Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
Vorbereitungen treffen. Und nun geh!« Lässig wedelte er den falschen Boten hinaus. »Ich bin beschäftigt.« Das sehe ich, dachte Markus belustigt. Er hatte sich noch nicht einmal umgedreht, als der Kommandant, zufrieden brummend, seinen Kopf zwischen den üppigen Brüsten der Hure versenkte. Also nahm er es selbst in die Hand, die Burgmannschaft über die bevorstehende Ankunft von zweihundert Mann Verstärkung zu informieren. Dann ging er in die Halle und ließ sich etwas zu essen und zu trinken bringen. Ab und an setzte sich jemand zu ihm, und es fiel keinem Nichteingeweihten auf, dass dies ausnahmslos Männer waren, die aus Freiberg stammten und sich hier für den Dienst hatten anwerben lassen. Jetzt hieß es nur noch warten.
     
    Die Sonne stand für einen Apriltag bereits ziemlich hoch, als vom Bergfried Signal gegeben wurde, dass sich eine Kolonne Berittener aus Richtung Osten näherte. Nun kam Bewegung in die bis eben noch recht gelangweilt wirkende Burgbesatzung. Der Quartiermeister, der als Einziger den ganzen Vormittag über im Schweiße seines Angesichts versucht hatte, auf der mäßig besetzten Burg Platz für die erwartete Verstärkung zu schaffen, bahnte sich den Weg zum Tor, ein paar Mann rannten den Turm hinauf, um Ausschau zu halten, der Burgherr kam über den Hof gestapft, um die Ankunft der angekündigten Truppen in Augenschein zu nehmen. Markus folgte ihm unaufgefordert hinauf auf den Bergfried.
    »Zweihundert Mann, wie angekündigt«, konstatierte einer der Ritter, der bereits vor ihnen oben angekommen war. Der Kommandant kniff die Augen leicht zusammen, um besser sehen zu können. »Sie führen kein königliches Banner mit sich«, knurrte er. »Woher soll ich wissen, dass es wirklich die Männer des Statthalters sind, die ich hier einlasse?«
    »Es ist kein Heer, sondern bloß eine Verstärkung für Eure Mannschaft«, versuchte Markus ihn zu beschwichtigen. Der Befehlshaber sah ihn misstrauisch an.
    »Das Tor soll verschlossen werden. Ich will mich erst selbst vergewissern«, befahl er seinen Rittern. »Und ihn nehmt fest, bis wir Klarheit haben!«
    »Eure Vorsicht ehrt Euch, ist aber in diesem Fall unnötig«, erwiderte Markus höflich. Er verneigte sich, übergab einem der Ritter sein Schwert und ließ sich widerstandslos Fesseln anlegen.
    Nicht schon wieder!, dachte er dabei bestürzt und musste an sich halten, um nicht in Panik zu verfallen. Die Erinnerung an die qualvollen Tage seiner Haft war noch zu frisch. Doch dagegen zu protestieren, hätte nur Misstrauen erregt. Den Knoten, mit dem ihm einer seiner alten Mitstreiter die Hände band, würde er rasch mit den Zähnen lösen können. Vorsichtig, um auf der schmalen Treppe nicht die Balance zu verlieren, folgte er den Männern zurück auf den Burghof. Zwei Ritter des Königs eskortierten ihn unaufgefordert, sogar mit einem Ausdruck des Bedauerns. Offenkundig hielten sie die Vorsichtsmaßnahme ihres Kommandanten für übertrieben.
    »Schließt das Tor!«, brüllte dieser die Männer am Burgzugang an. »Warum dauert das so lange, ihr faules Pack?«
    Er konnte nicht wissen, dass fast die gesamte Torwache an diesem Tag sorgfältig geplant aus Männern bestand, die nicht dem König, sondern Friedrich die Treue hielten, und dass überdies der Mechanismus zum Herablassen des Fallgitters heimlich arretiert worden war.
    »Die Kette klemmt!«, schrie jemand zurück. Wütend drehte sich der Befehlshaber zu den beiden Rittern um, die Markus bewachten. »Wenn euch irgendetwas faul vorkommt, schneidet ihm die Kehle durch!« Dann brüllte er: »Kappt die Seile, sofort!« Den Bewaffneten auf dem Burghof schwante allmählich, dass möglicherweise etwas nicht stimmte. Immer mehr rannten herbei, einige zogen die Schwerter, verwirrt zum Tor blickend.
    Schon preschten die ersten der Neuankömmlinge durch das Tor, Ulrich von Maltitz an der Spitze.
    »Lang lebe der Herr der Mark Meißen!«, rief er. Auf dieses Zeichen zogen die fünfzig vermeintlich königstreuen Freiberger die Waffen und richteten sie gegen den Rest der Burgmannschaft. Markus nutzte den Moment der ersten Verwirrung, löste die Fesseln mit einem Ruck, rammte dem neben ihm Stehenden die Handkante gegen die Kehle und holte sich sein Schwert zurück. Sofort griff er den anderen an, der schon blankgezogen hatte. Nun klirrten von allen Seiten die Waffen. Während die Königstreuen in der Nähe des Tores schnell von der Überzahl der Eindringlinge überwältigt waren, hatte Markus Mühe, sich gegen

Weitere Kostenlose Bücher