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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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und Ulrich von Maltitz in die Kammer, in der während der Krönungsfeier der Landgraf von Thüringen wohnte.

Das Treffen
    M an sieht dir an, dass du kein eigenes Land mehr hältst!«
    Mürrisch begutachtete Albrecht, nur noch dem Titel nach Landgraf von Thüringen, den auffallend schmucklosen Surkot seines ältesten Sohnes. Unter all den Edlen, die hier in Prag ihre teuersten Gewänder zur Schau trugen, musste er geradezu arm wirken.
    Man sieht
dir
an, dass du maßlos prasst und trinkst und bei jeder Hure deine verlorene Liebe zu vergessen suchst, dachte Friedrich. Sein Vater zählte zwar schon siebenundfünfzig Jahre, wirkte aber viel älter, dürr und schlaff. Zusammengesunken saß er in einem Stuhl und stützte sich auf sein Schwert wie auf einen Stock: beide Hände über den Knauf gelegt, die Spitze mit dem Ortband auf dem Boden.
    Doch Friedrich behielt diesen Gedanken für sich. Er wollte keinen Streit, um Elisabeths willen. Seinem Vater zu erklären, dass er die schlichte Gewandung als stumme Anklage trug, wären verschwendete Worte.
    Also sagte er betont höflich: »Ich freue mich, Euch bei guter Gesundheit zu sehen, Vater.«
    »Das fällt mir wahrlich schwer zu glauben«, knurrte der alte Landgraf mit vor Häme triefender Stimme. »Kommst du nach all den Jahren einmal wieder zu deinem Vater, nur um zu sehen, ob vielleicht die Stunde endlich naht, in der du dein Erbe antreten kannst?«
    Wenn es seine Absicht war, den ältesten Sohn zu provozieren, so hatte er das mit diesen wenigen Worten erreicht.
    »Von welchem Erbe redet Ihr, Vater?«, entgegnete Friedrich hart. »Das Pleißenland, das Ihr dem König für ein Spottgeld verkauft habt? Thüringen, das Ihr meinem Bruder versprochen und dem König verpfändet habt? Die Mark Landsberg, die Ihr an den Markgrafen von Brandenburg verschachert habt? Oder gar die Mark Meißen, die Adolf von Nassau gewaltsam an sich gerissen hat, ohne dass ich auf Eure Hilfe zählen konnte, um ihn daran zu hindern?
Ihr
habt es geschafft, in nur wenigen Jahren aus einem der mächtigsten Fürstenhäuser des Reiches ein Schattengebilde zu machen!«
    Er hatte Streit vermeiden wollen, doch da sein Vater offensichtlich Streit suchte, gedachte er nicht zu schweigen.
    »Gib mir nicht die Schuld für deine militärische Niederlage!«, fuhr Albrecht ihn an. »Vielleicht wäre es nicht so schlimm gekommen, wärst du nicht so stur gewesen und hättest mit dem König verhandelt.«
    »Zum Verhandeln schickte mir der König zwei Dutzend Meuchelmörder!«, entgegnete Friedrich heftiger, als er gewollt hatte.
    »Hört auf damit!«, mischte sich nun Elisabeth ein, die bei dem übergangslosen Schlagabtausch zwischen Vater und Sohn blass geworden war.
    »Stiefsohn, solltet Ihr nicht froh sein, Euren Vater bei guter Gesundheit anzutreffen? Und Ihr, Gemahl, solltet Ihr dem Allmächtigen nicht dafür danken, dass er Seine schützende Hand über Euren Erstgeborenen hielt, damit er den Meuchelmördern entkam und nun leibhaftig vor Euch steht?«
    Elisabeths leidenschaftliche Worte und vor allem die Verzweiflung in ihrer Stimme brachten Friedrich zum Einlenken.
    »Ihr beschämt mich, Landgräfin«, sagte er und verneigte sich vor ihr, erneut das Wort »Mutter« oder »Stiefmutter« vermeidend.
    Dann wandte er sich seinem Vater zu. »Es bringt nichts, zu streiten. Sollten wir nicht besser darüber reden, was wir gemeinsam zum Wohle des Hauses Wettin, seiner Untertanen und Thüringens tun können?«
    »Dazu brauche ich nicht
dich
!«, fuhr ihn sein Vater an, und die schütteren grauen Haare um seinen Schädel zitterten wie Weidenblätter, so heftig bewegte er dabei den Kopf.
    »Wirklich nicht, Vater?«, fragte Friedrich, erneut mit schneidender Schärfe in der Stimme. »Habt Ihr Thüringen dem König überlassen, damit sein Heer darin wüten und sein Statthalter es ausbluten kann?«
    »Ja, genau dazu!«, schrie sein Vater, während Speicheltröpfchen aus seinem Mund flogen. Er stützte sich schwer auf das Schwert und stemmte sich aus dem Stuhl hoch.
    »Du hast keine Ahnung, Sohn, was es kostet, einen prachtvollen Hof zu unterhalten! Alle erwarten sie Geschenke, die Adligen genauso wie die Kirche … und Feste, so üppig, wie deine Großväter sie ausrichten konnten, der Stauferkaiser und der Erlauchte. Woher sonst soll ich das Geld dazu nehmen? Und Thüringen war dem Hause Wettin immer ein Klotz am Bein. Die Thüringer haben uns stets gehasst und sich gegen uns verschworen. Sollen sie doch sehen, ob es ihnen

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