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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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die auf ihn Einstürmenden zu behaupten.
    Doch rasch verschafften ihm ein paar seiner Kameraden Luft. Wenig später kämpfte auch Ulrich an seiner Seite, streckte einen hageren Ritter nieder, der verbissen auf ihn einhieb, und nickte dann dem Freiberger zufrieden zu, während er sich mit blutigem Schwert nach einem neuen Gegner umsah.
    Bald leistete niemand mehr Widerstand. Die Männer des Markgrafen trieben die Burgmannschaft, die sich ergeben hatte, in der Mitte des Hofes zusammen. Ein paar seiner Ritter sammelten die Waffen ein und forderten die Gefangenen auf, die Wappenröcke abzulegen. Friedrich und Diezmann, immer noch zu Pferde, stellten sich vor ihnen auf.
    »Diese Burg ist ab sofort wieder unter wettinischer Herrschaft«, verkündete Friedrich. »Es steht jedem von euch frei, in meine Dienste überzutreten. Ihr habt Bedenkzeit bis morgen früh. So lange bleibt ihr unter Bewachung, und niemand wird die Burg verlassen.« Das Fallgitter war inzwischen heruntergelassen; um die Knechte auf der Koppel draußen kümmerten sich ein paar von Friedrichs Männern. Das Gelingen ihres Planes hing auch davon ab, dass niemand vor der Zeit von dem Machtwechsel auf Burg Rochlitz erfuhr. Der ehemalige Burgkommandant, dem Ulrich die Waffen abgenommen hatte und nicht von der Seite wich, spie demonstrativ vor Friedrich aus.
    »Ihr solltet dringend an Euern Manieren arbeiten«, knurrte Ulrich und setzte ihm mit finsterer Miene die Spitze seines Schwertes an die Kehle.
    »Wenn Ihr der Verfemte Friedrich seid, dann lasst Euch sagen: Ich erkenne Eure Regentschaft nicht an!«, schrie der Gefangene.
    »Was Ihr anerkennt oder nicht, kümmert mich wenig. Ihr steht unter Arrest«, erwiderte Friedrich gelassen. »Dort könnt Ihr darüber nachdenken, ob Ihr lieber der Wirklichkeit ins Auge seht oder vergangenen Zeiten nachtrauert.«
    »Verräterischer Bastard!«, zischte der Gefangene. »Die Nassauer werden Euch von der Erde fegen, nicht nur zurück in das Mauseloch, aus dem Ihr gekrochen gekommen seid, sondern direkt in die Hölle!« Wieder spie er auf den Boden.
    »Jetzt werde ich aber wirklich wütend!«, sagte Ulrich drohend und stieß den entmachteten Kommandanten zwischen die Schulterblätter, um ihn Richtung Bergfried zu treiben. »Ab mit
dir
ins Loch, du Bastard!«
    Als der einstige Befehlshaber ins Verlies gebracht und seine Getreuen in der Halle sicher bewacht waren, wurden hastig die Spuren des Kampfes beseitigt: die Leichen beiseitegeschafft, Blutlachen fortgespült und das Fallgitter wieder hochgezogen. Knechte führten die Pferde – abgesehen von denen der beiden wettinischen Fürsten – auf eine auswärtige Koppel, ein Teil der Männer streifte königliche Wappenröcke über, während sich die Übrigen in die Halle zurückzogen, wo mehrere Dutzend Gefangene zu bewachen waren. Die Burg war kaum in einen unverdächtigen Zustand zurückversetzt, als ein Signal vom Bergfried kam. Diesmal stiegen auch Friedrich und Diezmann auf den Turm, um zu sehen, ob ihre List aufgegangen war.
    »Kann es sein, dass beide gemeinsam kommen?«, fragte Friedrich zweifelnd. Etwa vierzig Mann näherten sich, doch der Trupp führte zwei Banner mit sich. Als die Reiter ein Stück weiter herankamen, bestätigte sich seine Vermutung. Nun waren sowohl das Wappen der Nassauer als auch das der Grafen von Isenberg zu erkennen. Eine Meute kläffender Jagdhunde begleitete die Schar.
    »Auch gut«, meinte Ulrich lakonisch. »So erledigen wir sie auf einen Streich.«
    Bestens gelaunt ritten die Neuankömmlinge in den Hof. Sofort liefen ein paar Männer herbei, um ihnen die Pferde abzunehmen. Die beiden Grafen, die den Mittelpunkt der kleinen Jagdgesellschaft bildeten, hätten rein äußerlich nicht unterschiedlicher sein können. Feist und ungeschlacht Eberhard von Isenberg, der Kommandant der Freiberger Burg, dagegen schlank und von elegantem Aussehen Heinrich von Nassau, der bemerkenswerte Ähnlichkeit mit seinem Vetter Adolf aufwies.
    »Wo bleibt der Burgherr?«, erkundigte sich der königliche Statthalter ungeduldig, als sie auf dem Hof warteten, ohne standesgemäß begrüßt zu werden. Genau in diesem Augenblick rasselte das Fallgitter erneut herunter. Heinrich von Nassau wandte sich überrascht um, ebenso die Männer seiner Leibgarde.
    »Was hat das zu bedeuten?!«
    »Willkommen auf Burg Rochlitz, Graf«, vernahm er eine kühle Stimme, weder schmeichelnd noch unterwürfig, wie er es gewohnt war. Als er wieder nach vorn blickte und den hochgewachsenen

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