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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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verbreiten.«
    »Ihre Tage sind gezählt«, versicherte Markus. »Wenn Gott uns beisteht, kehren wir schon in ein paar Wochen nach Freiberg zurück.«
    »Ich wage es kaum zu glauben«, seufzte Katharina, die nach dem Verlust all ihrer Habe und zwei Jahren des Exils müde und bedrückt wirkte. Doch die Aussicht auf Rückkehr brachte ihre braunen Augen zum Strahlen. Ohne zu zögern, erklärte sie sich bereit, die falschen Schreiben an den Statthalter in Meißen und den Burgkommandanten in Freiberg aufzusetzen, um sie nach Rochlitz zu locken.
    »Ein Fest würde der hiesige Kommandant nicht geben«, meinte sie nachdenklich. »Aber wenn er zur Jagd einlädt, nachdem hier ein respektabler Vierzehnender gesichtet wurde, kommen sie bestimmt.« Mit schwungvoller Handschrift verfasste Katharina die Briefe, dann nahm einer der Freiberger sie mit auf die Burg, um dort nachts, wenn der Kommandant schlief, dessen Siegelring zu stehlen und das Siegel darunterzusetzen.
    Sie hatten Glück – niemand bemerkte es, und am nächsten Morgen lag der Ring wieder auf dem Tisch wie zuvor. Nur eine Hoffnung erfüllte sich nicht für Markus: Er hatte insgeheim damit gerechnet, hier seinen Bruder zu treffen oder wenigstens von ihm zu hören. Aber seit seiner Flucht aus Freiberg war niemand mehr von dort hierhergekommen.
     
    Der königliche Burgkommandant von Rochlitz war unverkennbar beschäftigt, den Geräuschen nach zu urteilen, die durch die Tür seiner Kammer drangen. Verlegen trat der Knappe von einem Bein aufs andere. Es ging wohl schlecht an, einen Boten des Statthalters mit dringenden Nachrichten warten zu lassen. Doch wenn er die Kammer betrat, bevor der Kommandant fertig war, würde dieser ihn die Treppe hinunterwerfen. Das Stöhnen der Frau hinter der Tür wurde zu einem Schreien, sie hörten rhythmisch Fleisch aufeinanderklatschen und dann den erleichterten Seufzer einer tiefen Männerstimme. Markus grinste dem Jungen zu. »Jetzt kannst du anklopfen«, meinte er. Der Knappe tat wie geheißen, ohne dass eine Reaktion erfolgte. Noch einmal pochte er an die Tür und rief: »Hoher Herr! Eilige Nachrichten vom königlichen Statthalter!«
    Drinnen brummte jemand unwirsch, es polterte, dann folgte ein mürrisches »Herein!«.
    Der Knappe öffnete die Tür und suchte sofort das Weite. Forsch trat Markus ein, verneigte sich kurz und zeigte das Siegel vor, das ihn als Boten Heinrichs von Nassau auswies. Das wächserne Zeichen war vor ein paar Tagen Markgraf Friedrich bei der fast verlustlosen Eroberung Großenhains in die Hände gefallen. Einer seiner Männer hatte es Markus überbracht, zusammen mit der Nachricht, wann die Eroberung von Rochlitz stattfinden sollte: heute.
    Der Kommandant war verschwitzt und schnaufte, während er völlig ungeniert seine Bruche zurechtrückte. Die Frau neben ihm, unverkennbar eine Hure, hatte es nicht eilig, ihre Blöße zu bedecken. Markus versuchte, den Anblick ihrer üppigen nackten Brüste zu ignorieren.
    »Graf Heinrich von Nassau schickt Euch Verstärkung für diese Burg.« Mürrisch sah ihn der Burgherr an. »Wozu das? Denkt er, ich würde hier nicht zurechtkommen?«, blaffte er.
    »Anscheinend hat es sich noch nicht bis hierher herumgesprochen«, erwiderte Markus. »Es gibt Unruhen in der Mark. Gerüchten zufolge soll Friedrich von Wettin Männer um sich scharen.«
    »Der Abtrünnige?« Der Kommandant lachte auf, zog die Hure näher zu sich und umklammerte mit seinen fleischigen Fingern ihre linke Brust. »Der hat sich doch schon vor Jahren in irgendeinem Fuchsbau verkrochen und wurde nie wieder gesehen! Soll er nicht mit nur einem Diener und einem Pferd geflohen sein, wie die Leute erzählen? Woher will
der
eine Streitmacht nehmen, die uns auch nur im Traum gefährlich werden kann?«
    »Ihr habt ganz sicher recht«, stimmte Markus zu. »Doch der Statthalter will kein Risiko eingehen. Deshalb hat er zweihundert Bewaffnete von Freiberg abgezogen und hierher in Marsch gesetzt. Sie werden bald hier sein, heute noch. Ihr seid aufgefordert, Vorbereitungen für ihre Ankunft zu treffen.«
    »Zweihundert?« Der Kommandant zog die Augenbrauen hoch und ließ für einen Moment die Hand ruhen, mit der er die Brust der Hure knetete.
    »Und ich soll wohl für ihren Proviant aufkommen, was?« Als Markus nichts erwiderte, knurrte der Burgherr: »Wir werden zusätzliche Abgaben von den Stadtbewohnern erheben. Der Quartiermeister muss sich um die Unterbringung kümmern. Richte ihm von mir aus, er soll alle

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