Teil meines Erbes mag der Alte wohl dafür versetzt haben?, fragte sich Friedrich mit jäh aufkommender Bitterkeit.
    Er gab Ulrich von Maltitz und Markus ein Zeichen, draußen zu warten, obwohl ihm klar war, dass diese damit nicht einverstanden sein würden. Hinter der Tür oder einem verborgenen Durchlass konnten durchaus Attentäter lauern.
    Doch auf einmal war er gespannt, was wohl der Grund für dieses unerwartete Zusammentreffen sein mochte. Und offensichtlich sollte es vertraulich sein, denn die Zofe verließ die Kammer und schloss die Tür hinter Friedrich.
    Er und Elisabeth waren allein.
     
    Friedrich verbeugte sich höflich und trat auf seine Stiefmutter zu. »Ich freue mich, Euch zu sehen, Landgräfin.«
    Er hätte es als lächerlich empfunden, sie mit »Mutter« anzusprechen. Die dritte Frau seines Vaters war beinahe zehn Jahre jünger als er selbst.
    »Vor allem freut es Euch, mich nicht gesegneten Leibes zu sehen«, stellte Elisabeth lächelnd fest. »Habt keine Sorge; Ihr müsst nicht fürchten, dass Euch ein weiterer Halbbruder das Erbe streitig macht.«
    Die Ungeniertheit, mit der sie dieses heikle Thema ansprach und damit sofort in die Offensive ging, kaum dass er den Raum betreten hatte, machte ihn für einen Moment sprachlos.
    Zumal sie recht hatte: Seit sein Vater sie zur dritten Frau genommen hatte, musste er genau das befürchten. Um die vermessenen Ansprüche seines Halbbruders Apitz – aus der zweiten Ehe Albrechts, mit jener Frau, mit der sein Vater Friedrichs leibliche Mutter zuvor rücksichtslos betrogen hatte – war mehr als genug gestritten worden.
    Diese offene Einschätzung seiner Befindlichkeiten veranlasste ihn sofort, neu über seine Stiefmutter nachzudenken.
    Elisabeth von Lobdeburg-Arnshaugk war sehr jung mit einem der mächtigsten Adligen Thüringens vermählt worden, aber schon nach kurzer Ehe verwitwet. Als ihr Mann und dessen einziger Sohn im gleichen Jahr starben, war die junge Witwe mit einem Mal die gefragteste Partie der Landgrafschaft. Sie hätte auch alt und hässlich sein können; die angesehenen Bewerber hätten sich trotzdem um sie geschlagen. Aber sie verfügte nicht nur über einen bedeutenden Titel und große Ländereien, sondern war auch von bemerkenswerter Schönheit.
    Während er seiner Stiefmutter zur Begrüßung die Hand küsste, sog er heimlich ihren Duft auf. Sie schien gerade dem Badezuber entstiegen zu sein; alles an ihr wirkte frisch, ihre Haut schimmerte rosig, die blonden Haare lugten in weichen Wellen unter der Haube hervor.
    Warum hatte Elisabeth auf die gutaussehenden Bewerber verzichtet und war trotz ihrer Jugend zu einem alternden Landgrafen ins Bett gestiegen, der im ganzen Land bekannt dafür war, seine erste Ehefrau – eine Kaisertochter! – schamlos und in aller Öffentlichkeit betrogen und sogar geschlagen zu haben? Nur für den Fürstentitel?
    Elisabeth hatte nichts von ihrer Schönheit eingebüßt, seit Friedrich sie das letzte Mal gesehen hatte. Das Einzige, was sich an ihr verändert hatte, war der neue, kaum wahrnehmbare Zug von Wehmut auf ihrem Gesicht. Doch der ließ sie in Friedrichs Augen nur noch interessanter wirken im Vergleich zu all den naiv lächelnden Schönheiten, die ihm sein Schwager ins Bett hatte schicken wollen, während er in Tirol lebte.
    Jäh spürte er Verlangen in sich aufsteigen. Doch er war sich nicht sicher, ob er wirklich diese Frau um ihrer selbst willen begehrte oder sich nur an seinem Vater rächen wollte.
    Die einzige Frau seit langem, die sein Begehren so heftig hatte wecken können wie in diesem Moment seine Stiefmutter, war jene schwarzhaarige Schönheit gewesen, die sein Freund und Gefolgsmann Ulrich von Maltitz aus Freiberg mitgebracht hatte. Doch bevor er sie in sein Bett holen konnte, war sie über Nacht verschwunden – unübersehbar zur Betrübnis des Maltitzers, auch wenn dieser bemüht war, sich davon nichts anmerken zu lassen. Doch dafür kannte Friedrich ihn zu gut. Und eigentlich sollte er Gott für diese Fügung danken. Es hätte wohl das Ende ihrer Freundschaft bedeutet, wenn er Ulrich die Geliebte abspenstig gemacht hätte.
     
    Elisabeth wandte sich einem Tischchen zu, auf dem ein Krug und zwei schön ziselierte Becher standen, und schenkte ihm und sich roten Wein ein.
    »Ihr fragt Euch, weshalb ich in die Ehe mit Euerm Vater

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